Die primäre Aufgabe der archäologischen Denkmalpflege ist die Wahrung des „öffentlichen Interesses“ an der Archäologie. Wie sich dieses konstituiert oder wie es bestimmt werden sollte, hat sich jedoch über die letzten 200 Jahre hinweg maßgeblich geändert. In den weit stärker hierarchischen Gesellschaften Österreichs und Deutschlands vor 200 Jahren war selbstverständlich, dass „öffentliches Interesse“ von oben herab vorgeschrieben wurde: es erging entweder vom Kaiser selbst an dessen Volk (oder Völker), oder aber von der mit „besonderem Sachverstand“ und kaiserlicher Autorität ausgestatteten Bürokratie, der Obrigkeit, an deren Normuntergebene, die Untertanen. Mit dem seitherigen Aufschwung bürgerlicher Gesellschaften gibt es hingegen eine verstärkte Egalisierung der Gesellschaft und eine Neukonzeption der Vorstellung, wie sich „öffentliches Interesse“ konstituieren soll: durch einen „öffentlichen Diskurs“, in dem gleichberechtigte BürgerInnen gleichermaßen gehört werden und gleichberechtigt ihre Interessen vertreten und durchsetzen können. Wie in diesem Beitrag gezeigt wird, ist dieses egalitäre Konzept in der (österreichischen) archäologischen Denkmalpflege bislang kaum angekommen: das Verhältnis zwischen nun wissenschaftlicher statt kaiserlicher Obrigkeit und staatsbürgerlichem Untertan ist im Vormärz steckengeblieben. Die Ursache dafür ist ein vollständiges Fehlen eines öffentlichen Diskurses und die spezifische Ordnung des wissenschaftlichen Diskurses zur Problematik.
The primary task of archaeological heritage management is to represent the “public interest” in archaeology. How this is constituted, or how this interest should be determined, has changed significantly over the past 200 years. In the much more hierarchical societies of Austria and Germany of 200 years ago, it was natural that what was deemed to be the “public interest” was imposed from above: either the emperor dispensed it to his people (or peoples), or the bureaucracy, invested with imperial authority and in possession of “special expertise” , imposed it on its subjects. Yet, with the emergence of democratic systems of governance, societies have become much more egalitarian, and the means by which the “public interest” should be determined has been re-conceptualised: by means of a “public discourse” in which citizens with equal rights must be heard and can represent and advance their own interests. As this contribution demonstrates this egalitarian concept has hardly arrived in (Austrian) archaeological heritage management as yet: the relationship between what is now scholarly rather than imperial authority and the civic subject is still stuck before the 1848 Revolution. The cause of this is the complete lack of a public discourse and the specific form of scholarly engagement with archaeological heritage management.