Den weitverbreiteten Rechtssystemen der Spätantike, namentlich dem römisch-byzantinischen, zoroastrisch-sasanidischen, islamischen, rabbinischen und kanonischen (christlich-nestorianischen) Recht ist gemein, dass sie eine differenzierte Fachsprache und technische Termini entwickelt haben. Innerhalb des jeweiligen Gefüges erfüllen diese eine stabilisierende Funktion, weisen aber auch in ihrer historischen Entwicklung und in der Interaktion mit anderen Rechtssystemen inhaltliche Veränderungen auf, die sich wiederum auf weitere Merkmale auswirken können. Die Beiträge in diesem Band befassen sich mit Transferprozessen in traditionsbezogenen Rechtssystemen und fokussieren dabei auf die Entwicklung und Auswirkung der in den Textquellen gebrauchten Fachsprache. Anhand von konkreten Beispielen untersuchen die Autoren endogene wie auch exogene Faktoren des Rechtstransfers von Begriffen, Ideen und Argumentationsfiguren als Formen von Wissenstransfer. Während die Beiträge zum römisch-byzantinischen Recht von Johannes Platschek und Thomas Rüfner sowie zum rabbinischen Recht von Ronen Reichman Rezeption, Transformation und Rekontextualisierung von Rechtsbegriffen innerhalb eines Systems betrachten, beleuchten die Untersuchungen zum zoroastrischen, jüdischen, nestorianisch-christlichen und islamischen Recht von Iris Colditz, János Jany, Benjamin Jokisch und Richard Payne diese Transferprozesse im Wechselspiel der Systeme.