Weltweite Wissensexplosion und -fragmentierung sowie immer kürzer werdende Produktlebenszyklen haben die Wettbewerbslandschaft in den letzten Jahrzehnten nachhaltig verändert. Um erfolgreich am Markt zu bestehen, sind Unternehmen gezwungen ihre Wertschöpfungsstrukturen und Leistungsprogramme permanent anzupassen. Hierbei kommt der Absorptive Capacity hohe Bedeutung zu. Sie definiert sich als die Fähigkeit, außerhalb der Unternehmensgrenzen verfügbares Wissen aufzunehmen und für die Entwicklung von Innovationen zu nutzen. Dass das Konzept bereits ausreichend durchdrungen ist, wird jedoch bezweifelt. So ist zu beobachten, dass ein Großteil der vorliegenden Untersuchungen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen analysiert und quantitative Verfahren zur Erfassung der Absorptive Capacity heranzieht. Die konkreten Abläufe und Funktionsweisen des Absorptionsprozesses bleiben hingegen meist unberücksichtigt. Vertiefende qualitative Untersuchungen fehlen weitgehend. Die vorliegende Dissertation setzt hier an. Konkret wird der Absorptionsprozess auf Basis von Fallstudien in zehn Unternehmen untersucht. Hierbei werden zunächst 29 Absorptionsroutinen und -praktiken identifiziert und mit Fallbeispielen hinterlegt, in denen die Absorptive Capacity ihren Niederschlag findet. Zweitens erfolgt erstmalig eine systematische Erfassung und Analyse von sieben in der Praxis auftretenden Barrieren, die die Absorption be- oder verhindern. Dabei wird deutlich, dass die untersuchten Unternehmen über unterschiedliche Routine- und Barrieremuster verfügen und die praktische Ausgestaltung variiert. Zudem wird gezeigt, dass zwischen den Prozessen und Barrieren komplexe Abhängigkeiten und Wechselwirkungen bestehen. Die Ergebnisse lassen weiter die Schlussfolgerung zu, dass weder die Wissensintensität einer Branche noch das Vorhandensein einer F&E-Abteilung; signifikanten Einfluss auf in der Praxis beobachtbaren Routinen, Praktiken und Barrieren haben. Stattdessen stellten sich u.a. Strategie, Struktur und Kultur der Unternehmen als relevante Einflussfaktoren heraus. Die Arbeit leistet mit diesen Erkenntnissen einen signifikanten Beitrag zur Absorptive Capacity Forschung. Sie ergänzt die sonst eher theoretischen oder quantitativen Betrachtungen um qualitative Einblicke in die Funktionsweise der Absorptive Capacity. Die Ergebnisse belegen dabei die erweiterte Anwendbarkeit des Konstrukts außerhalb des F&E-Bereichs.; Weiter wird das Konzept der „Absorptionsbarriere“ erstmalig in die Forschung integriert. Schließlich haben die Ergebnisse praktische Relevanz. So können konkrete Handlungsempfehlungen herausgearbeitet werden, wie Unternehmen die Absorption organisieren und verbessern können.
During the past decades global knowledge explosion and fragmentation as well as shortening product life cycles have sustainably changed the competitive landscape. In order to prevail, companies are forced to continuously adapt their value chains and of-fering portfolios. In doing so absorptive capacity, i.e. the capability to absorb knowledge outside the corporate limits and use it for the development of innovations, takes an im-portant role. However, whether the concept has been sufficiently explored is in question. For instance, it can be observed that the majority of studies analyze R&D; departments and use quantitative methods to measure absorptive capacity. Insights into the specific processes on the other hand remain mostly ignored. In-depth qualitative studies are lacking. To close these gaps, this dissertation examines absorptive capacity based on a cross-case analysis of ten case studies. As a result, 29 routines and practices that firms use to enact absorptive capacity are extracted and supported with case examples. Second, seven bar-riers to absorbing external knowledge are identified. It is shown, that patterns of rou-tines and barriers vary across the companies investigated. In addition, the results con-firm that there are complex dependencies and interactions between the different components. The results further support the conclusion that neither the knowledge in-tensity of an industry nor the presence of an R&D; department significantly influences observable routines or barriers. Instead, corporate strategy, structure and culture prove to be influential factors. The findings of the dissertation contribute to research on absorptive capacity in several ways. First, qualitative insights to previously mainly theoretical or quantitative consid- erations are added. Second, it highlights the applicability of the concept beyond the R&D; context. Third, barriers to knowledge absorption are introduced to the absorptive capacity literature for the first time. Finally, the dissertation provides recommendations to practitioners on how to develop and increase absorptive capacity.