Hintergrund: Empathie spielt eine Schlüsselrolle für zwischenmenschliche Beziehungen und prosoziales Verhalten und ist abhängig von verschiedenen soziodemographischen sowie möglicherweise genetischen Faktoren. Dabei beeinflussen sowohl Geschlecht und Alter als auch der Neurotransmitter Oxytocin die Empathiefähigkeit. Für das Oxytocinrezeptorgen liegen verschiedene Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNP) vor, bei denen Assoziationen mit psychiatrischen Erkrankungen wie autism spectrum disorder (ASD) gefunden wurden, deren Krankheitsbild sich unter anderem durch einen Mangel an Empathie auszeichnet. Material und Methoden: Die Studie untersucht die Wirkung bestimmter Faktoren auf die Empathiefähigkeit von Personen. Hierbei stehen soziodemographische Faktoren wie Geschlecht und Alter, aber auch die Rolle des Oxytocinrezeptorpolymorphismus OXTR rs2268498 im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Messung der Empathie erfolgt dabei anhand von Selbsteinschätzungsfragebögen wie dem Saarbrücker Persönlich-keitsfragebogen (SPF) und dem Empathy Quotient (EQ) sowie dem Multifaceted Empathy Test (MET). Die Untersuchung erfolgte an gesunden Frauen (N = 88) und Männern (N = 97) im Alter von 21 bis 30 Jahren (M = 25,7 Jahre) und von 31 bis 50 Jahren (M = 38, 6 Jahre). Ergebnisse: Frauen zeigten sich sowohl bei den beiden Selbsteinschätzungs-fragebögen als auch im objektiven Testverfahren empathischer als Männer. Die ältere Probandengruppe erreichte in einem Testverfahren (SPF) höhere Ergebnisse bei der Empathiefähigkeit. Bei der kognitiven Empathie war der Geschlechterunterschied innerhalb der jüngeren Gruppe besonders groß und bei der älteren Gruppe nicht vorhanden. Es konnte ein Trend für ein besseres Abschneiden weiblicher Majorallelträgerinnen bei einem Subtest des EQ beobachtet werden. Bei dem SPF Fantasy erreichten die männlichen Majorallelträger deutlich niedrigere Ergebniswerte. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Frauen eine erhöhte Empathiefähigkeit besitzen sind als Männer. Im Hinblick auf die kognitive Empathie scheinen sich diese geschlechtsspezifischen Unterschiede mit zunehmendem Alter aufzuheben. Ältere Menschen zeigen sich dabei empathischer als jüngere. Inwieweit genetische Variationen des Oxytocinrezeptorgens bei der Empathiefähigkeit eine Rolle spielen bleibt unklar. Für den SNP OXTR rs2268498 konnte keine Assoziation mit einer deutlich verminderten Empathiefähigkeit gefunden werden.
Background: Empathy as a key role factor in human relationships and prosocial behavior depends on sociodemographic factors and might depend on genetic factors as well. Gender and age have an impact on empathy as well as the neurotransmitter Oxytocin. Recent studies found an association between single nucleotide polymorphisms (SNPs) of the oxytocin receptor gene (OXTR) and psychiatric diseases such as autism spectrum disorder (ASD) which are clinically characterized by a lack of empathy. Material and methods: This study tested the effect of certain factors on the capacity of empathy. Here we tested for sociodemographic factors such as gender and age, as well as for an association with variations of the oxytocin receptor gene variation OXTR rs2268498. Therefore, empathy was tested by self-report questionnaires such as the Interpersonal Reactivity Index (IRI), the Empathy Quotient (EQ) and the Multifaceted Empathy Test (MET). The analysis included 88 healthy females and 97 healthy males in two age groups: one of 21 to 30 years (M = 25,7 years) and one of 31 to 50 years (M = 38,6 years) old. Results: Females were shown to be more empathetic in both self-report questionnaires and in the objective test compared to males. The group of older participants demonstrated higher capacity for empathy compared to the younger group in one self-report questionnaire (IRI). The difference between men and women was most pronounced in cognitive empathy, but only observable in the younger group. There was a trend for higher trait empathy reactivity in female majorallele carriers in the EQ. Male majorallele carriers reached higher levels in the IRI fantasy score. Conclusion: The results indicate that women tend to be more empathetic than men. However, these sex-realted differences could not be shown for cognitive empathy. To which extent genetic variations of the oxytocin receptor gene play a role in abilities remains unclear. There was no association between the SNP OXTR rs2268498 and an explicit lack of trait empathy.