Aktivistische Archäologie ist ein hochaktuelles Thema, nicht nur aufgrund eines wachsenden Interesses an der Beziehung zwischen Wissenschaft und Aktivismus im Kontext des Klimaschutzes, sondern auch wegen seiner bisherigen geringen Bedeutung in der deutschsprachigen Archäologie – im Gegensatz zur englischsprachigen Diskussion (siehe u. a. Zimmerman 2014; Little und Zimmerman 2010; Stottman 2010). Ein Definitionsansatz einer aktivistischen Perspektive sieht diese als Praktiken der gesellschaftlichen Intervention zur Verbesserung der Lebensumstände, meint also lösungsorientierte Aktivitäten in politischen, sozialen oder ökonomischen Bereichen. Im Hinblick auf die Archäologie scheinen mir zwei Ebenen im Zentrum zu stehen. Während sozialökonomisch orientierte Ansätze die Beziehungen zwischen Archäolog*innen und Gesellschaft in der Forschungsarbeit fokussieren (z. B. die Unterstützung lokaler Akteur*innen im Umfeld einer Ausgrabung), blicken erkenntnisorientierte Perspektiven auf das Potential archäologischer Forschung für gegenwärtige Debatten.