Veränderungen des Selbsterlebens gelten als ein zentrales Element der Schizophrenien. Hiervon ausgehend ist es möglich die vielfältigen bei Schizophrenie auftretenden Symptome zu erklären. Die mit verändertem Selbsterleben einhergehende Hyperreflexivität und Selbstentfremdung sowie Störung der vitalen Selbstaffektion führen dazu, dass die Aufmerksamkeit zunehmend statt auf äußere, auf innere Prozesse gerichtet wird. Es kommt zu einer Abkehr von der Außenwelt. Von außen betrachtet, stellt sich eine zunehmende Negativsymptomatik ein. Kortikalen Mittellinienstrukturen wird eine zentrale Rolle bei selbstreferenziellen Prozessen zugesprochen und abweichende Aktivierungsmuster innerhalb der kortikalen Mittellinienstrukturen bei an Schizophrenie Erkrankten wurden vielfach beschrieben. Neben einer Überprüfung der Hypothesen, dass 1) in kortikalen Mittellinienstrukturen selbstreferenzielle Verarbeitung erfolgt und 2) sich eine Störung dieser Prozesse bei Schizophreniepatient*innen in einer abweichenden Aktivierung derselben zeigt, war 3) der Zusammenhang von Negativsymptomatik und selbstreferenziellen Prozessen von besonderem Interesse. Alle Studienteilnehmer*innen bearbeiteten während des fMRT eine Selbstreflexionsaufgabe, die Selbst-Evaluations- und semantisches Gedächtnis-Stimuli enthielt. Mittels Selbst vs. Semantik-Kontrast wurden während der Selbstreflexion aktive Areale dargestellt. Negativsymptomatik wurde mittels SANS, komorbide depressive Symptome mittels BDI und etwaige neurokognitive Defizite mittels BACS erfasst. 30 Patient*innen und 38 Kontrollproband*innen wurden in die finale Analyse eingeschlossen. Im Selbst vs. Semantik-Kontrast konnte eine verstärkte Aktivität innerhalb MPFC, ACC, PCC und Precuneus gezeigt werden. Ein signifikanter Gruppenunterschied lag nicht vor. Innerhalb der Patient*innengruppe korrelierten SANS- Globalwerte von Anhedonie (r = .67, p < 0,001), Affektverflachung (r = .61, p = 0,001) und Alogie (r = .5, p = 0,009) positiv mit der Aktivität innerhalb des VMPFC. Die Rolle kortikalen Mittellinienstrukturen bei selbstreferenziellen Prozessen konnte somit bestätigt werden. Entgegen unserer Erwartungen ließ sich kein signifikanter Gruppenunterschied im Selbst>Semantik Kontrast objektivieren. In einem explorativen Ansatz konnte ein Zusammenhang zwischen Negativsymptomatik und 8 selbstreferenzieller Verarbeitung im VMPFC gezeigt werden. Als mögliche Erklärungsansätze kommen kompensatorische Hyperaktivität, Beeinflussung durch negative Emotionen, Rumination bei komorbid depressiver Symptomatik aber auch ein Zusammenhang mit Hyperreflexivität in Frage. Die in der vorliegenden Arbeit erfolgte Betrachtung von Negativsymptomatik als Manifestation einer zugrundeliegenden Veränderung des Selbsterlebens kann somit einen Beitrag zu einer komplexeren, nicht rein defizitären Betrachtungsweise und Annäherung an die Patient*innenperspektive leisten.
Self-disorder can be seen as the core of schizophrenia and the many associated symptoms may be explained as its manifestation. Hyperreflexivity and alienation as well as a loss of self-affection could lead to a progressive shift of attention from outer to inner experiences, manifesting as so-called negative symptoms. Cortical midline structures play a central role in self-reflection and abnormal activity within those has been shown in schizophrenia. In this study we aimed to replicate these findings. Our main interest was to show if there is a connection between negative symptoms and activity in cortical midline structures during self-referential processing. We used functional magnetic resonance imaging to examine brain activation during the performance of evaluative judgments as opposed to semantic memory retrieval. Negative symptoms in schizophrenia patients were assessed using SANS, symptoms of depression and neurocognition in all participants using BDI and BACS. 30 patients and 38 healthy subjects were included in the final analysis. Evaluative judgment produced significant activation in MPFC, ACC, PCC and Precuneus. There was no group-difference. Within schizophrenia patients, there was a significant positive correlation between anhedonia (r = .67, p < 0,001), affective flattening (r = .61, p = 0,001), alogia (r = .5, p = 0,009) and activation in VMPFC. BDI and BACS results differed between groups. In this study, we could support the role of cortical midline structures in self-referential processing. Surprisingly, no significant difference in activation could be shown between healthy subjects and schizophrenia patients. A significant positive correlation between negative symptoms, especially anhedonia and blunt affect, and activation in VMPFC could be shown. Compensatory hyperactivation, possibly due to neurocognitive deficits, processing of negative emotions, rumination due to depressive symptoms may play a role. But VMPFC-activation during self-reflection in patients with negative symptoms could also be interpreted as hyperreflexivity. To think of negative symptoms as manifestation of an underlying self-disorder could help developing a more complex understanding of this disease and to gain a better insight into the patients’ perspective.