Harninkontinenz ist eine Gesundheitsstörung, die gerade in Pflegeheimen weit verbreitet ist. Es existieren jedoch keine Angaben für die deutsche Heimpopulation über die Prävalenz der Harninkontinenz zum Zeitpunkt der Aufnahme in ein Pflegeheim sowie die Inzidenz der Harninkontinenz in den ersten sechs Monaten nach dem Heimeintritt. Untersuchungen, die Risikofaktoren einer Neuerkrankung an Harninkontinenz identifizieren, sind selten. Eine Analyse möglicher Schutzfaktoren liegt bislang für Deutschland nicht vor. Fragestellung: Es werden Aussagen zur Aufnahme- und Gesamtprävalenz sowie zur Inzidenz von Harninkontinenz in deutschen Pflegeheimen bezogen auf die ersten sechs Monate nach Heimeintritt getroffen. Weiterhin werden Faktoren ermittelt, die das Risiko der Neuerkrankung von Harninkontinenz nach dem Einzug in ein Pflegeheim erhöhen bzw. den Erhalt/ die Wiederherstellung der Kontinenzfähigkeit fördern. Methode: Sekundäranalyse (Quer- und Längsschnitt) bewohnerbezogener Daten eines Trägers mit 47 Pflegeheimen, die mittels eines elektronischen Pflegedokumentationssystems erfasst wurden. Die Stichprobe umfasst 2466 (Querschnitt) bzw. 2000 Personen (Längsschnitt). Ergebnisse: Zum Aufnahmezeitpunkt waren 79,5 % der Bewohner harninkontinent. Die Prävalenz der Harninkontinenz stieg nach sechs Monaten auf 83 % an. Die Gesamtprävalenz lag bei 87,3 % (2153 von 2466). In der bivariaten Analyse fiel auf, dass überproportional häufig die Bewohner an Harninkontinenz neu erkrankten, die zum Aufnahmezeitpunkt noch verhältnismäßig viele körperliche und geistige Ressourcen hatten und deren Pflegebedarf bei der Aufnahme eher gering war. Durch die Konstruktion von Verlaufsvariablen war in der multivariaten Analyse erkennbar, dass eine Neuerkrankung an Harninkontinenz stark mit Verschlechterungen der körperlichen Gesamtkonstitution, Verschlechterung der Geh- und Bewegungsfähigkeit und mit Verschlechterungen des geistigen Zustandes korrelierte. Die Wiederherstellung der Kontinenzfähigkeit hingegen war deutlich mit einer Verbesserung in diesen Bereichen assoziiert. Schlussfolgerungen: Die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Bewohner zu erhalten und zu fördern, sind den Ergebnissen zufolge, die wichtigsten präventiven und rehabilitierenden Pflegeleistungen, um einer Inkontinenzentwicklung nach dem Heimeinzug entgegenzuwirken.
Urinary incontinence is a common health problem, particularly in nursing homes. However, neither its prevalence at the time of entry nor its incidence in the first six months of residence has been assessed in the German nursing home population. Few studies have been performed to identify risk factors for new-onset urinary incontinence. Possible protective factors have not yet been analyzed for Germany. Aim: The study assesses the entry and overall prevalence of urinary incontinence in German nursing homes as well as its incidence during the first six months after entry. It also identifies factors that increase the risk of new-onset urinary incontinence after entry as well as those that promote preservation/restoration of the continence capacity. Method: A secondary analysis (cross-section and longitudinal section) was conducted to examine resident-related data recorded by the electronic health care documentation system of a provider with 47 nursing homes. The random sample comprised 2466 (cross-section) and 2000 persons (longitudinal section). Results: Urinary incontinence was seen in 79.5 % of residents at the time of entry. Its prevalence rose to 83 % after six months. The overall prevalence was 87.3 % (2153 of 2466). Bivariate analysis showed a disproportionately high incidence of new-onset urinary incontinence among residents with adequate physical and mental resources and low care needs at the time of entry. Constructing course variables in the multivariate analysis revealed that new- onset urinary incontinence correlated highly with deterioration of the overall physical constitution, the ability to walk and move, and the mental condition, whereas restoration of the continence capacity was clearly associated with improvement in these areas. Conclusions: The results show that preserving and promoting the mental and physical capacities of residents are the most important preventive and rehabilitating measures for counteracting the development of incontinence after nursing home entry. Key words: urinary incontinence, nursing home, prevalence, incidence, remission, risk factors, protective factors