This dissertation consists of four contributions that empirically analyze the political and social implications of financial and economic crises. The first two essays seek to broaden our understanding of the political after-effects of systemic banking crises and other macroeconomic downturns. The third essay analyzes the impact of financial crises on the distribution of income. Each of these three essays utilizes long-run cross-country data to study the relationships with historical perspective. The fourth essay takes a micro- level approach and has a special focus on household savings and inequality in the U.S. during the decades preceding the 2007-08 financial meltdown. The first essay provides new evidence that the political aftershocks of financial crises can be severe. The study is based on a new long-run dataset covering the near-universe of financial crises in 20 advanced economies and more than 800 general elections over the past 140 years. The key result is that policy un-certainty rises significantly after financial crises as government majorities shrink and polarization increas-es. Importantly, voters seem to be particularly attracted to the political rhetoric of the extreme right after a financial crisis. Similar political dynamics are not observable in normal recessions or after severe non-financial macroeconomic shocks. Building on the idea to group vote shares along ideological dimensions, the second essay extends the analysis and studies voting behavior in growth and recessionary conditions in more depth. The paper is first to relate historical data on ideology and electoral performance of nearly 650 political parties to the trajectory of real GDP per capita in a panel of 20 developed countries. The empirical exploration shows that right-of-center parties typically capitalize on economic downturns, while GDP growth is beneficial to the political left and far-left. This pattern appears to be remarkably constant across historical periods. Importantly, the results are robust to controlling for the typical punishment of incumbents as a consequence of poor economic performance. The third essay focuses on the social repercussions of crises. Specifically, the empirical analysis docu-ments the dynamics of income inequality before and after a financial crash based on a dataset covering 17 countries and spanning 100 years. The study differs from existing works in that it uses annual data on income shares to systematically explore how exactly the top percentile of earners is influenced by financial turmoil. The results indicate that households in the top 1% likely lose when a crisis hits, but their share in total income recovers quickly. Generally, looking at the medium term, both the run-up to and the recovery from a financial crisis appear to be periods of unequal income growth. Moreover, additional tests showed that the temporary crisis-induced income loss among the top 1% of earners does not benefit the bottom 90% but rather the remainder of the top decile. Thus, the historical data clearly points to an overall limited inequality-reducing effect of financial downturns. The fourth contribution to this thesis adopts a micro perspective and examines the relationship between household savings and income inequality in the U.S. in the three decades leading up to the 2007-08 fi- nancial crisis. Using detailed information on household finance obtained from the Panel Study of Income Dynamics (PSID), the statistical evidence suggests that personal saving has dramatically decreased from the mid-1980s to the 2007 in all income groups, and particularly the middle class, except for the top quin-tile. This is in line with the above finding that financial boom episodes can easily result in growing inequality. According to the survey data, potential explanations for this trends include increasing realized capital gains among the asset-rich households at the top and a “wealth effect” (e.g., Juster et al., 2004) among the middle-income groups. The main insight from this dissertation is that the political and social climate is significantly more heated in episodes of financial and economic turmoil than in normal times. Thus, the overall message for policy-makers in Europe and the United States is that the danger of politics and society to go off track is real, and that financial instability and a sluggish economy are key issues in this regard.
Die vorliegende Dissertationsschrift besteht aus vier Einzelbeiträgen, deren gemeinsamer Schwerpunkt in der Analyse der politischen und sozialen Begleiterscheinungen von finanz- und realwirtschaftlichen Krisen liegt. Die beiden ersten Beiträge befassen sich mit den politischen Folgen solcher Krisen. Der dritte Bei-trag dokumentiert den Einfluss von Finanzkrisen auf die Einkommensverteilung. Diese drei ersten Beiträ-ge analysieren die genannten Wirkungsmechanismen jeweils basierend auf langfristigen, historischen Zeitreihen für eine Gruppe Industrieländer. Der vierte Beitrag nimmt eine mikroökonomische Perspektive ein und untersucht den Zusammenhang zwischen dem Sparverhalten amerikanischer Haushalte und der Einkommensungleichheit im Vorlauf der Finanzkrise von 2007/08. Der erste Beitrag liefert neue Erkenntnisse über die desaströsen Auswirkungen von Finanzkrisen auf die politische Stabilität. Die Studie basiert auf einem historischen Datensatz, der Daten zu sämtlichen Finanz-krisen sowie zu über 800 Parlamentswahlen in 20 Industrieländern während der letzten 140 Jahre bein-haltet. Das Hauptresultat der Analyse ist, dass die politische Unsicherheit nach Finanzkrisen drastisch ansteigt, was sich in geringerer Unterstützung der Regierungen sowie mehr Polarisierung zeigt. Insbe-sondere Parteien am rechten Rand des politischen Spektrums scheinen nach Finanzkrisen zu profitieren. Im Zusammenhang mit normalen Rezessionen und auch besonders schweren, nicht im Finanzsystem entstandenen Krisen sind vergleichbare Dynamiken hingegen nicht zu beobachten. Der zweite Beitrag basiert auf der Idee, Stimmanteile entlang politischer Ideologien zu gruppieren, um Unterschiede im Wahlverhalten zwischen Rezessionen und Zeiten des Aufschwungs noch detaillierter analysieren zu können. Die Studie setzt hierbei historische Daten über Ideologie und Wahlergebnisse von fast 650 politischen Parteien mit der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in 20 Ländern in Zusam-menhang. Die empirische Untersuchung zeigt, dass Parteien rechts der politischen Mitte in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs profitieren, während Wirtschaftswachstum einen positiven Einfluss auf die Stimmanteile linker und linksextremer Kräfte hat. Dieses Muster erscheint auch im historischen Zeitablauf erstaunlich stabil. Die Resultate sind robust gegenüber der Berücksichtigung einer Kontrollvariable für die generelle Tendenz der Bevölkerung, Regierungen in Zeiten wirtschaftlicher Probleme abzuwählen. Der dritte Beitrag behandelt die sozialen Auswirkungen von Krisen. Die empirische Analyse dokumentiert Dynamiken in der Einkommensverteilung vor und nach Finanzkrisen basierend auf einem Sample von 20 Ländern, das sich über die letzten 100 Jahre erstreckt. Die Studie macht aus, dass sie jährliche Daten nutzt, um exakt bestimmen zu können, wie die Einkommen der Haushalte im obersten Prozent der Vertei-lung von Finanzkrisen beeinflusst werden. Die Ergebnisse suggerieren, dass das oberste Prozent im un-mittelbaren Ausbruch der Krise durchaus Einkommensverluste erleidet, der Anteil am Gesamteinkommen aber sehr schnell wieder wächst. Mittelfristig hingegen können sowohl der Vorlauf als auch die Erholung von einer Finanzkrise als Perioden steigender Ungleichheit bezeichnet werden. Zusätzliche Tests haben ergeben, dass der ohnehin nur temporäre, krisenbedingte Einkommensverlust im obersten Prozent zudem nicht den unteren 90%, sondern vielmehr dem Rest des obersten Zehntels zugutekommt. Demnach deu- ten die historischen Zeitreihen klar auf einen äußerst marginalen Reduktionseffekt von Bankenkrisen auf die Einkommensungleichheit hin. Der vierte Beitrag zu dieser Arbeit wechselt in die Mikro-Perspektive und untersucht den Zusammenhang zwischen dem Sparverhalten amerikanischer Haushalte und der Einkommensungleichheit im Vorlauf der US-Finanzkrise von 2007/08. Anhand detaillierter Informationen über die finanzielle Situation einer reprä-sentativen Gruppe amerikanischer Haushalte von der Panel Study of Income Dynamics (PSID) kann nachgewiesen werden, dass die Sparquote in allen Einkommensgruppen, und insbesondere der Mittel-klasse, von Mitte der 1980er Jahre bis 2007 dramatisch gesunken ist – mit Ausnahme des obersten Quintils. Dieses Ergebnis stimmt mit der obigen Interpretation überein, dass gerade finanzielle Booms in steigender Ungleichheit resultieren. Die Umfragedaten lassen auf überproportional gestiegene realisierte Kapitalgewinne für reiche Haushalte in Kombination mit einem “Vermögenseffekt” in den mittleren Ein- kommensgruppen als mögliche Ursachen schließen. Die Haupterkenntnis dieser Studie ist, dass sich das politische und soziale Klima im Zusammenhang mit Finanzkrisen wesentlich verschlechtert. Entscheidungsträger in Europa und den Vereinigten Staaten müs-sen realisieren, dass die derzeitige Krise eine ernsthafte Gefahr für das Funktionieren von Demokratie und Gesellschaft darstellt, und dass mangelnde Finanzstabilität und schleppendes Wirtschaftswachstum dabei die entscheidenden Faktoren sind.