Mit steigenden Überlebensraten kinderonkologischer Patienten sind die Spätfolgen der onkologischen Therapien, wie eine mögliche Unfruchtbarkeit, von zunehmendem Interesse für Betroffene, Angehörige und Therapeuten. Die Stärke des Kinderwunsches ehemaliger Patienten entspricht der der altersentsprechenden Allgemeinbevölkerung. Zur Untersuchung des Einflusses von Chemo- und Strahlentherapie auf die Fruchtbarkeit und somit auf die Möglichkeit diesen Wunsch zu erfüllen, wurde in unserer Arbeitsgruppe 2008 eine erste Bundesweite Umfrage bei im Deutschen Kinderkrebsregister erfassten, ehemaligen Patienten hierzu durchgeführt. Teilnehmer berichteten, dass die Angst, die Gesundheit eigener Kinder könnte durch die onkologische Therapie gefährdet sein, die Erfüllung des Kinderwunsches nachteilig mitbestimmt. Zur erstmaligen Erfassung des umfassenden Gesundheitszustandes von Nachkommen ehemaliger Patienten führen wir seit 2013 eine multizentrische Studie durch. Methodik Im Rahmen der Bundesweiten Umfrage wurden ehemalige kinderonkologische Patienten anhand ihrer Fragebogenangaben als entweder fruchtbar oder unfruchtbar eingeteilt. Für die Analyse der Risikofaktoren von Fruchtbarkeitsschäden lagen uns Stamm- und Therapiedaten der Teilnehmer vor. Aktuell befragen wir ehemalige kinderonkologische Patienten in Deutschland, Österreich, Polen, der Schweiz, Slowakei und Tschechischen Republik zur Gesundheit ihrer Nachkommen im Rahmen unserer multizentrischen Nachkommenstudie mithilfe eines Fragebogens, den wir in unserer Berliner Pilotstudie 2010/2011 in Kooperation mit der „Studie zur Kindergesundheit in Deutschland“ (KiGGS) des Robert-Koch Instituts entwickelten und optimierten. Als Vergleichskollektiv dienen die Daten des großen KiGGS-Kollektivs aus der deutschen Allgemeinbevölkerung, sowie von Nachkommen der Geschwister ehemaliger Patienten Ergebnisse Ehemalige kinderonkologische Patientinnen zeigten ein normales Alter bei Auftreten der ersten Regelblutung im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung. Während verwendete Chemotherapeutika das Alter bei Menarche nur unwesentlich beeinflussten, zeigte sich ein Aufschub des Alters in Patientinnen mit spinaler- oder Beckenbestrahlung bzw. einer Hypophysenbestrahlungsdosis ≥30 Gray. Ehemalige Patienten mit solidem Tumor berichteten häufiger von einer Amenorrhö und auffälligen Testergebnissen vorangegangener Fruchtbarkeitsuntersuchungen sowie seltener von (gezeugten) Schwangerschaften als ehemalige Leukämiepatienten, wobei insgesamt die Schwangerschaftsraten in beiden Patientengruppen niedriger waren als in der Allgemeinbevölkerung. Als bedeutendste Risikofaktoren einer Fruchtbarkeitsstörung zeigten sich eine Beckenbestrahlung und ein postpubertäres Alter bei Diagnosestellung. Von den insgesamt 590 geborenen Kindern teilnehmender Patienten, hatten fünf eine Lippen-Kiefer- Gaumenspaltbildung und eines eine Spina bifida. Schlussfolgerungen Nach Abschluss der onkologischen Therapie ist auf die normale Entwicklung von Pubertät und insbesondere der Fruchtbarkeit bei ehemaligen kinderonkologischen Patienten zu achten. Unsere Ergebnisse zeigen erneut die Notwendigkeit einer frühzeitigen Aufklärung hinsichtlich des individuellen Risikos einer Fruchtbarkeitsschädigung durch die onkologische Therapie und der zur Verfügung stehenden fertilitätserhaltenden Maßnahmen. Da bisherige Studien kein erhöhtes Gesundheitsrisiko für Nachkommen ehemaliger Patienten zeigten, können junge Patienten in der späteren Familienplanung bestärkt werden.
As survival-rates among former childhood cancer patients have increased, late- effects of oncologic treatment, such as a possible infertility, are of growing interest to those affected. The strength of the desire for an own child of former patients corresponds to the desire among the age-related general population. To investigate the effect of oncologic treatment on fertility, and thus on the ability to realize this wish, we conducted a nationwide survey among survivors listed in the German Childhood Cancer Registry in 2008. Participants reported of fearing the health of one’s child being affected by the own treatment. To examine the health status of offspring of former patients we are conducting a survey since 2013. Methods Participants of the nationwide survey were classified as “fertile” or “infertile” according to their questionnaire data. Their core and therapy data were available for statistical analysis. In our multicenter offspring study former childhood cancer patients in Germany, Austria, Czech Republic, Poland, Slovakia and Switzerland are asked to report on the health of their offspring using a questionnaire that was developed in our Berlin Pilot Study 2010/2011 in cooperation with the “Study on Health of children and adolescents in Germany” (KiGGS). Data of the German general population (KiGGS-collective) and of offspring of siblings of former patients are available for statistical comparison. Results Participants showed a normal age at menarche. While chemotherapeutic agents only had a minor influence on age at menarche, a delay was seen in patients with spinal or pelvic irradiation or with a radiation dose of ≥30 Gray to the pituitary. Former patients with a solid tumor reported more often of amenorrhea, previous fertility tests indicating infertility and less often of fathering/conceiving a child than former leukemia-patients. Nevertheless, in both groups the rate of pregnancies was shown to be reduced compared to the general population, with pelvic irradiation and post-pubertal status at time-point of diagnosis being the strongest risk factors for infertility. 5/590 children born at the time-point of our study had a cleft- lip-and-palate and one a spina bifida. Conclusions After oncologic treatment attention should be paid to normal pubertal and subsequent fertility development in former patients. Our results show the necessity of an adequate patient education regarding the individual risk of infertility and available preserving measures. As up-to-date there has been no evidence for an increased risk of health impairment among offspring of childhood cancer survivors, patients should be reassured concerning their family planning.