Hintergrund: Aus der Aufteilung der psychosozialen Versorgung in einzelne Sektoren (z. B. ambulant, stationär) und Rechtskreise (z. B. Sozialgesetzbuch V und XII) ergeben sich Probleme bei der patientenorientierten Behandlung und Unterstützung in der Gemeinde. Besonders betroffen sind davon seelisch behinderte Menschen, die z. T. komplexe Hilfebedarfe haben, die sich über verschiedene Rechtskreise erstrecken. In der schleswig-holsteinischen Region Dithmarschen wurde von der Klinik und dem Landkreis ein Gemeindepsychiatrisches Zentrum (GPZ) errichtet, um o. g. Barrieren zu überbrücken. Ausgestattet mit einer rechtskreisübergreifenden Fallsteuerung und einer psychosozialen Beratungsstelle, erfüllt das GPZ sowohl koordinierende als auch primärpräventive Aufgaben. Es verfolgt das Ziel, Menschen mit komplexen Unterstützungsbedarfen angemessener und gemeindenäher zu versorgen. Ziel: Die vorliegende Studie erforscht die beiden zentralen Funktionsbereiche des GPZ. Auf der einen Seite werden die Erfahrungen der Nutzer mit dem Beratungsangebot erhoben, um zu einem differenzierten Verständnis ihrer Zufriedenheit mit dem Angebot zu gelangen. Auf der anderen Seite werden an dem Angebot beteiligte professionelle Akteure über die Qualität rechtskreisübergreifender Zusammenarbeit befragt: Welche Faktoren behindern und welche fördern die Kooperation? Methoden: Es wurden Einzelinterviews mit neun Nutzern und neun Experten geführt. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und getrennt nach Akteursgruppe inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Die Nutzer des GPZ machten eine Reihe von Erfahrungen mit der Beratung die sich positiv auf ihre Zufriedenheit mit dem Angebot auswirkten. Dazu zählen die kurzen Wartezeiten, die permanente telefonische Rufbereitschaft, die ausreichende Zeit im Beratungsgespräch, der Vorhalt einer aufsuchenden Beratung und die Qualität der Beziehung zum Berater. Als verbesserungswürdig stellte sich die Sichtbarkeit des GPZ im Sozialraum heraus, welche die Suche nach Hilfe für Betreffende bislang erschwert. Die professionellen Akteure benannten u. a. den strukturierten Informationsaustausch, das gemeinsame Netzwerkwissen, ähnliche Zielvorstellungen, verbindliche Absprachen, geteiltes Personal (Personalunion) und die sektorenübergreifende Finanzierung für die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit als förderliche Einflüsse. Die gemeindefernen stationären Wohn- und Behandlungsformen wurden hingegen als Hemmnis der Kooperation benannt. Schlussfolgerungen: Die überwiegend positiven Erfahrungen der Nutzer stimmen in vielen Aspekten mit den Befunden der Patientenzufriedenheitsforschung überein. Ein Verbesserungsbedarf konnte im Rahmen dieser Arbeit hinsichtlich der sozialräumlichen Sichtbarkeit des GPZ aufgezeigt werden. Die Einflussfaktoren rechtskreisübergreifender Zusammenarbeit decken sich weitgehend mit den Evaluationsergebnissen anderer gemeindepsychiatrischer Versorgungsmodelle. Eine stärkere Umsetzung sektorenübergreifender Finanzierungsformen im Bereich Teilhabe Wohnen (Sozialgesetzbuch XII) könnte förderlich für eine flexiblere bzw. bedarfsgerechtere Versorgung sein.
Background: The fragmentation of psychosocial care across separate sectors (e.g. outpatient, inpatient) and legal provisions (e.g. V and XII Books of Social Code) leads to problems in the provision of patient-oriented treatment and community support. This particularly affects people with mental disorders, some of whom have complex needs covered by separate legal provisions. In the region of Dithmarschen in Schleswig-Holstein a psychiatric community care unit (Gemeindepsychiatrisches Zentrum - GPZ) has been set up by the clinic and the municipality in order to overcome these barriers. Equipped with a cross- jurisdiction case management system and a psychosocial counselling centre, the GPZ fulfils coordinating as well as preventative functions. It aims to provide people with complex needs more appropriate care closer to the community. Aim: This study investigated the two central functions of the GPZ. Users were asked about their experiences in order to gain a differentiated understanding of their satisfaction with the services on offer. In addition, professional service providers were asked about the quality of cross-jurisdiction cooperation: which factors impede and which facilitate cooperation? Method: Individual interviews were carried out with nine users and nine experts. The interviews were digitally recorded, transcribed and analytically evaluated separately according to group. Results: The users of the GPZ reported a range of experiences with the counselling which had contributed towards their satisfaction with the service. The importance of short waiting times and the on-call telephone service as well as sufficient time taken for consultations, the availability of outreach counselling and the quality of the relationship with the counsellor were all highlighted. Potential for improvement was seen in the visibility of the GPZ in the community. Professionals saw the structured exchange of information, joint network knowledge, common goals, binding agreements, staff sharing and cross-sector funding reforms as enhancing cross-jurisdiction cooperation, whereby inpatient treatment and residential care outside the community were perceived as inhibiting cooperation. Conclusions: The overwhelmingly positive experiences of the users correlate with the findings of patient satisfaction research, whereby the visibility of the GPZ could be improved. The influence of cross-jurisdiction cooperation corresponds with the results of evaluations of other models of psychiatric community care. Stronger implementation of cross-sector funding models in the areas of participation and housing (XII Book of Social Code) could facilitate more flexible and appropriate forms of care.