Radfahrer machen als ungeschützte Verkehrsteilnehmer rund ein Drittel aller getöteten Verkehrsteilnehmer aus, obwohl sie nur an etwa 4 % der Unfälle beteiligt sind. Ziel dieser Arbeit war es, im Kontext der im Herbst 2011 erfolgten Neuausrichtung der Verkehrsunfallaufnahme bei schweren Personenschäden in Berlin, tödlich verlaufene Fahrradunfälle bezüglich ihrer Unfallszenarien zu analysieren, um mit Hilfe von Verletzungsmustern und rekonstruierten Unfallabläufen Grundlagen für zukünftige Präventionsmaßnahmen zu schaffen. Hierfür wurden alle tödlich verlaufenen Fahrradunfälle im Berliner Stadtgebiet aus den Sektionsarchiven des Instituts für Rechtsmedizin der Charité und des Landesinstitutes für gerichtliche und soziale Medizin Berlin aus den Jahren 2011 bis 2016 zusammengetragen und mit den in der Berliner Polizeistatistik erfassten Fällen abgeglichen. Im Studienzeitraum wurden insgesamt 76 Fälle erfasst, welche sowohl aus rechtsmedizinischer als auch aus technischer bzw. unfallgutachterlicher Sicht analysiert wurden. Hierbei erfolgte eine Unterteilung der einzelnen Körperregionen in innere Organe, Skelett und Weichteilmantel, um ein umfassendes Bild der Verletzungen zu erzielen. Es waren doppelt so viele Männer (n = 50) wie Frauen (n = 26) betroffen. Meist handelte es sich um ältere Radfahrer in ihrer 7. und 8. Lebensdekade. Am häufigsten fanden Unfälle während der gewöhnlichen Arbeitszeiten zwischen 8 und 16 Uhr bei Tageslicht und trockenem Bodenzustand statt. Knapp zwei Drittel der Betroffenen (n = 49) verstarben bereits innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Unfall. Todesursache war in über der Hälfte der Fälle (n = 40) ein Polytrauma. Zweithäufigste Todesursache war mit etwa 40 % (n = 29) das isolierte Schädelhirntrauma. Am häufigsten handelte es sich bei den Unfallgegnern um Lkws (n = 31; 40,8 %), gefolgt von Pkws (n = 28; 36,8 %). Während bei Unfällen mit Pkw-Beteiligung Kopfverletzungen überwogen, kam es bei Unfällen mit Beteiligung schwerer Kraftfahrzeuge (wie Lkws und Bussen) v.a. zu Verletzungen des Thorax und zu Décollements. Überrollungen fanden in der großen Mehrzahl im Rahmen des als typisch anzusehenden Rechtsabbiegeunfalls mit Lkw-Beteiligung statt. Wurde ein Helm getragen, dominierten Verletzungen des Thorax, der Brustwirbelsäule, des Gehirns und des Weichteilmantels. Daran zeigt sich die Schwere der Unfälle auch der mit Helm tödlich verunglückten Fahrradfahrer. Ohne Helm dominierten Kopfverletzungen. Präventionsmaßnahmen, die sich aus den Ergebnissen ableiten, sind vor allem bei den Unfallgegnern und im infrastrukturellem Bereich zu suchen, da Helme zwar für einen gewissen Schutz des Kopfes sorgen, jedoch gerade bei schwereren Unfällen mit Überrollungen, neben tödlichen Verletzungen des Torsos, den Kopf nicht ausreichend schützen können.
As unprotected road users, cyclists make up approximately one third of all traffic fatalities although they are involved in only around 4 % of road accidents. The aim of this thesis was to analyze fatal bicycle accidents within the context of realignment of traffic accident reporting in the fall of 2011 based on accident scenarios, injury patterns and reconstructed accident events involving serious personal injuries in Berlin to create the basis for future prevention measures. For this purpose, all fatal bicycle accidents in the Berlin metropolitan area were compiled from the autopsy archives of the Institute for Forensic Medicine at Charité Berlin and the State Institute for Forensic and Social Medicine Berlin from 2011 to 2016 and compared with police statistics. During the study time frame, a total of 76 cases were recorded, which were analyzed not only from a forensic medical perspective, but also from a technical or accident expert perspective. Impacted body regions were segregated into internal organs, skeleton and soft tissue in order to obtain a comprehensive picture of the injuries. Twice as many men (n = 50) as women (n = 26) were affected. Most of them were cyclists in their 7th and 8th decade. Accidents occurred most frequently during working hours between 8 a.m. and 4 p.m. in daylight on dry surfaces. Almost two thirds of those affected (n = 49) died within the first 24 hours following the accident. The cause of death in more than half of the cases (n = 40) was multiple trauma. The second most common cause of death was isolated craniocerebral trauma in about 40% (n = 29). Most often, accidents involved lorries (n = 31; 40.8 %), followed by automobiles (n = 28; 36.8 %). While head injuries predominated in accidents involving cars, accidents involving heavy vehicles primarily led to thoracic injuries and degloving. The vast majority of rollover accidents took place in the context of the typical right-hand turns involving lorries. If a helmet was worn, predominate injuries were to the thorax, thoracic spine, brain and soft tissue. This demonstrated the severity of these accidents. Without a helmet, head injuries were prevalent. Prevention measures derived from the results largely relate to the accident participants and the infrastructure, since helmets provide some protection for the head, but particularly in the case of severe accidents involving rollovers, in addition to fatal torso injuries, they cannot adequately protect the head.