Hintergrund: Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist die am häufigsten diagnostizierte Entwicklungsstörung der Kindheit. Oft bleibt diese aber auch bis ins Erwachsenenalter bestehen und wirkt sich negativ auf die Lebensqualität der Betroffenen aus. Dies liegt nicht nur an den Kardinalsymptomen der Erkrankung, sondern auch an den typischerweise damit verbundenen psychiatrischen Begleiterkrankungen und Schlafstörungen. Es wird berichtet, dass der Schlaf von Patienten mit ADHS in jedem Alter subjektiv gestört ist. Ergebnisse von Studien, die den Schlaf bei ADHS objektiv untersucht haben, sind bei Kindern jedoch inkonsistent, während bei Erwachsenen nur sehr wenige Studien vorliegen. Ziel: Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) treten gehäuft beim Restless-Legs-Syndrom (RLS) auf und können in einer Schlaffragmentierung resultieren. Basierend auf dem klinisch beobachteten Zusammenhang zwischen RLS und ADHS, wurden die Schlafstruktur und insbesondere das Muster der motorischen Aktivität im Schlaf bei Patienten mit ADHS untersucht. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass sowohl RLS als auch die ADHS durch vermehrte PLMS gekennzeichnet sind, was die schlechte Schlafqualität von ADHS-Patienten erklären und sogar eine mögliche gemeinsame Pathophysiologie dieser beiden Erkrankungen nahelegen könnte. Um diese Hypothese zu testen, wurde erstmalig eine detaillierte Analyse der Beinbewegungen (LMs) im Schlaf bei Erwachsenen mit ADHS im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen durchgeführt. Methoden: Fünfzehn ADHS-Patienten und achtzehn alters- und geschlechtsausgeglichenen Kontrollpersonen nahmen an einer polysomnographischen Studie im Schlaflabor teil. Der periodische Charakter der LMs wurde mit neueren Verfahren zur Messung von "Periodizität" (d.h. des Periodizitätsindex, der Intermovement-Intervalle und der nächtlichen Zeitverteilung der LMs) zusätzlich zu Standardparametern wie dem PLMS-Index bewertet. Die subjektive Schlafqualität und das Vorliegen psychiatrischer Symptome wurden anhand von Screening-Fragebogen beurteilt. Ergebnisse: Ein Vergleich der objektiven Schlafparameter ließ lediglich für die Schlaflatenz einen signifikanten Unterschied erkennen. Diese war bei den ADHS-Probanden länger als bei den Kontrollen. Die Analyse der Beinbewegungen im Schlaf ergab eine längere Dauer von PLMS im REM-Schlaf bei ADHS-Probanden, sowie einen höheren PLMS-Index im REM-Schlaf. Daten aus den Schlaf- Fragebogen zeigten eine schlechtere subjektive Schlafqualität bei ADHS-Patienten. Schlussfolgerungen: Wie bereits bei Kindern gezeigt sind LMs bei ADHS-Erwachsenen nicht signifikant häufiger als bei gesunden Kontrollen und weisen keine erhöhte Periodizität auf. Diese Befunde scheinen ADHS von anderen pathophysiologisch verwandten Erkrankungen, wie RLS, zu unterscheiden. Die von ADHSPatienten subjektiv wahrgenommene schlechte Schlafqualität, steht im Gegensatz zu den normalen gemessenen polysomnographischen Parametern. Diese abweichende Einschätzung des Schlafes könnte auf subtilere, durch die traditionelle Schlafauswertung nicht erfassbaren Veränderungen im Schlaf hindeuten, welche sich auch bei detaillierterer Analyse von PLMS nicht erklären lassen.
Background: Attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) is the most commonly diagnosed neurodevelopmental disorder of the childhood, but also frequently persists into adulthood, impairing the quality of life of the affected patients. This is not only due to the cardinal symptoms of the disorder, but also to its typically associated psychiatric comorbidities and sleep disturbances. Sleep is reported to be subjectively disturbed by ADHD patients at any age, but the results of studies objectively assessing sleep in ADHD are not consistent in children and still lacking in adults. Aim: Periodic leg movements during sleep (PLMS) are common in Restless Legs Syndrome (RLS) and may result in sleep fragmentation. Based on the clinically observed association between RLS and ADHD, the sleep structure and the pattern of motor activity during sleep in patients with ADHD were investigated. It has been hypothesized that both RLS and ADHD are characterized by increased PLMS, which may explain the poor sleep quality experienced by ADHD patients and even suggest a possible common pathophysiology of these two disorders. To test this hypothesis, a detailed analysis of leg movements (LMs) during sleep was performed for the first time in adults with ADHD compared to healthy control subjects. Methods: Fifteen ADHD patients and eighteen gender- and age-matched control subjects underwent an in-lab polysomnographic study. The periodic character of LMs was evaluated by newer measures of “periodicity” (i.e. the periodicity index, intermovement intervals, and nocturnal time distribution of LMs), in addition to standard parameters, such as the PLMS-Index. Subjective sleep quality and psychiatric symptoms were assessed by screening questionnaire. Results A comparison of the objective sleep parameters revealed only a significant difference for the sleep latency. This was longer in ADHD subjects than in controls. The analysis of LMs showed a longer duration of PLMS in REM sleep in ADHD subjects, and a higher PLMS index in REM sleep. Data from the sleep questionnaire demonstrated a poorer subjective sleep quality in ADHD patients. Conclusions: As demonstrated in children, LMs are not significantly more common in ADHD adults than in healthy controls and show no increased periodicity. These findings seem to differentiate ADHD from other pathophysiologically related disorders, like RLS. The poor sleep quality perceived by ADHD patients contrasts with the normal polysomnographic parameters. This sleep-state misperception may point to more subtle sleep changes that can not be detected by the traditional sleep scoring, nor be explained by a more detailed analysis of PLMS.