In der vorliegenden retrospektiven Arbeit wird anhand einer Stichprobe eines Krankenhauses mittlerer Versorgungsstufe mit den Schwerpunkten Gastrologie, Angiologie und Urologie untersucht, inwieweit die routinemäßige ÖGD bei Patienten mit einer Diagnose, die eine OAK zur Folge hat, Komplikationen bei der Therapie vorbeugen kann. Insbesondere gelten Ulcera im oberen Gastrointestinaltrakt als Kontraindikation für die Behandlung mit OAK. Aber auch schwere und leichte Gastritiden müssen unter einer OAK-Therapie oftmals begleitend medikamentös behandelt werden. Die ÖGD gilt bisher noch nicht als Routineuntersuchung vor der Behandlung mit OAK. So bietet die vorliegende retrospektiv erhobene Stichprobe von 523 Fällen in den Untersuchungsjahren 1999, 2000, 2001, 2002 eine Auswahl von Patienten, die die Indikation zur Behandlung mit OAK vorweisen und die, wie oben schon erwähnt einer routinemäßigen ÖGD vor Gabe der OAK unterzogen wurden. In dieser Arbeit wird gezeigt, dass die üblicherweise angewandten Kriterien zur Einschätzung des individuellen Blutungsrisikos während einer OAK-Therapie nicht ausreichend sind. Als Parameter, die im Zusammenhang mit der Schwere des Befundes berechnet werden sollten, wurden folgende Kriterien ausgewählt : Alter, Geschlecht, Krankenhausaufenthaltsdauer, Indikationsdiagnose, Magenanamnese, Medikamentenanamnese, Hämoglobinwert, Thrombozytenzahl, Kreatininwert, Harnstoffkonzentration, Hämocculttest und CRP-Wert, Diabetes mellitus. Die Auswahl erfolgte aufgrund schon wissenschaftlich belegter erhöhter Blutungsrisiken für pathologisch veränderte Parameter oder für Patienten im höheren Lebensalter, mit wiederholten Gastritiden oder langjähriger Ulcuskrankheit und für Patienten, die ulcerogen wirkende Medikamente einnehmen. Signifikante Zusammenhänge zum ÖGD-Befund konnten nur für das Alter und für gehabte oder vorliegende peptische Läsionen festgestellt werden. Im Patientengut diese angiologischen Schwerpunktkrankenhauses wurde bei 16,4% der symptomlosen Patienten, die eine orale Antikoagulation benötigen, eine potentielle oder aktive Blutungsquelle im oberen Gastrointestinaltrakt gefunden. Anamnese, Klinik und Labor können diese Patienten nicht identifizieren. Praxisorientiert und in Bezug auf die Entwicklung von evidenzbasierten Behandlungsstandards für die orale Antikoagulation muss anhand der vorgestellten Untersuchungsergebnisse zusammenfassend festgehalten werden, dass aufgrund der hier analysierten Kriterien keine sicheren Rückschlüsse auf das Vorliegen einer mit einer erhöhten Blutungsgefahr assoziierten Pathologie im oberen Gastrointestinaltrakt gezogen werden können. Vor Einleitung einer oralen Antikoagulationstherapie sind aber sichere Kenntnisse über occultes pathologisches Geschehen im oberen Gastrointestinaltrakt nötig, um diese entsprechend sanieren zu können. Da nur die Gastroskopie eine sichere Diagnose ermöglicht und die Untersuchung selbst bei umsichtiger Handhabung nur eine minimale Komplikationsrate aufweist , ist eine routinemäßige Ösophagogastroduodenoskopie vor jeder geplanten Antikoagulationstherapie zu empfehlen.
This present retrospective study with 523 patients treated in the years 1999, 2000, 2001 and 2002 at a medium-sized hospital was performed to evaluate if routinely performed OGD had a huge effect on preventing complications such as bleedings as an unintended outcome of the treatment with oral anticoagulants. In fact, there are some contraindications for the treatment with anticoagulants that are well-known such as ulcers at the upper gastrointestinal tract as well as minor and serious gastritis. Nevertheless, the present study points out that all those well-known criteria, such as age, sex, duration of hospital stay, the certain diagnoses which indicate the treatment with anticoagulants, the medical history regarding stomach and medication, haemoglobin value, number of thrombocytes, creatine value, diabetes mellitus etc. are not sufficient to evaluate the patientâ s individual risk of bleedings. However, in the present study, all examined parameters showed a significant correlation. Despite that, the controll of only those criteria is even not sufficient to find out all patients with only a minor bleeding risk. 16,4% of all examined symptom-free patients, indicated for an anticoagulation, exhibit a potential or active source of bleeding in the upper gastrointestinal tract. Considering this main result of the present study, the author suggests the routinely performed OGD to exclude all patients at risk of bleeding. Furthermore, the routinely performed OGD prior to a treatment with anticoagulants should become a standard in evidence-based medical guidelines.