Seit der Etablierung der Lebensalterschätzung durch Röntgenbilder des Handskeletts zu Zwecken forensischer Gutachten steht die Frage nach der Genauigkeit der dafür genutzten Methoden im Mittelpunkt des Interesses. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden 650 Handradiogramme von 303 weiblichen und 347 männlichen Probanden ohne altersrelevante Entwicklungsstörungen der Altersgruppen 3 bis 16 Jahren untersucht. Für alle Röntgenaufnahmen wurde das Skelettalter mit den Methoden von Greulich & Pyle (1959) sowie Thiemann & Nitz (1991) bestimmt. Es ergab sich für die untersuchte Stichprobe bei beiden Methoden eine Tendenz zur Altersüberschätzung, die bei den Mädchen geringfügig ausgeprägter erschien als bei den Knaben. Die durchschnittlichen Standardabweichungen betrugen für die Thiemann-Nitz- Methode (1991) bei den Mädchen 0,9 und bei den Knaben 0,7 Jahre. Für die Greulich-Pyle- Methode (1959) ergaben sich als durchschnittliche Standardabweichungen bei den Mädchen 1,0 und bei den Knaben 0,7 Jahre. Es zeigte sich, dass die im Rahmen der Methode nach Thiemann & Nitz (1991) zu erhebenden Messwerte für die Skelettalterbestimmung von untergeordneter Bedeutung sind. Bezüglich der Schätzgenauigkeit, der Erlernbarkeit und Handhabbarkeit sowie des Bearbeitungsaufwandes erschienen beide Methoden als nahezu gleichwertig, wobei in Bezug auf die Repräsentation und die Anwendung die Methode nach Thiemann & Nitz (1991) favorisiert wurde. Die in der vorliegenden Arbeit untersuchte Stichprobe wies sowohl im Vergleich zu der von Greulich und Pyle als auch zu der von Thiemann und Nitz untersuchten Referenzpopulation eine Akzeleration bei den Mädchen von durchschnittlich 12 Monaten und bei den Knaben von ca. 8 Monaten auf. Bei der Anwendung beider Methoden auf Angehörige anderer Populationen ist zu beachten, dass die ethnische Zugehörigkeit der zu untersuchenden Person keinen nennenswerten Einfluss auf die Skelettreifungsgeschwindigkeit ausübt. Zu berücksichtigen ist hingegen eine Abhängigkeit der Ossifikationsgeschwindigkeit vom sozioökonomischen Status. In der Altersschätzungspraxis sollte die Röntgenuntersuchung der Hand stets durch eine körperliche und zahnärztliche Untersuchung ergänzt werden, wobei zur Begutachtung der Vollendung des 21. Lebensjahres eine zusätzliche Röntgen- oder CT-Untersuchung der Schlüsselbein-Brustbein-Gelenke erfolgen sollte. Gesundheitliche Nachteile für die zu begutachtenden Personen durch die Strahlenexposition der Handröntgenuntersuchung sind nicht zu befürchten. Grundsätzlich ist es zur Steigerung der Schätzgenauigkeit empfehlenswert, die Handröntgenaufnahmen lediglich als einen Baustein der Altersdiagnostik zu bewerten, und diese in eine komplexe forensische Untersuchung zu integrieren.
An X-ray of the hand is an important method in forensic science for estimation of the age of juvenile suspects with uncertain date of birth. Ever since age estimation by means of hand radiographs has been established, forensic scientists are regularly asked for the most exact method for determination of skeletal maturity. Within the context of this paper 650 hand radiographs of 347 male and 303 female juveniles without any developmental disturbances have been analysed by the Greulich-Pyle (1959) as well as the Thiemann-Nitz (1991) method. Concerning the examined random sample, both methods led to an overestimation in chronological age on the basis of skeletal maturation, which was even more distinct in female juveniles. The average standard deviations for the tested females were 0,9 years by the Thiemann-Nitz and 1,0 years by the Greulich-Pyle method respectively. Compared with this, the standard deviations for the tested males were 0,7 years for both methods. An acceleration in skeletal age of 12 months for girls and 8 months for boys was found for both methods in accordance to their reference population. Both methods were equivalent concerning their estimation accuracy, practicability as well as their handling effort. Nevertheless, the Thiemann-Nitz procedure was prefered by means of the book's layout. Within the context of this paper it was proved that the metric data of the carpal bones and epiphyseal plates according to Thiemann-Nitz (1991) are of no significance for skeletal age estimation. For the application of X-ray standards to individuals of different ethnic groups, one has to consider that it is rather the socio-economic status of a given population, which is of decisive importance to the rate of ossification than its ethnic identity. There is no fear of healthy disadvantages according to the exposure to radiation for the examined individual. By means of forensic age estimation, it is recommendable to complement the results of a hand X-ray examination by a physical inspection, a dental assessment as well as an X-ray or computed tomography of the sternoclavicular articulation on reaching the age of 21.