In ihrer Abhandlung über Nomadologie in Tausend Plateaus (1980) entwickeln Gilles Deleuze und Félix Guattari Nomadismus als raumtheoretisches und epistemologisches Konzept. Die ‚nomadische Wissenschaft‘ bietet einen ereignisorientierten Zugang zum Wissen über ein anderes Verhältnis zum Raum und setzt sich so der steten Reproduktion eines stereotypen Diskurses entgegen. Der Beitrag überführt die Nomadologie in narratologische Fragestellungen und analysiert programmatische Passagen aus Herodots Historien in Hinsicht auf die Verbindung von Raum, Wissen und Text. Von besonderer Bedeutung sind in Herodots verstreuten methodischen Aussagen Verben des Gehens, Sehens und Hörens. Herodot inszeniert seine Forschungen als virtuelle Reise durch verschiedene Wissensräume. Er präsentiert, so die These des Beitrags, seine Methodik (im Gegensatz zur epischen Lehrdichtung) als nomadischen Weg, was sowohl narrativ als auch epistemisch zu einer Kartographie des Wissens führt. Nicht zuletzt durch die Kategorie des persönlichen Wissens schafft Herodot schließlich eine performative Geschichtsschreibung.