Die moderne Medizin ist eine der größten gesellschaftlichen Leistungen zum Schutz der Gesundheit, zur Bekämpfung von Krankheiten und zur Verlängerung des Lebens. Vor dem Hintergrund weltweiter Auswirkungen der Globalisierung, die sich über die Grenzen von Nationalstaaten hinweg ausbreitet und sowohl die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie die Umwelt als auch nationalstaatliche Gesundheitssysteme weltweit herausfordern, muss Gesundheit weltweit und systematisch neu betrachtet und bewertet werden. In Deutschland hat das Thema der Globalen Gesundheit bereits seit der Ebola Epidemie 2014/15 in West-Afrika, aber insbesondere seit Beginn der COVID-19 Pandemie an politischer Aufmerksamkeit gewonnen. Durch diese sind die Bedrohungen viraler Erkrankungen für die wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Stabilität weltweit offensichtlich gewordenen. Um zukünftigen Herausforderungen der Globalen Gesundheit begegnen zu können, wird innovative und transformative Kapazität benötigt. Da sich die erwarteten politischen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Veränderungen weltweit immer schneller verändern, wird Innovation bereits heute notwendig. Gleichzeitig muss bereits heute über zukünftige Herausforderungen nachgedacht werden, um in der Lage zu sein, den zukünftigen und noch nicht vorhersehbaren Herausforderungen (known unknowns) begegnen zu können. Dazu ist die Unterstützung und Finanzierung von unabhängiger transdisziplinärer Wissenschaft zum Thema Globale Gesundheit im ausschließlichen Interesse des Allgemeinwohls zwingend notwendig. In diesem Prozess sollte überdacht werden, wo und wie das biomedizinische Modell der krankheitsfokussierten Medizin durch sozialmedizinischen Innovationen sinnvoll ergänzt werden kann. Das setzt auch voraus, dass die Curricula der medizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Lehre dahingehend überarbeitet werden. Parallel müssen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der Globale Gesundheit die Bedingungen geschaffen werden, die Kreativität und den Umgang mit Risiken erlauben, denn sich auf etwas Neues einzulassen, bedeutet immer auch ein Risiko einzugehen bedeutet (disruptive innovation). Wissenschaftliche Einrichtungen wie die Charité-Universitätsmedizin Berlin könnten dabei die Funktion eines Leuchtturms für die Gesundheitsaspekte in den Irren und Wirren der gesellschaftlichen Transformationen übernehmen und damit eine Tradition von über 300 Jahren an der Spitze des medizinischen Fortschritts und des Gesundheitswesens für die Zukunft fortschreiben. Dazu müsste die Globale Gesundheit im Verständnis Virchows unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen formuliert werden. Die Zukunft einer nachhaltigen Globalen Gesundheit muss dabei zwingend innerhalb der Grenzen des „Systems Erde“ formuliert werden und sollte sozialökonomisch, sozialökologisch und sozialmedizinisch im Dienste der Allgemeinheit ausgerichtet sein.