Einleitung Unsere Gesellschaft hat eine ethische Verpflichtung gegenüber den alten Menschen, ihnen einen angenehmen Lebensabend zu ermöglichen. Insbesondere gilt dies für pflegeabhängige Menschen, wie es bei einem großen Teil der Pflegeheimbewohner der Fall ist. Die Pflegenden sollen den Bewohnern trotz Pflegeabhängigkeit ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Leben ermöglichen und damit deren Lebensqualität erhalten. Da Pflegeeinrichtungen aufgefordert sind, Lebensqualitätsdaten zu veröffentlichen, sollten hierfür geeignete Instrumente genutzt werden. Ziel der Dissertation war es, ein Instrument für die Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQOL) in Pflegeheimen zu testen sowie die HRQOL bei Eintritt in ein Pflegeheim und im Verlauf zu evaluieren. Des Weiteren wurde der Zusammenhang zwischen HRQOL und Pflegeabhängigkeit untersucht. Methodik Eine prospektive Längsschnittstudie wurde in 11 zufällig ausgewählten Pflegeheimen in Berlin und Brandenburg von 2008 bis 2010 durchgeführt. Die HRQOL wurde aus Sicht der Bewohner mittels des Nottingham Health Profile (NHP) in sechs Dimensionen mit 38 Items gemessen und die Pflegeabhängigkeit aus der Perspektive der Pflegenden mittels Pflegeabhängigkeitsskala ermittelt. Die Erhebung des kognitiven Status erfolgte mittels des Mini-Mental-Status-Tests (MMSE). Bei einer voraussichtlichen Aufenthaltsdauer von mindestens vier Wochen wurde die informierte Zustimmung von den Bewohnern respektive ihren gesetzlichen Vertretern eingeholt. Messzeitpunkte für die HRQOL waren die 2., 4. und 12. Woche nach Pflegeheimeintritt. Ergebnisse Von insgesamt 553 neu eingezogenen Pflegeheimbewohnern konnten 286 Bewohner in die Studie zur Testung des NHP eingeschlossen werden. Das Durchschnittsalter betrug 84 Jahre, 69 % der Bewohner waren weiblich. Der NHP konnte bei Bewohnern mit normalem kognitivem Status und mit moderater kognitiver Einschränkung (MMSE > 16 Punkte) angewendet werden. Insgesamt konnte der NHP bei 44 % der Bewohner ausgewertet werden. Die stärksten Einschränkungen der HRQOL waren in den Dimensionen Physische Mobilität (MW ± SD: 53,5 ± 24,0) und Energieverlust (43,7 ± 37,1) zu sehen, in den anderen Dimensionen waren die Werte kleiner 25 (Wert 100 = schlechteste HRQOL). Während des Heimaufenthaltes verbesserte sich die Physische Mobilität signifikant (p = 0,002). Die Emotionale Reaktion verschlechterte sich signifikant (p = 0,047). Die Pflegeabhängigkeit verringerte sich während des Heimaufenthaltes. Es zeigte sich keine signifikante Korrelation zwischen Pflegeabhängigkeit und HRQOL. Schlussfolgerung Der NHP kann bei Bewohnern mit normalem kognitivem Status und moderater kognitiver Einschränkung angewendet werden. Um das Ziel der Pflege, die Erhaltung und Förderung der bestmöglichen HRQOL, zu erreichen, ist die Erhebung der HRQOL aus Sicht der Bewohner notwendig. Hierdurch bieten sich eine zusätzliche Perspektive und ein Informationsgewinn besonders im emotionalen Bereich. Einschränkungen und Probleme der Bewohner, die bei der täglichen Versorgung keine Berücksichtigung finden (können), können durch die Erfassung der HRQOL zu zielgerichteten Interventionen führen.
Introduction Our society has the ethic obligation towards elder people to enable them to spend their remaining years in comfort. This particularly applies to care dependent people, as is the case with most of the nursing home residents. Nursing staff should ensure that residents lead an independent and self-determined life where possible, despite their care dependency, and thus maintain their quality of life. As nursing institutions are required to publish quality of life data they should use the relevant instruments. This dissertation aims at testing an instrument for measuring health-related quality of life (HRQOL) in nursing homes and at evaluating HRQOL upon admission to a nursing home and later. Furthermore, the relation between HRQOL and care dependency were examined. Methods A prospective longitudinal study was conducted in 11 randomly selected nursing homes in Berlin and Brandenburg from 2008 to 2010. The HRQOL from the nursing home residents’ perspective was measured using the Nottingham Health Profile (NHP) in six dimensions with 38 items; care dependency from the nursing staff’s perspective was measured using the care dependency scale. The cognitive status was examined by means of the Mini-Mental-Status-Examination (MMSE). Informed consent was obtained from the residents or their legal representatives for a probable duration of at least four weeks. The times for measuring HRQOL were set for the second, fourth and twelfth week upon admission to the nursing home. Results 286 residents out of a total of 553 newly admitted nursing home residents were included in the NHP test study. The average age was 84 years, 69% of the residents were female. The NHP was used for residents of normal cognitive status and with moderate cognitive restrictions (MMSE >16 points). The NHP was evaluated for 44% of the residents. The strongest limitations to the HRQOL were found in the dimensions of physical mobility (MW±SD: 53.4±24.0) and loss of energy (43.7±37.1), the other dimensions showed values smaller than 25 (value 100 = worst HRQOL). Physical mobility improved significantly during home stays (p=0.002). Emotional reaction deteriorated significantly (p=0.047). Care dependency decreased during the nursing home stay. There was no significant correlation between care dependency and HRQOL. Conclusions The NHP can be applied to residents of normal cognitive status and with moderate cognitive restrictions. For achieving the aim of nursing care, i.e. maintaining and developing a best possible HRQOL, it is vital to examine the HRQOL from the nursing home residents’ perspective. This offers additional perceptions and increasing information, especially in the emotional areas. Restrictions or problems of residents not considered during daily care may be recorded and lead to target- oriented interventions.