Die Tradierung zwischen Generationen ist ein wichtiger Aspekt bei der Herausbildung der Identifikation mit einer bestimmten Partei. Unter einer Parteiidentifikation wird eine affektiv gefärbte und dem Kalkül vorgelagerte Einstellung verstanden. Das wirft die Frage auf, welche Mechanismen sich hinter der sozialen Vererbung politischer Orientierungen in familialen Binnenverhältnissen verbergen. Zur empirischen Beantwortung dieser Fragen wurden Daten des SOEP 2007 herangezogen. Empirisch zeigen sich geschlechtsspezifische Tradierungen zwischen Eltern und ihren Kindern, die davon abhängen, ob sie sich unter divergierenden Überzeugungen der Eltern herausbilden oder nicht. Je homogener diese sind, desto eher werden sie auch von der nachkommenden Generation angenommen. Die dyadischen Übereinstimmungen lassen sich nach ihrer Höhe ordnen: Mutter-Tochter, Mutter-Sohn, Vater-Sohn und schließlich Vater und Tochter. Die theoretisch getroffene Unterscheidung zwischen expliziter Parteiidentifikation als einem voraussetzungsreichen Maß der Verbundenheit mit einer politischen Partei und der Parteipräferenz kann auch empirische Gültigkeit beanspruchen. Die Parteipräferenz entspricht einer weiten Definition der Parteibindung. Aus diesem Reservoir von etwa 15% könnten Parteien weitere Wählerschaft schöpfen. Hinsichtlich der CDU/CSU-Präferenz ergaben sich höhere Transmissionsraten gegenüber der SPD-Präferenz, sofern beide Eltern gleiche Parteipräferenzen äußerten. Der Konsens in politischen Fragen ist dabei eher als unabhängige Dimension der intergenerationalen Solidarität (z. B. der emotionalen Beziehungsqualität) zu betrachten. Verlaufsanalysen ergaben, dass nach Auszug des Kindes aus dem elterlichen Haushalt als einem biographisch wichtigen Moment die dyadischen Übereinstimmungen über einen Zeitraum von sieben Jahren relativ stabil bleiben oder nur leicht abnahmen. Lebenslaufereignisse, die lange zurückliegen und schwer¬wiegende Einschnitte in den individuellen Lebenslauf bedeuten können, wie der Tod eines Elternteils, können einen andauernden Effekt auf die Übereinstimmung der Parteiidentifikation mit dem verbleibenden Elternteil und dessen Nachkommen haben. Darüber hinaus wurden Pfadmodelle berechnet, die einen Blick auf komplexe Dynamiken sozialer Vererbung erlauben. In vollständigen Drei-Generationenhaushalten zeigte sich, dass die Tradierung politischer Orientierungen zwischen den Generationen zum Teil blockiert sein könnte. Wie aber entwickeln sich die Generationenverhältnisse in Zukunft? Es wird spannend sein zu sehen, ob globale Krisen wie Klimawandel oder Weltwirtschaftskrisen, die generationenübergreifend wirken und möglicherweise ideologische Gegensätze überbrücken könnten, die verschiedenen Dimensionen der intergenerationalen Solidarität (wieder) zusammenbringen.
The transmission between generations is an important aspect in the development of party identification. A party identification is a more affective and stable loyalty towards a political party. This raises the question what mechanisms lie behind the social inheritance of political orientations within the family. To answer these questions, empirical data of the SOEP 2007 were taken which showed that transmissions between parents and their children depend on whether they emerge under divergent beliefs of parents. The more homogeneous they are, the more likely they are also accepted by their offsprings. This dyadic homogeneity can be classified according to their magnitude: mother-daughter, mother-son, father-son, and finally father and daughter. The theoretical distinction between party identification and party preference can also empirically claim validity. Party preference corresponds to a broad definition of party loyalty. From this reservoir of about 15% of the electorate could be drawn. Conservative CDU/CSU-preferences were more often transmitted compared to a preference for the more left wing SPD if both parents expressed the same party preference. The consensus on policy issues turned out as an independent dimension of intergenerational solidarity (eg, the emotional quality of the relationship). Longitudinal analysis showed that after moving out of the children the dyadic homogeneity remained relatively stable or only slightly decreased over a period of seven years. Life cycle events that took place long ago, like the death of a parent, can have a lasting effect on the consistency of party identification with the remaining parent and his offspring. In addition, path models were calculated allowing to model the complex dynamics of social inheritance. The analysis within full three-generation households showed that the intergenerational handing down of political orientations might be partially blocked. But how do intergenerational relationships develop in the future? It will be exciting to see whether global crises like climate change and global economic crises that work across multiple generations could bridge ideological differences and bring different dimensions of inter- generational solidarity together (again).