Es gibt deutliche Hinweise, dass chronischer Lärm als unspezifischer Stressor unter anderem in der Pathogenese von Herzkreislauferkrankungen eine Rolle spielt. Nicht nur der Lärmpegel, sondern auch die subjektiv empfundene Belästigung kann dabei Stressreaktionen des Körpers auslösen, die bei langer Dauer zur Erhöhung von Risikofaktoren bzw. zum Auftreten von manifesten Erkrankungen beitragen kann. Hierbei hängt die Lärmbelästigung zwar zum einen vom Lärmpegel, aber nach bisherigen Erkenntnissen auch von der Lärmempfindlichkeit als ein Persönlichkeitsmerkmal ab. Die vorliegende Arbeit untersuchte, ob und wie hoch der Zusammenhang zwischen der berichteten Lärmbelästigung am Arbeitsplatz mit der Lärmempfindlichkeit ist. Darüber hinaus wurde der Einfluss von Geschlecht und soziodemographischen Faktoren überprüft. Es wurden die Daten aller berufstätiger Patienten (1355 Männer mit einem Altersmittelwert von 51,8 Jahren und 314 Frauen mit im Mittel 50,6 Jahren) ausgewertet, die an der NaRoMI(Noise and Risk of Myocardial Infarction)-Studie teilnahmen. Sowohl für den Zusammenhang der Lärmempfindlichkeit mit der selbsteingeschätzten Lautheit am Arbeitplatz gab es im multivariablen Modell eine signifikante geringgradige Erhöhung des Risikos (adjustierte OR=1,01 für die Männer und 1,02 für die Frauen)als auch mit der angegebenen Arbeitslärmbelästigung (OR 1,03 bzw. 1,05). Bei den Männern zeigt sich, dass niedrigere Schulbildung mit einem 2,1fach erhöhten Risiko verbunden war, seinen Arbeitsplatz als laut einzuschätzen; auch niedrigeres Einkommen führte zu einer 1,75fachen Erhöhung. Mit dem Alter nahm die selbsteingeschätzte Lautheit tendenziell ab (adjustierte OR 0,98). Auch bei der berichteten Arbeitslärmbelästigung führte zunehmendes Alter bei den Männern zu einer geringeren Belästigung (OR 0,98). Fazit: Die Persönlichkeitseigenschaft Lärmempfindlichkeit scheint die angegebene Arbeitslärmbelästigung zu erhöhen. Der Zusammenhang ist jedoch eher gering, so dass es nötig erscheint, in zukünftigen Studien über Gesundheitsrisiken chronischer Lärmbelastung am Arbeitsplatz beide Variablen unabhängig voneinander zu erfassen. Da höhere Lärmempfindlichkeit nach dem heutigen Wissensstand zu Gesundheitsstörungen bzw. psychischen Störungen führen kann, wäre eine Identifizierung dieser Arbeitnehmergruppe wichtig, um geeignete Schutzmaßnamen ergreifen zu können.
There is evidence that the chronic exposure to noise as an unspecific element of stress plays a role in the context of the pathogenesis for example of cardiovascular diseases. Not only the noise level itself, but also the annoyance through noise, that is experienced by people individually can both cause stress reactions. These reactions can in the long term cause an increasing risk for the development of manifest diseases. In this context there is evidence that noise annoyance depends on the one hand on the absolute noise level, but on the other hand also on noise sensitivity as an individual characteristic of people. This study analysed the intensity of the correlation between noise annoyance in working environments and noise sensitivity. Moreover, the influence of sex and socio-demographic factors was investigated. Data of all working patients (1355 men with an average age of 51,8 years and 314 women with an average age of 50,6 years), who were taking part in the NaRoMI(Noise and Risk of Myocardial Infarction)-study were analysed. The multivariable analyses showed a marginal positive association between noise sensitivity and self-estimated loudness (adjusted OR=1,01 for men and 1,02 for women) as well as noise annoyance at the workplace(1,03 resp. 1,05) which were both statistically significant. The data showed, that lower school education of men was leading tho a 2,1-fold increased chance of assessing the own working experience as "loud"; lower income lead to a 1,75-fold rise. With an increasing age the self-estimated loudness decreased (adjusted OR 0,98). Noise annoyance at the workplace also decreased with men's increasing age (OR 0,98). Conclusion: The personal characteristic of noise sensitivity obviously enhances the noise annoyance at the workplace. However, the correlation between both factors obviously is raher low. In futur studies on health risk due to chronic noise exposure within working environments it therefore will be necessary to record both variables independently. Since we do know that high noise sensitivity can lead to health problems and psychiatric disorders, the identification of people that are affected within their working environment is important in order to take the initiative for appropriate safety measures.