This qualitative study builds on theories of development communication, gender and feminism to create and explore a model for gender focused development journalism that empowers and engages ordinary men and women in development plans and processes for their advancement. The Tanzanian mainstream broadcasting media (especially radio) were used as a case study. Given its advantages of immediacy and ability to cross literacy barriers, radio in Tanzania is the most accessed medium by ordinary men and women. The case study employed a combination of interviews with former and current development- oriented journalists, journalism trainers, gender and development/media activists as well as a content analysis of selected broadcasting programmes. In-depth interviews with journalists demonstrated that the understanding and practice of development journalism during the socialistic era was undisputed among practitioners. Meanwhile, in the liberal era, the essence of the practice remained the same but the concept has been given different journalistic names and practical implementation. Retired female journalists were unanimous in their understanding of a gender focus in their reporting. In contemporary times, however, despite the fact that most journalists (men and women) are now trained on gender issues, their understanding of the concept varies. Their application of the concept in practice also seems to be diminishing. While development journalism was mainly a top-down form of communication (authoritative) during the socialistic era, in the liberal era the development-oriented journalists draw on both the Social Responsibility and Libertarian Theories of the media. The ‘state–public service’ broadcasters reflect more of the former while commercial broadcasters employ more of the latter. The programme analysis showed that a gender focused development- oriented journalism is more likely to be practiced in the ‘state–public service’ than in commercial broadcasting. Theoretically (as demonstrated in the interviews), journalists seemed to prefer a participatory stance and some even showed a critical stance; practically (as reflected in their programmes), they performed a more neutral and objective stance while leaning on sources and contributors for the critical role. This contradiction between what journalists say and what they do revolves around three major interrelated influences: political, economic and professional practice. These dimensions have and continue to change the media scene in Tanzania. Nevertheless, most respondents regarded development journalism practice as relevant in contemporary Tanzania. The broadcasting media (radio especially) were recommended as an appropriate outlet for the practice. In particular, some respondents recommended that Public Service Broadcasting (PSB) is an effective model that could set standards for other media to emulate.
Basierend auf Theorien zu Development-Kommunikation, Gender und Feminismus entwirft und evaluiert die vorliegende qualitative Studie ein Modell für einen gender-fokusierten "Entwicklungsjournalismus" (Development Journalism), der sich zum Ziel gesetzt hat, einfache Männer und Frauen innerhalb von Entwicklungsplänen und -prozessen zu ermächtigen. Analyseobjekt ist dabei der Rundfunk (besonders das Radio) in Tansania. Radio gilt dort auch für weniger gebildete Schichten als das Medium mit der größten Reichweite, vor allem durch seine Unmittelbarkeit und die Möglichkeit die Schranken der Illiteralität zu durchbrechen. Diese Fallstudie kombiniert Interviews mit ehemaligen und noch tätigen Development-Journalisten und Journalistinnen, mit verschiedenen Journalistenausbilderinnen und -ausbildern sowie mit Gender-, Entwicklungs- und Medienaktivisten auf der einen Seite, mit einer Inhaltsanalyse ausgewählter Radioprogramme auf der anderen Seite. Die Tiefeninterviews mit den Journalisten ergaben, dass in der sozialistischen Ära des Landes Einigkeit über das Verständnis und die Praxis dieses Berichterstattungsmusters herrschte. In der daran anknüpfenden liberalen Ära bleibt der Kern dieser Ausrichtung erhalten, das Konzept wird aber anders betitelt und auch die Umsetzung hat sich verändert. Heute nicht mehr im Beruf stehende Journalistinnen und Journalisten waren sich noch einig in ihrem Verständnis eines Gender-Fokus in ihrer Berichterstattung. Für aktuell tätige Journalisten und Journalistinnen hat der Genderbegriff jedoch unterschiedliche Bedeutungen, obwohl die meisten von ihnen das Thema Gender in ihrer Ausbildung bearbeitet haben. Die Übertragung des Konzeptes auf ihre journalistische Praxis scheint kaum noch stattzufinden. Während Entwicklungsjournalismus in der sozialistischen Ära hauptsächlich eine Form von autoritärer top-down Kommunikation darstellte, reflektieren Journalisten und Journalistinnen in der liberalen Ära sowohl das Konzept der Sozialen Verantwortung als auch libertäre Medientheorien. Der staatliche ("state-public service") Rundfunk orientiert sich dabei stärker an Ersterem, während kommerzielle Anbieter ihre Inhalte mehr an Letzteren ausrichten. Die durchgeführte Programmanalyse ergab, dass Development-Journalismus mit Gender-Fokus im staatlichen Rundfunk häufiger praktiziert wird, als im privatwirtschaftlichen. Theoretisch und auf der Ebene der Selbstwahrnehmung und -darstellung (ersichtlich aus den Interviews) scheinen Journalisten und Journalistinnen kritische und partizipatorische Positionen einzunehmen; praktisch (wie aus den Programmen deutlich wird) nahmen sie eine neutralere und objektivere Perspektive ein und überließen die Rolle der Kritik anderen Akteuren und Mediennutzern. Dieser Widerspruch aus dem, was gesagt wurde und dem, was praktiziert wird, ergibt sich durch drei ineinandergreifenden Einflussfaktoren: die politische, wirtschaftliche und professionelle Praxis. Diese Faktoren haben die tansanische Medienlandschaft kontinuierlich geprägt. Alle Interviewpartner haben der entwicklungsjournalistischen Praxis auch heute eine starke Bedeutung in Tansania zugesprochen. Die Rundfunkmedien (insbesondere das Radio) wurden als angemessener Rahmen für diese Praxis wahrgenommen. Manche Gesprächsteilnehmer betonten, dass ein funktionierendes öffentlich-rechtliches Rundfunkmodell effektiv Standards für andere Medien setzen könnte.