Einleitung: Ein unbekannter HIV-Status der Mutter ist die Hauptursache peripartaler HIV-Infektionen in Deutschland. Die Prävalenz der HIV-Testung im Rahmen der Schwangerenvorsorge sowie deren Akzeptanz und Dokumentation im Mutterpass ist Inhalt dieser Arbeit. Zudem werden die Auswirkungen der im Dezember 2007 geänderten Mutterschutzrichtlinien untersucht. Methodik: Für diese prospektive Querschnittsstudie wurden 612 stationär in der Klinik für Geburtsmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin aufgenommene Patientinnen mit Hilfe eines Fragebogens befragt. Dieser beinhaltete Fragen bezüglich möglicher Risikofaktoren für eine HIV-Infektion, der HIV-Testung während der Schwangerschaft sowie der Akzeptanz des HIV-Testangebotes. Die Dokumentation der HIV-Thematik wurde im Mutterpass überprüft. Bei 88 Patientinnen erfolgte die Nachfrage bei dem betreuenden niedergelassenen Geburtsmediziner. Der Studienzeitraum erstreckte sich über die Intervalle Oktober 2006 bis Dezember 2007 und Juni 2008 bis Juli 2008. Ergebnisse: 62,7% der Studienteilnehmerinnen gaben an, dass bei ihrem Frauenarzt ein HIV-Test durchgeführt worden war. 7,5% hatten ein Testangebot abgelehnt und 28,3% hatten keines erhalten. 5,4% der Schwangeren empfanden ein HIV-Testangebot im Rahmen der Schwangerenvorsorge unangenehm oder überflüssig. Im Mutterpass lag bei 56,9% der Patientinnen kein Eintrag bezüglich der HIV-Thematik vor. Die Nachfrage in der geburtsmedizinischen Praxis hierzu zeigte, dass dennoch bei 56,8% dieser Frauen ein Test durchgeführt worden war. Ein Einfluss von Risikofaktoren auf das Angebot und die Durchführung eines Testes sowie auf die Akzeptanz der HIV-Thematik und die Dokumentation im Mutterpass war nicht nachweisbar. Im Vergleich der Studienintervalle vor und nach der Änderung der Mutterschaftsrichtlinien zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der Testsituation nach Angaben der Patientinnen (p>0,05). Bezüglich der Dokumentation im Mutterpass stellte sich hingegen eine signifikante Steigerung der Dokumentation von 41,6% auf 51% dar (p<0,001). Schlussfolgerung: Nahezu ein Drittel der Studienteilnehmerinnen gaben an, dass ihnen ihr Frauenarzt keinen HIV-Test angeboten habe. Dieses Verhalten entspricht nicht den Vorgaben der Mutterschutzrichtlinien. Aufgrund der festgestellten sehr hohen Akzeptanz der HIV-Thematik unter den Schwangeren ist davon auszugehen, dass deutlich mehr Schwangere als bisher ein HIV-Test durchführen ließen, wenn sie ein Testangebot bekämen. Die resultierende geringe Testprävalenz von nur etwa 60% erschwert maßgeblich die Verhinderung peripartaler HIV-Infektionen. Da der Einfluss von Risikofaktoren für eine HIV-Infektion auf die Testsituation nicht nachweisbar ist, kann nicht davon ausgegangen werden, dass vorliegende Risikofaktoren zu einem häufigeren Testangebot führen. Auf Grund der ausbleibenden bzw. geringen Änderung der Test- und Dokumentationssituation nach den aktualisierten Mutterschaftsrichtlinien scheint ein Wechsel des derzeitigen Opt-In-Prinzips zum Opt-Out-Prinzip und die Einführung der Dokumentation der Testdurchführung im Mutterpass den Bedürfnissen der Schwangeren und der Geburtsmediziner entgegenzukommen.
Objective: A leading risk factor for perinatal HIV-infections in Germany is ignorance of the mother’s HIV status. Examining the prevalence of HIV-testing during pregnancy, along with its acceptance among mothers and its documentation in maternity logs (“Mutterpass”), were the main arms of the present study. Furthermore the influence of the updated German Prenatal Care Guidelines on HIV-testing, introduced in December 2007, was examined. Methods: 612 pregnant women who had been admitted to obstetric wards at University Hospital Charité Berlin were evaluated prospectively using a questionnaire. Questions included risk factors for HIV, HIV testing during pregnancy and the acceptance of HIV counselling. Documentation in the patient’s maternity log was checked. In 88 cases, obstetricians in private practice were asked to verify the patients’ HIV-status. The study periods were October 2006 to December 2007 and June 2008 to July 2008. Results: 62.7% of the studygroup had been tested for HIV during prenatal care, 7.5% refused testing and 28.3% were not offered a test. 5,4% of the mothers stated HIV counselling was unnecessary or made them feel uncomfortable. In 56.9% of the cases no information regarding HIV counselling or testing could be found in the maternity logs. Nonetheless according to private obstetricians, 56.8% of these women had been tested for HIV. No statistically significant relationship could be found between risk factors for HIV and HIV testing. The test situation remained similar after the German Prenatal Care Guidelines had been updated (p>0.05). However, documentation of counselling increased from 41.6% to 51% (p<0.001) between the two study periods. Conclusion: Approximately one third of all pregnant women had not been offered HIV testing. This is not in line with current German Prenatal Care Guidelines. With respect to the very high acceptance of HIV counselling of pregnant women, it could be assumed that many more women would agree to testing if they would had been offered a test. The current low test prevalence of only 60% hampers the optimal prevention of perinatal HIV transmission. Risk factors are not associated with increased HIV test offering. Due to the very small change in HIV offering and testing after the updated German Prenatal Care Guidelines, a modification of the current Opt-In to Opt-Out program and of the documentation of testing in the maternity log would better meet the needs of pregnant women and obstetricians.