Hintergrund der vorliegenden Arbeit ist die Frage nach der Notwendigkeit der Liquordiagnostik zum Ausschluss erregerbedingter akut entzündlicher Ursachen einer peripheren Fazialisparese. Insgesamt wurden 153 Patienten mit peripherer Fazialisparese in die Studie eingeschlossen. Zwischen Patienten mit erhöhter Liquorzellzahl und Patienten mit normaler Zellzahl im Liquor wurde eine große Anzahl von klinischen Parametern verglichen. Dabei wurde nach einer Kombination von Befunden gesucht, die am besten in der Lage ist, einen unauffälligen Liquorbefund vorherzusagen. Die Analyse der Daten ergibt, dass bei Vorliegen unauffälliger Befunde der drei klinischen Parameter 1. Übriger neurologischer Status 2. Retroaurikulärer Schmerz und 3. HNO-Befund mit einer Wahrscheinlichkeit von 90,1% eine normale Zellzahl im Liquor zu erwarten ist. Damit verbessert sich die Vorhersagewahrscheinlichkeit von 80,4% bei Vorhersage allein aufgrund der Prävalenz eines unauffälligen Liquorbefundes bei peripherer Fazialisparese. Bei Vorliegen unauffälliger Befunde der genannten drei klinischen Parameter kann demnach mit einer größeren Sicherheit auf eine Lumbalpunktion als für den Patienten unangenehmes, teilweise mit Komplikationen behaftetes und zeitaufwendiges Diagnostikum verzichtet werden. Auf der anderen Seite unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit der Liquordiagnostik bei mindestens einem pathologischen Befund der drei klinischen Kriterien. Insbesondere wenn sich die Ergebnisse in einem prospektiven Studienansatz, einheitlicher Ausschlussdiagnostik und auch für anders zusammengesetzte Stichproben bestätigen, könnten die drei klinischen Parameter als relevante Kriterien bei der Entscheidung für oder gegen die Durchführung einer Lumbalpunktion genutzt werden.
The basis of the current study is to address the necessity for Cerebrospinal Fluid (CSF) to rule out conditionally-activated acute inflammatory effects of a peripheral facial paresis. A total of 153 patients with peripheral facial paresis were included in the study. A large number of clinical parameters were compared between patients with an elevated CSF cell count and patients with a normal cell count. Thus we hoped to determine, from a combination of results, the best way to predict normal CSF findings. Analysis of the data indicates that in the presence of normal results in the three clinical parameters 1. remaining neurological status 2. retroauricular pain and 3. ENT-findings, a normal CSF cell count is expected with 90.1% probability. Thus the predictive probability increases compared to 80.4% with prediction alone on the basis of the prevalence of a normal CSF finding in peripheral facial paresis. Thus, in the presence of normal findings in the above three clinical parameters, a lumbar puncture as an unpleasant, often risk-complicated and time-consuming diagnostic can be avoided with greater certainty. At the same time, the results highlight the need for CSF with a pathological finding in at least one of the three clinical criteria. Particularly if the results are corroborated in a prospective study design, consistent exclusion diagnosis and samples taken for other reasons, the three clinical parameters can be used as relevant criteria for the decision for or against the use of a lumbar puncture.