Hintergrund: Homöopathie wird im deutschen Gesundheitssystem von vielen Patienten angewendet und von einigen gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrags vergütet. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Kosten und den Kostenverlauf von Patienten in einem integrierten Versorgungsvertrag ’Homöopathie’ mit Patienten unter üblicher medizinischer Versorgung zu vergleichen. Methoden: Die Analyse beruht auf anonymisierten Versichertendaten. Diese Daten wurden von der Techniker Krankenkasse zur Verfügung gestellt. Direkte und indirekte Kosten (gesamtgesellschaftliche Sicht, primärer Endpunkt) sowie direkte Kosten alleine (Krankenkassensicht) wurden retrospektiv ausgewertet. Patienten wurden in die Homöopathiegruppe eingeschlossen, wenn sie sich 2011 in den integrierten Versorgungsvertrag Homöopathie einschrieben und die gesamte Beobachtungsperiode bei der Techniker Krankenkasse versichert waren. Versicherte, die ebenfalls über die gesamte Beobach- tungszeit versichert waren, sowie in dem Einschreibequartal der Homöopathiepatienten einen Arztkontakt hatten, jedoch nicht am integrierten Versorgungsvertrag Homöopathie teilnahmen, wurden zufällig aus dem Versichertenpool der Techniker Krankenkasse als Kontrollpatienten gezogen. Das Indexdatum der Beobachtung war das Einschreibedatum der Patienten in den integrierten Versorgungsvertrag Homöopathie. Patienten aus beiden Gruppen wurden mittels Propensity Score Verfahren gematcht. Für die Berechnung des Propensity Scores wurden neben den Kostendaten der vorausgegangen 12 Monate sowohl demographische Variablen, als auch die Anzahl an Krankenhausaufenthalten, sowie Arbeitsunfähigkeitstage der vorausgegangen 12 Monate berücksichtigt. Die Gesamtkosten nach 18 Monaten wurden in Bezug auf die Kostendaten zu Baseline adjustiert und über alle Diagnosen, sowie für sechs spezifische Diagnosen (Depression, Migräne, allergische Rhinitis, Asthma, Atopische Dermatitis und Kopfschmerzen) ausgewertet. Ergebnisse: Für die Analyse standen die anonymisierten Daten von 44.550 Patienten (67,3% Frauen) zur Verfügung. Die direkten und indirekten Gesamtkosten nach 18 Monaten waren in der Homöopathiegruppe höher (adjustierter Mittelwert: EUR 7.207,72 [95% KI 7.001,14–7.414,29]) als in der Kontrollgruppe (EUR 5.857,56 [5.650,98–6.064,13]; p<0,0001). Die größten Unterschiede zeigten sich bei den Kosten aufgrund von Arbeitsunfähigkeit (Homöopathie EUR 3.698,00 [3.586,48–3.809,53] versus Kontrollen EUR 3.092,84 [2.981,31–3.204,37]), sowie den Kosten im ambulanten Sektor (Homöopathie EUR 1.088,25 [1.073,90–1.102,59] versus Kontrollen EUR 867,87 [853,52–882,21]). Die Kostenunterschiede zwischen den Gruppen verringerten sich im Laufe der Zeit. Bei allen spezifischen Diagnosen waren die jeweiligen Kosten in der Homöopathiegruppe höher als in der Kontrollgruppe, jedoch waren diese Unterschiede nicht immer statistisch signifikant. Schlussfolgerung: Verglichen mit der üblichen Versorgung war eine zusätzliche homöopathische Behandlung im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrags mit deutlich höheren Kosten signifikant assoziiert. Die vorliegenden Analysen können somit bisher publizierte Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen durch die Nutzung von Homöopathie nicht bestätigen.
Objectives: The aim of this study was to compare the health care costs for patients using additional homeopathic treatment (homeopathy group) with the costs for those receiving usual care (control group). Methods: Cost data provided by a large German statutory health insurance company were retrospectively analysed from the societal perspective (primary outcome) and from the statutory health insurance perspective. Patients in both groups were matched using a propensity score matching procedure based on socio-demographic variables as well as costs, number of hospital stays and sick leave days in the previous 12 months. Total cumulative costs over 18 months were compared between the groups with an analysis of covariance (adjusted for baseline costs) across diagnoses and for six specific diagnoses (depression, migraine, allergic rhinitis, asthma, atopic dermatitis, and headache). Results: Data from 44,550 patients (67.3% females) were available for analysis. From the societal perspective, total costs after 18 months were higher in the homeopathy group (adj. mean: EUR 7,207.72 [95% CI 7,001.14–7,414.29]) than in the control group (EUR 5,857.56 [5,650.98–6,064.13]; p<0.0001) with the largest differences between groups for productivity loss (homeopathy EUR 3,698.00 [3,586.48–3,809.53] vs. control EUR 3,092.84 [2,981.31–3,204.37]) and outpatient care costs (homeopathy EUR 1,088.25 [1,073.90–1,102.59] vs. control EUR 867.87 [853.52–882.21]). Group differences decreased over time. For all diagnoses, costs were higher in the homeopathy group than in the control group, although this difference was not always statistically significant. Conclusion: Compared with usual care, additional homeopathic treatment was associated with significantly higher costs. These analyses did not confirm previously observed cost savings resulting from the use of homeopathy in the health care system.