Zusammenfassung Sturzhäufigkeit, -folgen und -risiko in deutschen Kliniken und Pflegeheimen Hintergrund: Stürze und sturzbedingte Verletzungen gehören zu den vorrangigen Problemen gerade bei älteren Menschen. Ungefähr 50 % der Pflegeheimbewohner stürzen mindestens einmal pro Jahr. Stürze in Kliniken ereignen sich, je nach Fachbereich, bei drei bis 37 % der Patienten. Nur wenige Studien beziehen mehrere Institutionen oder verschiedene Einrichtungsarten mit ein. Laut World Health Organisation sollte die Sturzgefährdung von Patienten und Bewohnern eingeschätzt werden, um gezielt sturzprophylaktische Maßnahmen ergreifen zu können. Obwohl im internationalen Kontext eine Reihe von pflegerischen Einschätzungsinstrumenten existieren, wurde bislang kein Instrument in deutschen Einrichtungen validiert. Ziel dieser Promotion ist, Sturzhäufigkeit und folgen in deutschen Kliniken zu beschreiben, die Sturzrate in Pflegeheimen und Kliniken zu vergleichen und ein ausgewähltes Sturzrisikoeinschätzungsinstrument, nämlich das Hendrich- Sturzrisikomodell, auf Reliabilität und Validität in Pflegeheimen und Kliniken zu untersuchen. Methode, Stichprobe: In den Jahren 2001 bis 2004 wurden bundesweit in 226 Einrichtungen Stichtagserhebungen mittels Fragebogen durchgeführt. Insgesamt wurden Daten von 18.391 Klinikpatienten und 5.603 Pflegeheimbewohnern ausgewertet. Ergebnisse: Insgesamt 3,5 % der Patienten stürzten während ihres Klinikaufenthaltes. Von diesen erlitten 11,9 % eine schwere Verletzung. Die Rate der Erststürze lag für die Klinikpatienten bei 4,7 (2002) beziehungsweise 4,2 (2004) Stürzen und für die Pflegeheimbewohnern bei 4,5 (2002) beziehungsweise 5,1 (2004) Stürzen auf 1000 Behandlungstage. Die interne Konsistenz als Aspekt der Reliabilität des Hendrich- Sturzrisikomodells wurde mittels Kuder Richardson 20 errechnet. Die Werte lagen bei KR 20= 0,49 für die Klinikpatienten und KR 20= 0,34 für die Pflegeheimbewohner. Für die Untersuchung der Konstruktvalidität wurde eine Korrelation des Hendrich- Sturzrisikomodells mit der Pflegeabhängigkeitsskala (8) mittels Spearman Rho durchgeführt. Es zeigte sich eine hohe Korrelation bei den Klinikpatienten (r = -0,71; P < 0,001) und eine mittlere bei den Pflegeheimbewohnern (r = -0,51; P < 0,001). Schlussfolgerungen: Die Sturzraten der Klinikpatienten und Pflegeheimbewohner unterschieden sich wenig. Somit sollte auch in Kliniken insbesondere für ältere Patienten ein Sturzprophylaxeprogramm eingeführt werden. Das Hendrich- Sturzrisikomodell erwies sich für die Kliniken, aber nicht für die Pflegeheime als geeignet.
Abstract Frequency, consequences and risk of falls in German hospitals and nursing homes Background: Falls and fall-related injuries are serious problems in the elderly. About 50% of the nursing home residents fall at least once per year. Three to 37% of the hospital patients fall during hospital stay while this variety depends on the hospital setting. Only few studies include several institutions or different settings. Due to World health Organisation, the risk of falls of patients and residents is to be assessed to implement targeted fall preventive measures. There exist a variety of nurse- related fall risk assessment instruments, though those instruments were not validated in German health care institutions yet. Aim of this thesis is to describe frequency and consequences of falls in German hospitals, to compare the fall rate of hospitals and nursing homes and to test the validity and reliability of the Hendrich Fall Risk Model. Method, sample: From 2001 to 2004, prevalence studies in 226 health care institutions were conducted. Data of 18 391 hospital patients and 5 603 nursing home residents were analysed. Results: 3,5% of the hospital patients fell during their hospital stay. Of those, 11.9% suffered a serious injury. The rate of first falls in the hospital patients was 4.7 (2002) respectively 4.2 (2004) and in the nursing home residents 4.5 (2002) respectively 5.1 (2004) in 1000 patient days. The internal consistency as an aspect of reliability of the Hendrich Fall Risk Model was calculated using Kuder Richardson 20. The internal consistency of the hospital patients was KR 20= 0.49 and of the nursing home residents KR 20= 34. The correlation between the Hendrich Fall Risk Model and the Care Dependency Scale was investigated using Spearman Rho (construct validity). There was a high correlation for the hospital patients (r= -0.71; p< 0.001) and a medium correlation for the nursing home residents (r= -0.51; p< 0.001). Conclusions: There were only minor differences between the fall rates of the patients and the residents. Therefore, fall prevention measures should be implemented in the hospitals, especially for elder patients. The Hendrich Fall Rsik Model is suitable for hospitals but not for nursing homes.