Anhand von Daten aus den DFG-Längsschnittstudien SABA-Plus und AIDA (Projektleitung: Prof. Dr. R. Valtin) wurde untersucht, wie SchülerInnen mit Realschulempfehlung und dem Ziel Abitur den Wechsel von der Grundschule an Gymnasien und Realschulen bewältigen und wie sie sich dort von Klasse 7 bis Klasse 9 entwickeln. Im ersten Teil der Arbeit wurde analysiert, mit welchen Belastungen der Übergang in die Sekundarstufe I für die ca. 80 % der realschulempfohlenen GymnasiastInnen verbunden ist, die das Probehalbjahr am Gymnasium in Berlin jährlich bestehen (N=319). Diese GymnasiastInnen wurden mit SchülerInnen verglichen, mit denen sie die Realschulempfehlung und das Ziel Abitur teilten, die aber nach der Grundschule auf eine Realschule wechselten (N=237). Darüber hinaus wurden zwei Gruppen von SchülerInnen vergleichend hinzugezogen, bei denen die Grundschulempfehlung, die Schulwahl und der dort erreichbare Schulabschluss übereinstimmten: GymnasiastInnen mit Gymnasialempfehlung (N=1039) sowie RealschülerInnen mit Realschulempfehlung und dem Ziel Realschulabschluss (N=258). Im zweiten Teil der Studie wurde die längsschnittliche Entwicklung dieser SchülerInnen an den Gymnasien und Realschulen untersucht. Auf der Basis des Modells der produktiven Problembewältigung im Jugendalter von Fend (1990) wurde das Rahmenmodell Bewältigung schulischer Anforderungen entwickelt, das als Antezedenzien für den erfolgreichen Übergang an die weiterführenden Schulen die Leistungsfähigkeit, den elterlichen Bildungsstatus und die Bildungsaspirationen der SchülerInnen annimmt. Diese werden als Ressourcen für die Bewältigung des Übergangs an die weiterführenden Schulen betrachtet. Die Leistungserfolge nach dem Übergang, die schulischen Ziele, das soziale Umfeld sowie die Ich-Stärke der SchülerInnen mit unterschiedlichen Empfehlungen am Gymnasium und unterschiedlichen Abschlusszielen an der Realschule werden als Ressourcen für die weitere schulische Entwicklung von Klasse 7 bis Klasse 9 angenommen. Es zeigt sich, dass die hier untersuchten Belastungen beim Übergang auf das Gymnasium bei den realschulempfohlenen GymnasiastInnen nicht größer ausfallen als die der GymnasiastInnen mit Empfehlung. An der Realschule hingegen wird das Klassenklima (z.B. Zusammenhalt, Missgunst bei guten Noten) als weniger positiv erlebt. Betrachtet man die längsschnittliche Entwicklung des Abiturziels bei den RealschülerInnen, erweisen sich die Bildungsaspirationen als von der Schulform beeinflusst, in der SchülerInnen leben und lernen. So haben in der 9. Klasse bereits 44 % der RealschülerInnen ihre ehemals hohen Bildungsaspirationen, das Abiturziel, aufgegeben. Demgegenüber sind die GymnasiastInnen mit Realschulempfehlung zu über 90 % diesem Ziel treu geblieben und befinden sich darüber hinaus bereits auf dem direkten Weg zum Abitur. Auch die weiteren Ergebnisse für die längsschnittliche Entwicklung sprechen für die Entscheidung, Kinder mit hohen Bildungsaspirationen trotz Realschulempfehlung am Gymnasium anzumelden, da sie an der Realschule ihre hohen Bildungsaspirationen mit größerer Wahrscheinlichkeit aufgeben: Von den SchülerInnen des hier untersuchten Jahrgangs in Berlin wechselten lediglich 16 % am Ende ihrer Realschulzeit auf eine gymnasiale Oberstufe über. Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, dass sich die vorliegenden Ergebnisse lediglich auf die SchülerInnen mit Realschulempfehlung am Gymnasium beziehen, die das Probehalbjahr bestanden haben. Über die Entwicklung der ca. 20 % der SchülerInnen, die jährlich am Probehalbjahr des Gymnasiums in Berlin scheitern, fehlen bislang längsschnittliche Untersuchungen.
In the longitudinal studies SABA-Plus and AIDA (Director: Prof. Dr. R. Valtin) two research issues were investigated. First, the psychological mastery and school outcomes of four groups of pupils after the changeover from elementary to secondary school were compared. Two groups specified the goal to finish school with Abitur but only received an elementary school teacher s (nonbinding) recommendation for Realschule . After having left elementary school one group of these pupils went to Gymnasium (N=319), the other to Realschule (N=237). Within two other groups the recommendation corresponded with the goal for the final school exam: The third group of pupils had received a teacher s recommendation for Gymnasium and went to this school (N=1039). The pupils of the fourth group got a recommendation for Realschule and also wanted to finish their school-career at Realschule with the final certificate Mittlere Reife (N=258). Second, the developmental changes in psychological variables and school outcomes among pupils of all four groups between grade 7 to 9 were explored. Based on theoretical considerations on productive mastery of demands in adolescence (Fend, 1990), a model of Mastery of school demands is proposed in this study. According to this model mastery depends on personal ressources (e.g. a child s ability, ego-strength, school goals) as well as social ressources (e.g. parents education, the ambience in the classroom). Findings suggest that pupils strains at the Gymnasium do not differ depending on whether they have received a recommendation for Realschule or for Gymnasium from elementary school teachers. At Realschule on the other hand, coherence in the classroom (e.g. co-operation, envy concerning good marks) was generally perceived as less positive. Longitudinal analyses revealed that school goals are deeply influenced by the type of secondary school visited: At Realschule, 44 % of the pupils who had the goal to achieve the final certificate Abitur gave up before reaching grade 10, whereas more than 90 % of the pupils at Gymnasium, who had received a recommendation for Realschule, demonstrated persistence in their goals. It seems to be more difficult to maintainhighly ambitious goals as soon as Realschule is attended. After finishing Realschule, only 16 % of the pupils from this age group changed to a higher-tier school in order to achieve the goal Abitur. When interpreting the findings, the following has to be considered: Findings refer only to those pupils with recommendation for Realschule, who successfully passed the Probehalbjahr (probationary term) at Gymnasium. Up to now, there do not exist any known longitudinal studies on those pupils who received a recommendation for Realschule, but failed the Probehalbjahr at Gymnasium. In Berlin, this group includes 20 % of these pupils each year.