Die Anschuldigung der Kindesmisshandlung ist schwerwiegend und zieht weitreichende Konsequenzen für alle Beteiligten nach sich. Eine besonders schwere Form mit lebensbedrohliche Verletzungen ist das Schütteltrauma, welches in vielen Fällen mit klassischen Befunden (Brückenvenenrupturen, Hämatome, Frakturen, SDH) auftritt. Finden sich diese nicht, müssen die vorhandenen Befunde beurteilt werden. Erweiterungen der extracerebralen Flüssigkeitsräume gehören nicht zu den klassischen Befunden des Schütteltraumas bei Säuglingen. In der vorliegenden Arbeit sollte geklärt werden, ob Erweiterungen der extracerebralen Flüssigkeitsräume spontan oder durch ein Trauma bedingt auftreten und ob eine Unterscheidung anhand von Befunden oder Symptomen in traumatisch und spontan möglich ist. Material und Methoden Es wurden retrospektiv alle Fälle mit Verdacht auf ein Schütteltrauma des Instituts für Rechtsmedizin der Charité Universitätsmedizin Berlin betrachtet. Es wurde eine Literaturrecherche mit dem Suchbegriff „subdural hygroma“ mit Pubmed durchgeführt. Als Einschränkungen wurden Alter von 0 bis 23 Monate, nur Artikel über menschliche Hygrome verwendet. Ergebnisse Im Zeitraum von 1982 bis 2005 wurden im Institut für Rechtsmedizin Berlin (Freie Universität Berlin / Charité Universitätsmedizin Berlin) 20 Obduktionsfälle mit dem Verdacht auf Kindesmisshandlung im Sinne eines Schütteltraumas untersucht, darunter 4 Fälle mit subduralen Hygromen. Zusätzlich fanden sich Brückenvenenrupturen und retinale Blutungen. Die mittlere Überlebenszeit betrug 25 Tage. In der Literatur finden sich 1392 Fälle, die den vorgegebenen Suchkriterien entsprechen. Davon 242 Fälle mit Erweiterung der extracerebralen Flüssigkeitsräume und einem ursächlichen Trauma und 180 mit nicht- unfallbedingten Verletzungen des Kopfes in Form von Schütteltraumen, Schütteltraumen mit Anprall und stumpfer Gewalt gegen den Kopf. Hingegen fanden sich 458 Fälle von Säuglingen mit einer spontanen Vergrößerung des Kopfumfanges. Ein Teil zeigte zusätzlich Hirndrucksymptome, ein kleinerer Anteil der Kinder zeigte lediglich die Größenzunahme des Kopfes. Diskussion Erweiterungen der extracerebralen Flüssigkeitsräume können sowohl traumatisch bedingt sein als auch spontan auftreten. Wenn sie spontan auftreten, können sie in Form einer Makrokranie ohne weitere Symptome oder mit Hirndrucksmyptomatik auffallen. Erweiterungen der extracerebralen Flüssigkeitsräume selbst wurden nie als Auslöser für eine massive Schädigung des Hirns oder Atemstillstand beschrieben. Ein Shaken-Baby-Syndrom kann durch das bloße Vorhandensein von Erweiterungen der extracerebralen Flüssigkeitsräume nicht bewiesen werden. Sie sprechen aber auch nicht gegen ein Shaken-Baby-Syndrom. Subdurale Hygrome wurden nach Verkehrsunfällen nicht beobachtet. Beim Verdacht der Kindesmisshandlung müssen Erweiterungen der extracerebralen Flüssigkeitsräume in einen geeigneten Kontext zu der Gesamtsituation, unterstützt durch die Anamnese und ggf. durch Liquoranalysen, gebracht werden.
The suspicion of child abuse is a massive incrimination, the consequences are far-ranging for every involved participant. A special kind of child abuse is the shaken-baby-syndrome. It includes serious injury and is difficult to prove. Solid arguments are necessary to confirm the suspicion. Usually there will be typical clinical evidence (rupture of briding veins, bonefractures, subdural haematomas). If not, it is necessary to examine the further clinical evidence. Cerebral fluid collections are not typical clinical evidence of shaken-baby-syndrome. This paper is intended to clarify if cerebral fluid collections develop spontaneously or are triggered by traumata. Furthermore the question, if typical clinical evidence or symptoms can be identified and used to differentiate spontaneous from traumatic, should be answered. Methods Retrospektive all autopsied cases with the suspicion of shaken-baby-syndrome of the Institut für Rechtsmedizin were examined. Via pubmed, a literature research with the search theme “subdural hygroma” and restricted by age (0 to 23 months) and only humans, was done. Results Between 1982 and 2005 twenty cases with suspicion of shaken-baby-syndrome were autopsied. Four of them with subdural hygromas. Additional clinical evidence was the rupture of bridging veins and retinal hemorrhage. The mean survival time was 25 days. 1392 cases corresponding to search items were found in the literature. 242 infants showed cerebral fluid collections in combination with a causal trauma. Thereof 180 with non-accidental head injuries: (shaken-baby-syndrome, shaken-whiplash- syndrome, violence to the head). In contrast 458 cases with a spontaneous cerebral fluid collection and Macrocranie; some of them with additional symptoms of rising intracranial pressure, a smaller part of them only had macrocranie. Discussion Cerebral fluid collection appears spontaneously or is triggered traumaticly. Spontaneous CSF occurs with macrocranie and possibly with symptoms of rising intracranial pressure. CSF themselves are not described as a trigger for massive brain damage or breathing arrest. CSF is not evidentiary for or against shaken-baby-syndrome. Subdural hygromas were never found in cases of traffic accidents. It is necessary to set CSF in a qualified relation to the whole situation and anamnesis, when child abuse is suspected. When it is indicated liquor analyses should be accomplished.