Als Grundlage für diese Arbeit dienten Daten von 2393 Frauen und Männern im Alter von 50-85 Jahren, die im Rahmen der europäischen Studie zur vertebralen Osteoporose (EVOS) in 8 deutschen Zentren rekrutiert wurden und im Rahmen der Folgeuntersuchung, der europäischen prospektiven Studie zur vertebralen Osteoporose (EPOS), erneut untersucht wurden.
Laterale Röntgenbilder der Brust- und Lendenwirbelsäule wurden in einem Abstand von durchschnittlich 3,7 Jahren von allen Patienten angefertigt. Die Wirbelkörper von BWK 4 bis LWK 4 wurden mittels der 6-Punkte-Methode morphometrisch vermessen und die Ergebnisse der Folgeuntersuchung mit denen der Erstuntersuchung verglichen. Zur Definition einer vertebralen Deformation wurde der Algorithmus nach Felsenberg/Kalender abgewandt, mit einem Schwellenwert von > 25% Höhenreduktion zur Bestimmung der Prävalenz und einer individuellen Höhenreduktion um 15% zur Bestimmung der Inzidenz. Zur Vermeidung einer fälschlich zu hohen Inzidenz wurden alle Röntgenbilder einer visuellen radiologischen Beurteilung unterzogen, um mögliche Höhenänderungen aufgrund von Meßfehlern sowie Deformationen nicht osteoporotischer Genese zu erkennen.
Die Inzidenz osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen lag bei Frauen bei 1,05%, bei Männern bei 1,17% pro Jahr. Bei Probanden, die mindestens eine prävalente Fraktur aufwiesen, ergab sich eine jährliche Inzidenz von 4,62% bei Frauen und 3,49% bei Männern. Schwerpunkte bezüglich der Lokalisation der Frakturen lagen, wie aus anderen Studien bekannt, im Bereich der mittleren BWS sowie dem thorakolumbalen Übergang. Keilförmige Frakturen traten bei beiden Geschlechtern gehäuft in der BWS auf, während Frakturen der Lendenwirbelkörper in erster Linie eine konkave oder bikonkave Form aufwiesen.
Ein Vergleich mit den Ergebnissen anderer epidemiologischer Studien zur Inzidenz der vertebralen osteoporotischen Fraktur ist nur sehr eingeschränkt möglich. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Anwendung verschiedener morphometrischer Algorithmen, die zu verschiedenen Prävalenzen und Inzidenzen führt, sowie das Fehlen einer differentialdiagnostischen Beurteilung der Deformationen bei anderen Studien. Eine Standardisierung der morphometrischen Auswertung von Wirbelsäulendeformationen ist für die Zukunft dringend erforderlich.
The basis for this work are data of 2393 women and men, aged 50-85, which were recruited in 8 German centres within the framework of the European Vertebral Osteoporosis Study (EVOS) and which were examined again 3 years later in the follow-up study, the European Prospective Osteoporosis Study (EPOS).
Lateral x-ray images of the thoracic and lumbar spine were performed in all patients according to a standardized protocol. The vertebral bodies from T4 to L4 were measured morphometrically using the 6-point method and the results of the follow-up visit (EPOS) were compared to the previous one (EVOS). A prevalent vertebral deformity was defined as a reduction of more than 25% in any of the vertebral heights using the algorithm of Felsenberg / Kalender. An incident vertebral deformity was defined as a height reduction of 15% compared to the corresponding height in the baseline. To avoid a false high incidence on the basis of measurement errors, a radiological reading including a differential diagnosis of deformities of all radiographs from EVOS and EPOS was performed.
The incidence of vertebral osteoporotic fractures per year was 1,05% in women and 1,17% in men. For patients with a prevalent vertebral fracture, the incidence per year was 4,62% in women and 3,49% in men. The main locations of the osteoporotic vertebral fractures were in the mid thoracic spine and in the thoracic-lumbar junction. Wedge-shaped fractures were concentrated in the thoracic spine, whereas concave or biconcave fractures mostly occurred in the lumbar spine.
A comparison to the results of other epidemiological study concerning the incidence of vertebral osteoporotic fractures is limited due to the apply of different algorithms and for lack of a differential diagnosis of vertebral deformities. A standardization of morphometric and visual evaluation of vertebral deformities is a matter of necessity.