Hintergrund: Endometriose ist eine benigne, gynäkologische, inflammatorische Erkrankung der Fortpflanzungsorgane und betrifft ca. 10-20 % aller Frauen im fertilen Alter. In vielen Fällen führt Endometriose zu chronischen Schmerzzuständen, welche zu erheblichen körperlichen, seelischen und sozialen Einschränkungen führen. Die Behandlung besteht zurzeit in der operativen Entfernung der Endometrioseläsionen, einer Hormonsubstitution und in der medikamentösen antiinflammatorischen Schmerzbehandlung. Aufgrund der Symptomatik und der chronischen Inflammation kann eine „neuropathische“ Schmerzgenese für die chronifizierten, nicht zyklusabhängigen Endometriose- assoziierten Schmerzen (im Gegensatz zu dem „inflammatorischen“, zyklusassoziierten Phasenschmerz) postuliert werden. Das vom DFNS entwickelte QST-Protokoll fügt bekannte Untersuchungsmethoden in standardisierte Abläufe ein und kann objektive Information über den Funktionszustand des somato- sensorischen Systems liefern. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, herauszufinden, ob es sich bei dem Endometriose-assoziierten Schmerz um einen neuropathischen Schmerz handelt und ob Patientinnen mit chronischen Schmerzen konsekutiv Zeichen einer zentralen Sensibilisierung zeigen. Methoden: 31 Patientinnen mit Endometriose haben an der Studie teilgenommen und wurden in zwei Gruppen eingeteilt. 15 Patientinnen mit zyklischen Schmerzen und 16 Patientinnen mit zyklusunabhängigen Schmerzen. An allen Patienten konnte ein vollständiges QST-Protokoll sowohl an der Hand, als auch am suprapubischen Areal erstellt werden. Zusätzlich wurden 15 gesunde Kontrollprobandinnen als Vergleichsgruppe ebenfalls mit QST untersucht. Die Patientinnen beantworteten zusätzlich einen Fragebogen zu Schmerzstärke und –art, sowie Fragen zu Schmerzempfinden, psychischen und sozialen Aktivitäten. Ergebnisse: Es konnte kein Unterschied zwischen den beiden untersuchten Gruppen aufgezeigt werden. Es konnten auch keine eindeutigen zentralen Sensibilisierungsmechanismen bei den Patientinnen mit Endometriose detektiert werden. Es fand sich ein nicht- nozizeptiver Empfindungsverlust (WDT < 0,001, MDT p<0,05) im Bereich des suprapubischen Areals, und eine Hyperalgesie (HPT p<0,01) auf Hitze auf den Händen der Patientinnen. Insgesamt zeigte sich eine Tendenz zu der Kombination von Verlust und Gewinn sensorischer Funktionen. Im Vergleich zu den gesunden Kontrollen fand sich eine signifikante Druckschmerzhaftigkeit am suprapubischen Areal (PTT p<0.001). Die psychologischen Tests waren unauffällig und zeigten keine Zeichen depressiver oder anderer Komorbiditäten. Schlussfolgerung: Ob es sich bei dem Endometriose-assoziierten Schmerz um einen neuropathischen Schmerz handelt, konnte mit dem QST-Protokoll nicht beantwortet werden. Die gemessenen Veränderungen könnten jedoch Hinweise auf die zugrunde liegenden Mechanismen geben und sollten in weiteren Studien mit vergleichbaren Voraussetzungen weiter erforscht werden. Hier müsste die Komplexität des Schmerzerlebens und der Erkrankung Endometriose sorgfältig mit einbezogen werden.
Background: Endometriosis is a benign gynecological disease and is estimated to be present in 5% to 15% of women in reproductive age. In many cases endometriosis leads to chronic pain conditions, which is a severe disease, causing dependency on medical care and loss of life quality. Current therapy consists of hormone substitution, operative removal of the endometriosis lesions and anti-inflammatory pain treatment. Many studies consider the possibility of a neuropathic pain condition in endometriosis disease due to pathophysiology, histological findings and non-cyclic chronic pain conditions. The recently developed QST-protocol applies classic neurological investigation tools in a standardized procedure to gather objective results and to give information about the function and condition of the somato-sensory nervous- system. The objective of this study was to find out, weather the pain due to endometriosis has a neuropathic element and if patients with chronic pain conditions show signs of a central sensitization. Methods: In a pilot study, 31 Patients with endometriosis participated. They were divided in two groups, 15 patients with pain associated with menstrual cycle and 16 patients with persistent pain. All patients were subjected to the complete QST – protocol, both, hand and suprapubic area. Additionally the protocol was taken from 15 healthy controls for comparison. The pain rating scale (NRS), a precise pain description and a number of psychological tests in specially composed questionnaires were also evaluated. Results: There was no significant difference between both groups as measured with the QST - protocol. There was a loss of function in non-nociceptor pain perception (WDT < 0,001, MDT p<0,05) in the suprapubic area and a gain of function in thermal heat pain perception (HPT p<0,01) in the patients` hands. Main findings were a combination of loss and gain of neural functions. Compared to healthy controls, the patients with endometriosis showed a significantly lower pressure pain threshold (PTT p<0.001). There was no hint for a central sensitization either on the hand or at the suprapubic area of all patients. Psychological findings were within normal range and showed no signs of depressive or anxiety disorders. Conclusions: With the QST - protocol a neuropathic origin of endometriosis pain was not clearly detectable. The detected changes could give a hint to underlying mechanisms but should be investigated in further studies under similar conditions. Endometriosis is an extremely complex disease and all different aspects of the individual situation have to be clearly considered and included.