Die geburtshilfliche Versorgung durch Hebammen stellt eine wichtige gesellschaftliche Gesundheitsdienstleistung dar. Um dieser Versorgung kompetent im Sinne qualifizierter Berufsausbildung gerecht zu werden, bedarf es einer an zeitgemäßen beruflichen Anforderungen orientierten Ausbildung. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist, die aktuellen und zukünftigen Kompetenzanforderungen an Hebammen zu analysieren und in Form eines Kompetenzprofils zu systematisieren, um damit einen Rahmen für die weiterführende curriculare Arbeit zu schaffen. Für die empirische Untersuchung wird ein qualitatives Studiendesign gewählt. Mit Fokus auf die angestrebte Curriculumsentwicklung sind die beruflichen Anforderungen aus der Perspektive von berufserfahrenen Hebammen, Auszubildenden, Lehrenden und Hebammen mit erweiterten Kompetenzen mittels Expertinneninterviews und Gruppendiskussionen ermittelt worden. Die Auswertung der Daten erfolgt anhand der zusammenfassenden und strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring (2003), so dass die Ergebnisse systematisch in einem induktiv-deduktiv organisierten Wechselspiel gewonnen worden sind. Das sich anschließende Delphiverfahren ist genutzt worden, um die ermittelten Kompetenzanforderungen durch Bildungsexpertinnen im Hebammenwesen einer ersten Überprüfung zuzuführen. Durch das qualitative Studiendesign haben insgesamt 139 Expertinnen der Berufs- und Ausbildungspraxis ihre Erfahrungen, Sichtweisen und Deutungen in die Untersuchung eingebracht. Das Kompetenzprofil umfasst im Ergebnis fünf Domänen beruflicher Praxis, welche jeweils mit drei bis sechs, dem Handlungsfeld entsprechenden Kompetenzen unterlegt werden. Die Domäne ‘Geburtshilfliches Wissen’ analysiert die spezifischen Anforderungen an das Wissen und Können von Hebammen. Die Domäne ‘Geburtshilfliche Kommunikation’ umfasst Anforderungen der professionellen Beziehungsgestaltung. In der Domäne ‘Geburtshilfliche Entscheidung und Handlung’ werden Anforderungen, wie z. B. die Physiologie der Geburt zu unterstützen sowie fachgerecht auf gesundheitliche Risiken und geburtshilfliche Komplikationen zu reagieren, aufgeführt. In der Domäne ‘Zuständigkeit und Kooperation’ werden Zuständigkeitsbereiche sowie Anforderungen der interdisziplinären Zusammenarbeit analysiert. Die Domäne ‘Entwicklung und Organisation’ greift die Kompetenzanforderung auf, das geburtshilfliche Versorgungsangebot vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Gesellschaft qualitativ weiter zu entwickeln. Bezogen auf die Zielstellung der weiterführenden curricularen Entwicklung lassen die Ergebnisse schlussfolgern, dass die beruflichen Anforderungen einen Kompetenzerwerb über die Erstqualifizierung hinaus erfordern. Darüber hinaus ist die curriculare Verzahnung der berufspraktischen und hochschulischen Ausbildung anzustreben, um die Fähigkeit, Wissen analytisch reflektieren und erfahrungsbasiert handeln zu können, gleichermaßen zu fördern.
Obstetric care by midwives is an important healthcare service for society. In order to meet the demands on expert care with qualified professional education, the education must be oriented to the requirements of the profession today. The aim of this study is to analyse current and future demands on midwifery competencies and to systematise them in the form of a competence profile in order to create a framework for further curricular work. A qualitative design was selected for the empirical study. With a focus on developing the target curriculum, professional requirements were determined from the perspective of experienced midwives, trainees, teaching staff and midwives with extended competence in expert interviews and group discussions. The data were analysed with summarising and structuring content analysis in accordance with Mayring (2003), which means that the results were obtained systematically in an inductive-deductive interaction. The subsequent Delphi method was used to subject the skills requirements determined to an initial examination by education experts in the field of midwifery. Thanks to the qualitative design of the study a total of 139 experts working in the profession and involved in education contributed their experience, perspectives and interpretations to the study. As a result, the competence profile covers five domains of professional practice, which are each supported by three to six competencies in line with the sphere of action. The domain ‘Midwifery Knowledge’ analyses the specific demands on the knowledge and skills of midwives. The domain ‘Communication’ covers requirements relating to the professional structuring of relationships. The domain ‘Decisions and Actions’ lists requirements such as supporting the physiology of birth and reacting correctly to health risks and obstetric complications. The domain ‘Responsibility and Cooperation’ analyses areas of responsibility and demands on interdisciplinary cooperation. The domain ‘Development and Organisation’ is concerned with the requirement to further develop the quality of midwifery care against the background of a changing society. With reference to the aim of further curricular development, the results allow the conclusion to be drawn that professional requirements necessitate competencies to be acquired above and beyond initial qualification. In addition, vocational training and academic education should be closely linked in curricula in order to equally promote the ability to analytically reflect knowledge and to act based on experience.