Das südöstliche Siebenstromland in Kasachstan ist reich an Hinterlassenschaften der reiterkriegernomadischen skytho-sakischen Kulturverbände des 1. Jahrtausends v. Chr. Vor allem sind sie durch Gräberfelder mit mächtigen Großkurganen bekannt. Eine Kartierung der Nekropolen erlaubte es bestimmte Landschaftsmarker festzustellen, die eine führende Rolle bei der Errichtung ritueller Plätze der früheisenzeitlichen sakischen Elite spielten, die gleichzeitig als zentrale Orte des kollektiven Gedächtnisses und der kulturellen Selbstidentifikation der Saken galten. Die Untersuchung sowohl der internen Struktur der Gräberfelder als auch der Kurganenform und ihrer Peripherie zeigte bestimmte architektonische Muster auf, die einerseits verschiedene rituelle Handlungen repräsentierten und andererseits eine mögliche soziale Stratigraphie der sakischen Gesellschaft zum Ausdruck brachte. Es konnten zudem zahlreiche, wahrscheinlich gleichzeitig zu den sakischen Nekropolen bestehende Siedlungsplätze erkannt werden. Die Siedlungen hatten in unterschiedlichen Gebieten des Untersuchungsgebietes verschiedene Rollen und zeugen von verschiedenen Wirtschaftsformen, die vom sesshaften Ackerbau bis zur nomadisch betriebenen Viehzucht reichen. Die Erforschung der vorangehenden Bronzezeit im 2. Jahrtausend v. Chr., die im Untersuchungsgebiet durch die sog. Kul’saj-Gruppe repräsentiert ist, hilft den Kulturwandel von der Bronze- zur Früheisenzeit besser nachzuzeichnen.