Die Bedeutung der politischen Meinung und der politischen Kultur ist bei vergleichenden Untersuchungen zur Staatstätigkeit stark vernachlässigt worden. Die meisten Studien zur Umweltpolitik in den USA konzentrieren sich auf sozioökonomische und politisch-institutionelle Faktoren. Gleichwohl besteht ein enger Zusammenhang zwischen der öffentlichen Meinung und der umweltpolitischen Innovationsfähigkeit. Ausgehend vom amerikanischen Begriff des Liberalismus, für den die Befürwortung des Wohlfahrtsstaates und staatlicher Interventionen charakteristisch ist, können deutliche Unterschiede zwischen liberalen und konservativen Einzelstaaten beobachtet werden: Einzelstaaten mit einer liberalen Wählerschaft neigen sehr viel stärker zu umweltpolitischen Innovationen als Einzelstaaten mit einer konservativen Wählerschaft. Teil der Analyse ist eine vergleichende Studie zu Oregon, einem starken Politikinnovateur, der im pazifischen Nordwesten liegt. Die Fallstudie zeigt, daß eine partielle Entkoppelung der sozioökonomischen Entwicklung von der umweltpolitischen Innovationsfähigkeit möglich ist. Dies kann durch die politische Kultur der Einzelstaaten erklärt werden, die eine erstaunliche Stabilität im Zeitverlauf aufweist. Die beste Voraussetzung einer innovativen Umweltpolitik scheint eine liberale Wählerschaft kombiniert mit einer moralistischen politischen Kultur zu sein. Im Gegensatz dazu steht die traditionalistische Kultur des amerikanischen Südens – einem Teil des Landes, dessen soziokulturelle Basis zweifellos negative Auswirkungen auf die umweltpolitische Innovationsfähigkeit hat. Ein umweltpolitischer Deregulierungswettbewerb (‘race to the bottom’) ist deshalb allenfalls zwischen den Südstaaten zu erwarten, wurde bislang aber durch vom Bund gesetzte Mindeststandards verhindert.
The significance of political opinion and political culture has been widely neglected in comparative analyses of public policy. Most studies on environmental policy in the United States focus on socioeconomic and political-institutional factors. Nevertheless, a strong relationship exists between public opinion and environmental policy innovativeness. Based on the American notion of liberalism, characterized by its endorsement of the welfare state and support of state interventions, marked differences between liberal and conservative states can be observed: States with a liberal electorate are much more inclined towards environmental policy innovations than are states with a conservative electorate. Part of the analysis is a comparative study on Oregon, a strong policy innovator located in the Pacific Northwest. The case study indicates that it may be possible to partially decouple socioeconomic development from environmental policy innovativeness. This can be explained by the political culture of the states, which has shown a surprising stability over time. The best precondition for an innovative environmental policy seems to be having a liberal electorate combined with a moralistic political culture. This stands, however, in obvious contrast to the traditional culture of the American South—a part of the country whose sociocultural basis clearly has negative consequences for environmental policy innovativeness. Therefore, a ‘race to the bottom’ in environmental policy can be expected only among the southern states. Thus far, however, this trend has been averted by the minimum standards imposed by the U.S. Federal Government.