Stahl ist mengenmäßig das weltweit am meisten verbrauchte Metall. Erst mit großem Abstand folgt an zweiter Stelle Aluminium. Doch der Stellenwert der ehemaligen Schlüsselindustrie Stahl hat sich seit den 70er Jahren in vielen Industrieländern grundlegend verändert: Produktions- und Nachfragesteigerungen in Entwicklungs- und Schwellenländern standen Rückgänge in vielen hochindustrialisierten Ländern gegenüber. Auch in der Bundesrepublik Deutschland fiel die Rohstahlproduktion von Mitte der 70er bis Anfang der 80er Jahre und wuchs auch danach nur noch wenig, was mit drastischen Arbeitsplatzverlusten verbunden war. Erhebliche soziale und wirtschaftliche Probleme waren vor allem in den Regionen, in denen sich dieser Sektor und viele ihm vor- und nachgelagerte Industrien konzentrieren, die Folge. Die EG, die zuvor ihre Stahlpolitik weitgehend am liberalen Ordnungsrahmen des EGKS- Vertrages ausgerichtet hatte, betrieb infolge der Krise seit Mitte der 70er Jahre eine zunehmend interventionistische Politik. Die Eisen- und Stahlerzeugung erfordert große Mengen an Rohstoffen, Energie und Wasser und verursacht in erheblichem Ausmaß umweltschädliche Abfälle und Abgase. Allerdings war die Produktion von Stahl nie Inhalt umweltpolitischer Diskussionen oder Ansatzpunkt öffentlicher Kritik im eigentlichen Sinne, wie etwa der Stoff Chlor im Rahmen der chemiepolitischen Debatte oder die Primärerzeugung von Aluminium aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs. Die vorliegende Fallstudie untersucht, \- inwieweit es sich bei der Produktionsentwicklung der deutschen Stahlindustrie um eine generelle (länderübergreifende) Entwicklung handelt, \- durch welche Faktoren der Nachfrage- und Produktionsrückgang bei der deutschen Stahlindustrie bedingt wurde, \- in welchem Maße und mit welchen Wirkungen auf die Entwicklung politisch Einfluß genommen wurde, \- welche Maßnahmen zur Erleichterung der Anpassungsprozesse insbesondere hinsichtlich der Reduzierung der Beschäftigtenzahl ergriffen wurden und \- inwieweit der Produktionsrückgang die Verbesserung in der Umweltbilanz der Industrie erklären kann.