Dass der Bildungsföderalismus in Deutschland eine Forschungslücke darstellt, lässt sich allein daran erkennen, dass es kein einziges Buch mit dem Titel „Der Bildungsföderalismus in Deutschland“ gibt. Wie die Zukunft des Bildungsföderalismus in Deutschland aussieht und welche Perspektiven und Möglichkeiten es gibt, ist eine hoch aktuelle, politisch, gesellschaftlich und wissenschaftlich bedeutsame Frage, der in dieser Arbeit nachgegangen wird. Im theoretischen Teil werden nicht nur die geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklungen untersucht, sondern das Thema wird von unterschiedlichen Perspektiven her beleuchtet: der Juristischen, der Politischen, der Finanziellen und der Gesellschaftlichen. Dass die unterschiedlichen Perspektiven miteinander verschmelzen, zeigt sich in den vier großen Reformoptionen, die in der Wissenschaft diskutiert werden. Dazu zählen eine mögliche Neugliederung des Bundesgebiets, eine Föderalismusreform III, die Aufhebung des Kooperationsverbots und die Errichtung eines Bildungsrats. Die empirische Herangehensweise gliedert sich in eine quantitative und eine qualitative Untersuchung. Die quantitative Untersuchung basiert auf der Fragestellung, ob und inwiefern international die Staatsorganisation (föderal oder zentral) einen Einfluss auf die Schülerleistung nimmt. Bei den verwendeten Datensätzen handelt es sich um PISA, IGLU und TIMSS aus den Jahren 1995 bis 2009. Das zentrale Ergebnis der Untersuchung ist, dass sowohl die Staatsorganisation als auch die finanzielle Lage des jeweiligen Landes keinen signifikanten Einfluss auf die Schülerleistung nehmen, sondern dass der Bildungshintergrund des Elternhauses hoch signifikant ist, was sich auch mit bisherigen Untersuchungen in der Bildungsforschung deckt. Bei der qualitativen Untersuchung steht die Fragestellung um die Zukunft des Bildungsföderalismus im Vordergrund, insbesondere die Frage nach der Zukunft der vier diskutierten Reformoptionen. Hierbei wurden Experteninterviews mit 22 Experten aus den Bereichen Politik und Wissenschaft durchgeführt, die anschließend gegenübergestellt ausgewertet wurden. Zentrale Ergebnisse sind, dass unter den Befragten eine Einigkeit darüber herrscht, dass in nächster Zukunft keine Neugliederung des Bundesgebiets zu erwarten ist und dass der Bildungsföderalismus weiterhin als solcher bestehen bleiben wird. Die Aufhebung des Kooperationsverbots wünschen sich, mit Ausnahme einer Person, zwar alle Experten, aber nur etwa die Hälfte aller Experten erwartet eine tatsächliche Umsetzung einer Grundgesetzänderung. Ein Unterschied zwischen dem politischen und wissenschaftlichen Bereich findet sich bezogen auf die Errichtung eines Bildungsrats: Der Wunsch nach einem neuen Bildungsrat ist bei den Experten im wissenschaftlichen Bereich sehr groß, während er bei den Experten aus dem politischen Bereich eher gering ausfällt.
The federalism in German education is a merely mentioned topic in research. This becomes even salient due to the fact that there is not a single book with the title "The Federalism in German Education". How the future of federalism in German education is going to look like and which perspectives and possibilities it offers is a question of highly current, political, social and scientific value, on which this study focuses. The theoretical part is not only an investigation on the historical and current developments. Rather, the topic is considered from legal, political, economic and social points of view. That these perspectives strongly relate to each other can be shown with the four major options of reform, which are discussed in science. These are a restructuring of the federal territory, the third federal reform, an abolition of the restraint of cooperation between the federal states and the establishment of an educational council. The empirical approach consists of a quantitative and a qualitative research. The quantitative study is based on the question, whether and to what extent the international organisation of states (federal and central) influences students' performances. The set of data are PISA, PIRLS and TIMSS from 1995 until 2009. The central discovery is that both the organisation of states and also the financial circumstances have no significant influx on students' performances. However, the parental degree of education is highly significant, which matches previous research. In the qualitative study, the future of federalism in education is in the focus, especially the prospects of the four discussed options of reform. 22 experts from political and scientific branches were interviewed and, subsequently, their statements were compared and evaluated. The results centrally reveal a consensus among the respondents that a restructuring of the federal territory is not expected within the near future and that the federalism in education is going to persist. Except for one respondent, every expert is for the abolition of the restraint of cooperation between the federal states, but only the half of all experts expect an actual change of the constitution. The difference between the political and scientific realm is found regarding the establishment of an educational council: there is a high demand for a new educational council among the scientific experts, whereas this demand is rather low regarding the political experts.