Burgen bilden ein wesentliches Element der mittelalterlichen Kulturlandschaft. Zu den im heutigen Polen gelegenen Anlagen gehören neben den kleinen Ringwällen des 9. und 10. Jahrhunderts, die hauptsächlich als Häuptlingssitze von Kleinstammesgemeinschaften gedeutet werden, die Großburgen des Piastenreichs, die vom 10./11. bis zum 13. Jahrhundert als militärische, administrative, wirtschaftliche und/oder religiöse Zentren dienten, sowie die im Zuge der Feudalisierung und infolge kultureller Einflüsse aus dem westlichen Europa ab dem 13. Jahrhundert errichteten Steinburgen und privaten Adelssitze (Motten). Dabei wurden in allen Phasen des Mittelalters auch Doppelanlagen errichtet. Im vorliegenden Artikel wird der Versuch unternommen, das Phänomen der Doppelburgen auf Grundlage verschiedener Beispiele aus Schlesien, Groß- und Kleinpolen sowie Hinterpommern näher zu beleuchten.
Weniger anzeigenLossow und Lebus – zwei bronzezeitliche Burganlagen in Ostbrandenburg – sind nur 16 km Luftlinie voneinander entfernt. Die äußerst vorteilhafte Topographie beider Burgen zeigt sich sowohl in ihrer Lage direkt an der Oder als auch durch die bewusste Platzwahl auf einer natürlichen Hochfläche. Unbestritten kam ihnen dadurch eine bedeutende strategische Funktion an einem verkehrsgeographischen Knotenpunkt zu. Gekoppelt mit wirtschaftlichen und Handelsfunktionen, die auf beiden Anlagen archäologisch nachgewiesen werden konnten, stellt sich die Frage, warum hier ganz bewusst ein Burgenpaar angelegt wurde, welche Gemeinsamkeiten die beiden Burgen verband und welche Funktionen sie innehatten.
Weniger anzeigenDas Ende der Bronzezeit und die frühe Eisenzeit (Hallstattzeit – Ha C) bringen, auf dem Gebiet Polens in Schlesien, Großpolen, Kujawien und Pommern, eine Steigerung der Dynamik der kulturellen Entwicklung. Es ändert sich das Besiedlungsmodell und es erscheinen befestigte Siedlungen – Burgen. Die Anzahl der ‚Lausitzer‘ Burgen in Schlesien änderte sich nach den Stand der Forschung. Aktuell können wir die Zahl der Burgen auf 15 begrenzen. Von den Doppelburgen, über die Uthenwoldt in seiner Arbeit eine breite Diskussion präsentierte und eine relativ große Anzahl aus Schlesien aufzählte, bleiben heute nur zwei sichere Burgen bestehen: in Wrocław-Osobowice (Oswitz). Die Funktion der beiden in der Nähe liegenden ‚Doppelburgen‘ provoziert zur verschiedenen Hypothesen, aber die Frage bleibt noch offen.
Weniger anzeigenGrundlage der Untersuchung waren zehn Fallbeispiele, für eine fundierte Einschätzung der Anlagen fehlen häufig eindeutige Kriterien (lückenhafte schriftliche Überlieferung, fehlende Ausgrabungen). Physiognomisch ergeben sich folgende Möglichkeiten: a) zwei in einer Hand befindliche gleichrangige Burgen bestehen gleichzeitig; b) Burgverlagerung: zwei in einer Hand befindliche gleichrangige Burgen lösen einander ab; c) Errichtung einer zweiten Burg nach Machtwechsel; d) zwei gleichzeitige, gleichrangige Burgen gehören konkurrierenden Herrschaften; e) hierarchisches Verhältnis zweier Burgen. Bei der wichtigeren funktionalen Differenzierung bleiben nur die Möglichkeiten a), d) und e). Hinzu kommen weitere Möglichkeiten, auf die der Beitrag nicht eingeht.
Weniger anzeigenDer Beitrag behandelt Doppelstädte anhand von drei Fallbeispielen. Brandenburg an der Havel, Hildesheim und Haithabu stehen nicht nur für verschiedene Zeiträume, sondern reflektieren auch unterschiedliche kulturelle Kontexte. Um diese Städte vergleichbar zu machen, wird abschließend ein Modell präsentiert, welches verschiedene Modi von Doppelstädten beschreibt.
Die Nachbarschaft von Burgen kann verschiedene Ursachen haben. Die Nutzungszeit der Anlagen kann differieren, also nie eine echte Nachbarschaft bestanden haben. Häufig beziehen sich Burgen direkt aufeinander, wenn sie beiderseits einer ‚Grenze‘ liegen oder die eine zur Belagerung der anderen diente. Sperrsysteme und die Sicherung von Grenzräumen machen Burgenketten erforderlich. Im Rahmen von Herrschaftsteilungen entstanden Nachbarschaften, genauso bei einem Herrschaftsausbau. Mit dem Begriff ‚Doppelburgen‘ können auch Ganerbenburgen bezeichnet werden, bei denen die ‚Burg in der Burg‘ Nachbarschafterzeugt. Beim Vergleich mit benachbarten Anlagen der Bronzezeit ist für das Mittelalter aber eher auf benachbarte Städte zu verweisen, die als ‚Großburgen‘ zentralörtliche Funktionen erfüllten.
Weniger anzeigenAnhand ausgewählter Beispiele kann aufgezeigt werden, dass zwei in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander befindliche Burgen, die auf den ersten Blick dem Phänomen einer ‚Doppelburg‘ entsprechen, aus unterschiedlichen Gründen entstanden sein können. Dabei kann es sich um Vorgängeranlagen oder Vorbefestigungen handeln, aber die zweite Burg kann auch die Reaktion auf eine bereits existierende Anlage sein, beispielsweise in Form einer Belagerungsburg. Das Verhältnis der beiden Burgen zueinander ist dabei nicht statisch, sondern kann sich aufgrund geänderter politischer Lagen kurzfristig und durchaus auch nur kurzzeitig verändern.
Weniger anzeigenThe Bronze Age hillforts of Lossow and Lebus are our point of departure to discuss the phenomenon of multiple fortifications. This paper provides an introduction to the topic and summarizes the results of a Topoi workshop on this subject. Multiple fortifications are separated fortifications of two or more that are spatially proximate to one another and contemporaneous, making them a functional unit. This paper discusses the research objectiveas well as a possible classification of multiple fortifications. The research problems receivespecial focus, of which the proof of contemporaneity appears to be the most serious problem.
Weniger anzeigenZentralität im Sinne Christallers geht von einem Zentrum aus, das ein Ergänzungsgebiet beziehungsweise Territorium mit zentralen Funktionen versorgt. Dieser Beitrag stellt Zentralität knapp im Allgemeinen dar und geht dann der Frage nach, ob im Fall von Lossow und Lebus Polyzentralität vorliegen kann. Polyzentralität bedeutet das Vorliegen mehrerer sich ergänzender Zentren in einem Territorium. Hierzu werden graphentheoretische Methoden, Dichtecluster-Analysen, die Methode der idealen Isolinie und die Betrachtung von Verkehrsnetzwerken herangezogen. Da die unterschiedlichen Methoden widersprüchliche Ergebnisse lieferten konnten nicht endgültig entschieden werden, ob Polyzentralität vorliegt.
Weniger anzeigenDieser Beitrag schafft mit einer Übersicht zu bronze- und eisenzeitlichen Befestigungsanlagen im nördlichen Mittel- und im südlichen Nordeuropa die Grundlage für das Verständnis der metallzeitlichen Mehrfachburgen. Befestigungsanlagen werden hierbei definiert als Ein- oder Abgrenzung eines Gebietes mit Wällen, Gräben, Palisaden oder ähnlichen Anlagen. Die Forschungsgeschichte wird für die einzelnen Regionen dargestellt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Chronologie, die mit Zusammenstellungen von Radiokarbondaten für die einzelnen Gebiete auf eine vergleichbare Grundlage gestellt wird. Es folgte eine Übersicht der Klassifikation der Befestigungsanlagen. Eine Karte und eine Liste von 403 Befestigungsanlagen im Arbeitsgebiet runden den Beitrag ab.
Weniger anzeigenDoppelstädte entstanden vor allem im 13. Jahrhundert, in der Zeit der Ausbreitung der Stadt mit besonderem Recht, deren wirtschaftlich aktive Bewohner eine lokale städtische Gemeinde bildeten und gleichzeitig in einem Vertragsverhältnis zu einem Herrschaftsträgerstanden. Wo sich dies nicht in einem einzigen Siedlungs- und Rechtskörper realisieren ließ, konnte eine Doppelstadt entstehen. Ein häufiger Grund war eine herrschaftliche Konkurrenzsituation am Ort. Aber auch die Ansiedlung einer größeren Gruppe von Neusiedlern, deren Integration in die bestehende Stadt Schwierigkeiten bereitete, in einer ergänzenden Neustadt zur wirtschaftlichen Stärkung des Ortes und die Lage beiderseits eines Flussübergangs konnten eine Rolle spielen.
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