A negatively biased perception in patients with major depressive disorder (mdd) is postulated by cognitive theories of depression. Several previous behavioural studies endorse this concept with empirical data. So far, it has remained an open question whether the perceptual bias represents a stable trait in patients with depressive disorder or a transient feature reflecting the current clinical state. A stable trait might enable identification of persons at risk, whereas a transient marker could indicate changes in the clinical state of the depression. The present study focused on the temporal stability of a negative perceptual bias in mdd. In two experiments the perception of emotional stimuli by patients with mdd and healthy control participants was examined. The first experiment investigated the recognition of emotional facial expression. Participants were presented ambiguous facial expressions, artificially morphed from faces expressing a happy, sad or neutral emotion. They were asked to indicate whether they perceived the face presented as sad or happy in a two-alternative forced-choice task. In the second experiment, automatic processing of emotional stimuli was examined. The capacity of emotional expressions to breakinterocular suppression was assessed. The participants performed the same tests three months later in a follow-up experiment. At both timepoints, depressive symptoms were measured using standardized psychopathological questionnaires. During the depressive episode, patients required higher intensities of happiness in order to identify a facial expression as happy. The bias towards a perception of ambiguous faces as sad in patients with mdd was not to be replicated at the follow-up exam when depressive symptoms were reduced. The decrease in negative perceptual bias correlates with a decrease in depressive symptoms. On the level of automatic processing, no preferential access to awareness for negative facial expressions was found, contrasting with previous studies. Our findings indicate that a negative perceptual bias is confined to the depressive episode and can thus be conceived of as a state marker in major depressive disorder.
Kognitive Theorien der Depression gehen davon aus, dass es bei depressiven Erkrankungen zu einer negativen Verzerrung der Wahrnehmung kommt. Frühere Untersuchungen unterstützten dieses Verständnis durch empirische Daten, ohne jedoch die Frage klären zu können, ob dieser negative Einfluss auf die Wahrnehmung eine stabile Eigenschaft ist oder den derzeitigen depressiven Zustand widerspiegelt. Die vorliegende Untersuchung ist der zeitlichen Stabilität einer negativ verzerrten Wahrnehmung von Gesichtsausdrücken bei Patienten mit depressiven Erkrankungen gewidmet. In zwei Experimenten wurde die Wahrnehmung von Emotionen durch Patienten mit unipolarer Depression und gesunde Probanden untersucht. Im ersten Experiment wurde die veränderte Wahrnehmung emotionaler Gesichtsausdrücke bestimmt. Den Studienteilnehmern wurden Bilder von gemorphten Gesichtsausdrücken vorgeführt, die jeweils einen Ausduck zwischen traurig und neutral oder fröhlich und neutral darstellten. Daraufhin sollten sie entscheiden, ob das jeweils gezeigte Gesicht einen traurigen oder fröhlichen Ausdruck aufwies. Im zweiten Experiment wurde die automatische Emotionsverarbeitung mittels der Eigenschaft emotionaler Gesichtsausdrücke, unter interokularer Suppression in die Wahrnehmung der Probanden durchzudringen, untersucht. Eine Folgeuntersuchung mit denselben Tests wurde drei Monate nach der ersten Messung durchgeführt. In der Aufgabe zur Erkennung des gezeigten Gefühlausdrucks zeigte sich in der Patientengruppe eine Verschiebung der Differenzierung zwischen traurigen und fröhlichen Gesichtsausdrücken: Im Vergleich zu gesunden Probanden benötigten Patienten mit mit unipolarer Depression zum ersten Messzeitpunkt eine gesteigerte Intensität des fröhlichen Gesichtsausdrucks, um diesen als fröhlich wahrzunehmen. Nach drei Monaten war der negative Einfluss in der Emotionswahrnehmung im Vergleich mit der Kontrollgruppe vermindert. Der Rückgang des negativen Einflusses auf die Wahrnehmung korrelierte mit der Verringerung depressiver Symptome. Im Gegensatz zur publizierten Datenlage konnten keine Hinweise auf die bevorzugte Wahrnehmung trauriger gegenüber fröhlichen Gesichtern gefunden werden. Zusammengefasst deuten die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung darauf hin, dass depressionsbedingte Veränderungen in der Wahrnehmung emotionaler Gesichtsausdrücke den aktuellen klinischen Zustand des Patienten widerspiegeln und kein stabiler Ausdruck einer generellen depressiven Eigenschaft sind.