Das Ende der Armut ist erklärtes Ziel der Weltgemeinschaft. Nicht nur unterschiedliche Deklarationen der Vereinten Nationen fordern ein Ende der Armut, ebenso zeigen Ökonomen wie Jeffrey Sachs optimistisch auf, was getan werden muss, damit die Armut genauso besiegt wird wie früher die Pocken. Allerdings ist die Idee eines Endes der Armut nicht neu. In diesem Aufsatz wird die Entstehung der Idee eines erreichbaren Endes der Armut historisch rekonstruiert. Dabei wird deutlich, dass ein Ende der Armut erst dann zu einer realistischen Option wurde, als man unter Armut nur noch absolute Überlebensarmut verstand und Armut empirisch zu messen begann – und damit Aspekte wie Ungleichheit ausblendete. Unsere Vorstellung davon, was Armut ist, wurde durch diese enge Sichtweise nachhaltig geprägt. Das erhoffte Ende der Armut wird daher genau nicht ein Ende dessen sein, was Armut eigentlich ausmacht.