ZIEL: Die radikale vaginale Trachelektomie (RVT) stellt unter definierten Voraussetzungen eine fertilitätserhaltende und onkologisch sichere Operationsmethode für Patientinnen mit Zervixfrühkarzinom und prospektivem Kinderwunsch dar. Die in der Literatur beschriebenen Schwangerschaftsraten nach der Operation liegen zwischen 40 und 80 %. Schwangerschaften nach RVT sind durch eine Frühgeburtsrate von 30 % und eine frühe Frühgeburtsrate von 12% verkompliziert. Ziel dieser prospektiven Studie ist es, das neonatologische Outcome der Kinder von Patientinnen nach RVT anhand von Parametern wie kindliche Daten, der Apgar-Wert und der Bayley Scales of Infant Development zu beurteilen. METHODE: 154 Patientinnen mit Zervixkarzinom, die zwischen 03/95 und 02/08 eine radikale vaginale Trachelektomie erhalten hatten, sowie deren behandelnde Ärzte wurden zu Kinderwunsch, Schwangerschaft und dem neonatalen Outcome befragt. Mutterpässe, Kinderhefte und Arztbriefe zu stationären Aufenthalten sowie Verläufe aus den jeweiligen sozialpädiatrischen Zentren wurden eingesehen und ausgewertet. Es handelt sich um eine Fallkontrollstudie. Daten der Kontrollkinder wurden aus dem Charité-eigenen Patientenkollektiv entsprechend dem Gestationsalter und dem maternalen Entbindungsalter gematcht. Der Wilcoxon-Test und der McNemar-Test überprüfen die Rang- und Häufigkeitsunterschiede in den beiden verbundenen Stichproben auf statistische Signifikanz. ERGEBNIS: Daten von 96 Patientinnen konnten ausgewertet werden. 55 Schwangere von 68 Patientinnen mit Kinderwunsch bei Zustand nach RVT wurden von 58 Kindern entbunden (55/68; 80,9 %). 13 von 68 Patientinnen mit aktuellem Kinderwunsch sind nicht schwanger geworden (13/68; 19,1 %). 28 Patientinnen hatten keinen aktuellen Kinderwunsch (28/96; 29,2 %). 43,2 % aller Schwangeren hatten einen vorzeitigen Blasensprung. 30 Frühgeborene wurden geboren (30/58; 51,7 %), davon 17 (17/58; 29,3 %) < 32\. SSW und sieben (7/58; 12,1 %) < 28\. SSW. Bei Frühgeborenen < 32\. SSW fanden sich signifikant häufiger vorzeitige Blasensprünge (p=0,008). Trotz der leicht erhöhten Rate an Neugeboreneninfektionen bei Frühgeborenen nach RVT zeigte sich kein Nachteil für das Outcome der Kinder. Tendenziell lässt sich sogar eine verringerte Gesamtmorbidität bei Kindern nach RVT beobachten. SCHLUSSFOLGERUNG: Schwangerschaften nach RVT sind durch eine PPROM (preterm premature rupture of membranes) verkompliziert und führen zu Frühgeburten. Sie sind ebenso durch eine verkürzte Tragzeit, erhöhte Hospitalierung und intrauterine Infektionen verkompliziert. Die postnatale Morbidität ist bei den Kindern nach RVT tendenziell geringer, denn die Frauen werden schon während der Schwangerschaft intensiver überwacht und die Versorgung der Kinder in Level-1-Perinatalzentren wird gewährt. Neugeborene von Patientinnen nach RVT zeigen kein zusätzliches Risiko durch den mütterlichen Eingriff, ihr langfristiges neonatologisches Outcome ist nicht beeinträchtigt. Frühgeborene sollten in der neonatalen Nachsorge durch ein sozialpädiatrisches Zentrum betreut werden. Das unveränderte Outcome muss für die radikale abdominale Trachelektomie (RAT) noch bewiesen werden. Nachfolgende Studien sollten außerdem das unveränderte Langzeitoutcome auch im Schulalter nachweisen.
OBJECTIVE: Radical vaginal trachelectomy (RVT) as a fertility-preserving surgery in patients with early-stage cervical cancer is proven to be oncologically safe. After RVT, pregnancy rates vary between 40 % and 80 %. Outcome of infants is complicated by a preterm delivery rate of 30 – 50 %. We investigated pregnancy and neonatal outcome after RVT. METHODS: A total of 154 patients with cervical cancer underwent RVT between March 1995 and February 2008. Desire to conceive, pregnancy data, and neonatal outcome were prospectively recorded. Infants’ data were pair-matched to data of a control group according to weeks of gestation. Bayley scales of infant development scores were recorded in the group of preterm-delivered infants. RESULTS: Fifty-five women who underwent RVT gave birth to 58 children. Twenty-five (43 %) pregnancies were complicated by preterm rupture of membranes. Thirty infants (52 %) were born preterm, of with 17 (29 %) were < 32 gestational weeks (GW) and seven (12 %) were < 28 GW. There were significantly more premature rupture of membranes in pregnancies after RVT. Despite a higher occurrence of postnatal infections in newborns of mothers who underwent RVT, long-term outcomes are not affected negatively. Regarding overall morbidity, a trend to fewer postnatal complications, compared with the control group, was found. CONCLUSION: Postnatal morbidity in infants of women who underwent RVT, based on trend, is decreased compared with controls. Intense medical observation and treatment during pregnancy, birth, and neonatal period may explain this finding. Neonates in the RVT group have a non-significantly elevated risk for postnatal infections. They do not show an additional risk due to the maternal operation. Their long-term postnatal outcome is not affected negatively.