Abstrakt Die Kernaussage dieser Arbeit betrifft den Nachweis, dass auch im Bereich der pädiatrischen Herzchirurgie eine deutliche Reduktion der Transfusionshäufigkeit von Fremdblut machbar und sinnvoll ist. Die in vielen Fällen unvermeidliche Transfusionsindikation ergibt sich vor allem aus dem eklatanten Missverhältnis zwischen dem Blutvolumen des zu operierenden Kindes und dem sicheren Mindestfüllvolumen einer herkömmlich dimensionierten Herz-Lungen-Maschine (HLM). Dabei wird das errechnete intravasale Blutvolumen durch das Füllvolumen der HLM häufig um mehr als das 2 bis 3fache überschritten. Dieses Vorgehen führt bei fremdblutfreier Vorbereitung der HLM unweigerlich zu einer kritischen Hämodilution. Eine daraus resultierende kritische Sauerstoffuntersättigung lässt sich nur durch die anteilige Zugabe von Fremderythrozyten verhindern. Wenn dagegen durch Miniaturisierung der HLM eine deutliche Reduktion des Füllvolumens erreichbar ist, werden fremdblutfreie Operation auch bei Neugeborenen mit einem komplexen Herzfehler ohne Vernachlässigung der Patientensicherheit möglich. Durch die routinemäßige Verwendung gewichtsadaptierter HLM-Sets in Kombination mit einem umfassenden fremdblutsparenden Konzept ergibt sich ein deutlich vermindertes Transfusionserfordernis für Kinder aller Altersgruppen. Der klinische Nutzen dieses Vorgehens wird in einer Analyse zur postoperativen Morbidität (Beatmungszeit und intensivstationäre Verweildauer) erhärtet. Bei Unvermeidbarkeit einer allogenen Bluttransfusion ist das Lagerungsalter der verwendeten Erythrozytenkonzentrate zu beachten und die Dauer von 6 Tagen nicht zu überschreiten. Zum anderen sollte die Fremdbluttransfusion möglichst nicht während der eigentlichen HLM-Phase erfolgen (Aggravierung unerwünschter Nebenwirkungen durch potentiell lagerungsgeschädigte Fremderythrozyten, transarterieller Transfusionsweg an der HLM). Als Fazit dieser Arbeit gilt die prinzipielle Machbarkeit einer fremdblutfreien HLM-Füllung für alle Altersklassen. Dieses Vorgehen ist seit 2014 Standard am Deutschen Herzzentrum Berlin. Dabei gilt als oberste Maxime, dass eine restriktive Transfusionsstrategie niemals zu einem Sauerstoffmangel der peripheren Organe und Gewebe führen darf. Daher ist im Grenzbereich zur kritischen Hämodilution, neben einem ausgedehnten obligatorischen Monitoring, der Einsatz der Nahinfrarotspektroskopie zur Überwachung einer jederzeit sicheren Gewebeoxygenierung absolut unverzichtbar. Angesichts der Vielzahl transfusions-assoziierter Nebenwirkungen ist eine zurückhaltende Einstellung zur Gabe von Fremdblut auch im Bereich der pädiatrischen Herzchirurgie sinnvoll. Umsetzbar ist dieses restriktive Transfusionsverhalten nur im Konsens mit allen beteiligten Fachdisziplinen. Der verantwortungsbewusste Verzicht auf allogene Transfusionen bedeutet neben ressourcenschonenden Aspekten auch eine direkte Kostenersparnis. Primär sehen wir in diesem Vorgehen neben dem direkten perioperativen Nutzen auch einen Vorteil für die sich anschließende weitere Lebensphase der herzchirurgisch zu versorgenden Kinder.