Einleitung Die mandibulo-maxilläre Fixation (MMF; Synonym: intermaxilläre Fixation) ist eine Technik zur Fixierung der beiden Kiefer zueinander unter Benutzung der habituellen Okklusion z. B. bei der Frakturversorgung oder im Rahmen skelettal verlagernder Operationen. Eine heute gängige Technik gegenüber der klassischen Drahtschienen-MMF (wie Erich oder Schuchardt) ist die Schrauben-MMF aufgrund der reduzierten Parodontalschädigung, des erhöhten Tragekomforts bei längerer Anwendung, der Einsparung von OP-Zeit und des reduzierten Stichverletzungsrisikos des Operateurs. Bei der Schrauben-MMF besteht jedoch das Risiko einer Verletzung der Zahnwurzel bei der Applikation. Die vorliegende Arbeit untersuchte retrospektiv die Inzidenz und örtliche Verteilung von Zahnwurzelschädigungen und in einer Nachuntersuchung betroffener Patienten die klinischen Folgen in Abhängigkeit ihres Schweregrades. Methodik Die untersuchte Periode beinhaltet die Jahre 01/2009–05/2015. In diesem Zeitraum wurden die postoperativ durchgeführten Röntgenkontrollen (Panorama-schichtaufnahme/Digitale Volumentomographie/Computertomographie) auf Zahn-wurzelverletzungen hin untersucht und in verschiedene Trefferklassen eingeteilt. Patienten mit einer radiologisch nachgewiesenen Wurzelverletzung durch vorgebohrte Schrauben wurden bezüglich der klinischen Folgen nachuntersucht. Eine Risikoanalyse für die Zähne wurde durchgeführt. Ergebnisse Insgesamt wurden 585 Patienten aufgrund einer Mandibulafraktur operativ behandelt. Von diesem Kollektiv erfüllten 296 Patienten (50,6 %) die Einschlusskriterien und bildeten die Studienkohorte. Innerhalb dieser wurden 1067 applizierte Schrauben mit Vorbohrung in die Bewertung aufgenommen, bei denen radiologisch 133 Zahnwurzelverletzungen bei 95 Patienten diagnostiziert wurden (12,5 % aller Bohrungen). Das mediane Nachuntersuchungsintervall betrug 16 Monate (3–77 Monate). Von den Patienten mit Zahnwurzelverletzung wurden 49,5 % nachuntersucht. Vier der verletzten Zähne benötigten eine endodontologische Behandlung (3 % der verletzten Zähne; 0,4 % aller Bohrungen). Keine Odontalgie wurde berichtet und es kam zu keinem Zahnverlust. Es gab weiterhin keinen Zusammenhang zwischen der Zahnwurzelschädigung und dem klinischen Parodontalstatus. Für die Zähne konnte ein absolutes Risiko berechnet werden. Schlussfolgerung Die MMF-Anwendung mit vorgebohrten Schrauben kann zu Zahnwurzelverletzungen führen. Verletzungen des Zahnes ohne Beteiligung der Zahnpulpa haben klinisch die beste Prognose. Relevanz haben Zahnwurzeltreffer mit Pulpabeteiligung. Bei diesen ist eine frühzeitige postoperative Diagnose dieser Zahnverletzungen, deren Kommunikation mit dem betroffenen Patienten, eine eventuell notwendige Einleitung einer endodontologischen Therapie sowie eine Nachuntersuchung wichtig in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt.
Introduction Mandibulomaxillary fixation (MMF; synonym: intermaxillary fixation) can be a complicated procedure due to the protracted and injury-prone use of wire cerclages and arch bars, such as those of Erich or Schuchardt. The development of screw-dependent MMF, which aims to minimize the impact on periodontal health, risk of operator injury during the wire application and to shorten the operation time runs the risk of injury to the tooth root during drilling of the pilot hole. The present study examined the incidence and distribution of root injury and the clinical consequences depending on their severity. Methods The studied period includes the years 01/2009¬–05/2015. During this period, 585 patients were treated surgically due to a mandibular fracture. From this collective, 296 patients (50.6%) fulfilled the required inclusion criteria. The postoperative performed radiographs (panoramic radiographs, cone beam tomography or computed tomography) were retrospectively analyzed for root injury. Patients with proven hits were clinically followed up. An absolute risk for root injury was calculated. Results In total, 1067 applied screws were assessed. A total of 133 radiologically diagnosed tooth root injuries were recorded (12.5% of drillings). The median follow-up interval was 16 months (range: 3–77 months). The return rate was 49.5% of all patients with root injuries. Four of the injured teeth (3% of the injured teeth; 0.4 % of the drillings) needed endodontic treatment. No toothache was reported, no tooth was lost, and no negative impact on periodontal health was clinically evident. Conclusion Intermaxillary fixation with pre-drilled transgingival screws is a quick way to secure occlusion in open reduction and internal fixation of mandibular fractures. The incidence of tooth root injury is evident, but the adverse side effects are rare and the health of the affected teeth is seldom compromised. Proven root-hits should be followed-up to detect any negative impact and initiate endodontic treatment, if necessary.