Im Gegensatz zu sensiblen, motorischen und akustischen Systemen ist die intraoperative Überwachung der Sehbahnfunktion problematisch. Der Lösungsversuch dieser Arbeit bestand in der Änderung der Stimulationscharakteristika und der Datenverarbeitung. Steady-state visuell evozierte Potentiale wurden dynamisch gemittelt und nach Fourier- Transformation im Verlauf grafisch dargestellt. Es wurden Ableitungen an gesunden Probanden sowie an Patienten vor und während Allgemeinanästhesie vorgenommen. Die intraoperativ abgeleiteten Potentiale hatten eine deutlich niedrigere Amplitude als die im Wachzustand gemessenen. Somit konnte keine eindeutige Unterscheidung zwischen Signal und Rauschen getroffen werden, ein Rückschluss auf den Funktionszustand des visuellen Systems war nicht möglich. Es wurden Ursachen für die Diskrepanz zwischen den Potentialen im Wachzustand und unter Narkose untersucht. Insbesondere ergaben sich Hinweise auf die Bedeutsamkeit des Anästhetikums Propofol. Im Wachzustand konnte eine sichere Unterscheidung zwischen Signal und Rauschen getroffen werden. Auch die Stabilität der Potentialcharakteristika war zufrieden stellend. Überraschenderweise wurden aber trotz gleich bleibender Stimulation charakteristische Zeitverläufe von Amplitude und Phase beobachtet. Es wurde statistisch belegt, dass sich die Phasenlage der Antworten im Zeitverlauf ändert. Als wesentliche Ursache wurde die Flickeradaptation erkannt. Im Wachzustand ermöglicht die beschriebene Methodik erstmals eine schnelle und kontinuierliche Beurteilung der Sehbahnintegrität. Aus den dargestellten Ergebnissen lassen sich weitere Optimierungen bezüglich Stimulation, Messtechnik, Datenverarbeitung und Anästhesieverfahren ableiten. Das methodische Prinzip könnte die Überwachung anderer sensorischer Systeme weiter erleichtern. Ein anderer denkbarer Nutzen kann in der Verwendung zur Überwachung der Narkosetiefe liegen.
Monitoring of somatosensory, motor and auditory pathway function by evoked potentials is routine in surgery placing these pathways at risk. However, visual pathway function remains yet inaccessible to a reliable monitoring. We developed and tested a method of continuous recordings. Steady-state visual evoked potentials were elicited by flash stimulation at 16 Hz and analysed using discrete Fourier transform. Amplitude and phase of the fundamental response were dynamically averaged and continuously plotted in a trend graph. The method was applied on awake individuals with normal vision and on patients undergoing neurosurgery. In all awake individuals it was possible to continuously record significant responses. Surprisingly, characteristic time- courses of amplitude and phase were observed in several subjects. These findings were attributed mainly to flicker-adaptation. During anesthesia, amplitude and signal-to-noise ratio were markedly smaller. The anesthetic agent propofol had a major impact on the recordings. In the waking state our method allows a fast and continuous assessment of the visual pathway´s integrity. Based on our observations, further improvements are possible concerning stimulation, recording and data processing.