Der 3. Band der “Schriften des Italienzentrums” präsentiert die Beiträge des Studientages “La cultura poetica di Benedetto Varchi”, der am 9. November 2018 von Selene Maria Vatteroni und Bernhard Huss an der Freien Universität Berlin veranstaltet wurde. Benedetto Varchi (1503-1565) ist eine der facettenreichsten und interessantesten Figuren der italienischen Intellektuellenszene des frühen 16. Jahrhunderts. Als Mitglied der Accademia degli Infiammati von Padua sowie der Accademia Fiorentina, Übersetzer und Kommentator von Aristoteles, Historiker und Sprachhistoriker, Protagonist und Animator des florentinischen Kulturlebens, war Varchi viel mehr als ein Dichter. Was seine dichterische Tätigkeit angeht, welche sich im Rahmen des Petrarkismus Bembesker Prägung ansiedelt – wie es fast für jeden Dichter des frühen Cinquecento der Fall ist –, so ist besonders interessant, dass sie durch die Überwindung der Petrarkischen Ideologie der dolendi voluptas mithilfe einer neoplatonisch begründete Ideologie der Liebe als eine wahrhaftige, glückliche und errettende Erfahrung dezidiert gekennzeichnet ist. Das Hauptaugenmerk des Bandes liegt auf der poetischen Kultur Varchis in ihren verschiedensten Aspekten. Der erste Teil, welcher der ersten Sitzung des Workshops entspricht, ist Varchis akademischen Vorträgen über klassische und volkssprachliche dichterische Texte und seinen in diesen Vorträgen geäußerten Stellungnahmen zum Thema Poesie und Poetik gewidmet. Im zweiten Teil des Bandes wird Varchis dichterische Produktion unter die Lupe genommen, indem deren Gattungen, Formen und Ziele anhand einer Reihe von Fallstudien untersucht werden. Die gesammelten Beiträge zeichnen sich jeweils durch die spezifisch behandelten Themen und Aspekten sowie durch die damit zusammenhängenden Untersuchungsmethoden aus, bilden jedoch ein zusammenhängendes und einheitliches Ganzes. Das letztendliche Ziel dieses Bandes ist es daher, dazu beizutragen, ein einheitliches Profil Varchis als Dichter, Dichtungsexegeten und -theoretiker anzubieten, um seine Figur in den kulturellen Horizont seiner Zeit mit zunehmender Präzision einbetten zu können.