Hintergrund Schlafstörungen sind für Pflegeheimbewohner belastend und für die sie pflegenden Pflegekräfte und die behandelnden Hausärzte eine Herausforderung. Aufgrund von Multimorbidität und Polypharmazie von Pflegeheimbewohnern sind Schlafmedikamente eher zu vermeiden. In mehreren Studien wurden daher nicht-medikamentöse Interventionen zur Verbesserung des Schlafs von Pflegeheimbewohnern mit jedoch allenfalls kleinen Effekten getestet. Die Kenntnis der subjektiven Konzepte von Pflegeheimbewohnern über Schlaf- und Schlafstörungen könnte helfen, Interventionen an die Bedürfnisse von Pflegeheimbewohnern anzupassen und neue Interventionen ausgehend von den Bedürfnissen der Pflegeheimbewohner zu entwickeln. Daher war das Ziel dieser Studie die subjektiven Konzepte und Erfahrungen von Pflegeheimbewohnern zu Schlaf und Schlafstörungen zu explorieren. Methodik Diese Studie hat ein qualitatives Forschungsdesign: 30 Pflegeheimbewohner wurden in fünf unterschiedlichen Pflegeheimen in Berlin mit Hilfe von Pflegekräften gezielt ausgewählt. Die Interviewteilnehmer mussten mindestens 64 Jahre alt sein und orientiert zu Ort und Person. Ziel des Samplings war es, gut und schlecht schlafende Bewohner beiderlei Geschlechts gleichmäßig in das Sample aufzunehmen. Mit 30 Interviewteilnehmern wurden episodische Interviews geführt und sie wurden gebeten, eine Woche lang ein strukturiertes Schlaftagebuch zu führen. Das episodische Interview ist ein qualitatives Interview und enthält sowohl Erzählungen stimulierende Fragen als auch konkrete und abstrakte Fragen. Die Interviewtranskripte wurden mittels thematischem Kodieren ausgewertet. Bei thematischem Kodieren werden zu Textsegmenten aus dem Material entwickelte Codes zugeordnet und diese Codes in einer thematischen Struktur organisiert. In einem zweiten Schritt wurden die Textsegmente und Codes zu ausgewählten Themen tiefergehend analysiert und Muster und Typologien aus dem Material entwickelt. Ergebnisse Am wichtigsten für guten Schlaf war den interviewten Pflegeheimbewohnern, ungestört durchschlafen zu können, wenn dies auch in der Regel nicht möglich war. Weitere Ansprüche an guten Schlaf waren gut und selbstbestimmt einschlafen und aufwachen zu können, tief und fest zu schlafen und nach dem Schlaf erholt zu sein. Die den interviewten Pflegeheimbewohner wichtigste Ressource für guten Schlaf war innere Ruhe. Eine weitere wichtige Ressource war für die interviewten Pflegeheimbewohner tägliche Aktivität. Auch externale Ressourcen wie Stille und frische Luft wurden von den interviewten Pflegeheimbewohnern als Ressourcen beschrieben. Insgesamt verfügten die interviewten Pflegeheimbewohner über nur gering ausgeprägte Strategien diese Ressourcen zu aktivieren und selbst aktiv an der Verbesserung ihres eigenen Schlafes mitzuwirken. Die wichtigsten Barrieren für guten Schlaf sind für die interviewten Pflegeheimbewohner psychische Barrieren: Erinnerungen an traumatische Ereignisse, familiäre Probleme, Sorgen und Grübeln über die aktuelle Situation und die Zukunft, aufregende Ergeignisse tagsüber, Termine am nächsten Tag, Ängste und Träume und Alpträume. Als körperbezogene Barrieren spielen für die interviewten Pflegeheimbewohner nächtlicher Harndrang und Schmerzen eine wichtige Rolle. Externale Barrieren für guten Schlaf sind aus Sicht der interviewten Pflegeheimbewohner nächtlicher Lärm und nächtliches Licht, ausgelöst durch andere Pflegeheimbewohner, Pflegekräfte und von außerhalb des Pflegeheimes. Anhand der wahrgenommene psychischen Barrieren lassen sich die interviewten Pflegeheimbewohner drei Typen zuordnen: Bewohner von Typ I nehmen nur nicht- psychische Barrieren wahr. Bewohner von Typ II grübeln vor allem über ihre Lebenssituation. Bewohner von Typ III leiden unter Erinnerungen an traumatische Ereignisse und sind leicht durch psychische Faktoren irritierbar. Hinsichtlich ihrer Einstellung zu Schlafmedikation lassen sich die Bewohner in vier Typen von völliger Ablehnung von Schlafmedikation bis hin zu Schlafmedikation als "Muss" um schlafen zu können einteilen. Die Bewohner des letzten Typs begannen die Schlafmedikation meist in einer Phase akuter Belastung und haben sie nie wieder beendet. Die interviewten Pflegeheimbewohner sehen bei Schlafstörungen überwiegend nur kurzfristige Folgen wie Befindlichkeitsstörungen. Schlussfolgerungen Psychische Faktoren spielen aus Sicht von Pflegeheimbewohnern für guten Schlaf und Schlafstörungen eine herausragende Rolle. Daher sollten psychische Faktoren bei Interventionen und individueller Therapie von Schlafstörungen von Pflegeheimbewohnern beachtet werden. Die subjektiven Konzepte von Pflegeheimbewohnern zu Schlaf und Schlafstörungen sollten im hausärztliche Gespräch exploriert werden und können leitend für die individuelle Therapie von Schlafstörungen bei Pflegeheimbewohnern sein. Darüber hinaus lassen sich vorhandene Interventionen durch die Ergebnisse dieser Studie an den Bedürfnissen von Pflegeheimbewohnern ausrichten und beispielsweise um psychische Aspekte ergänzen.
Background: Sleep disorders are a relevant problem for nursing home residents and difficult to treat for the residents general practitioners. However, the subjective perspective of nursing home residents on sleep disorders has yet been unknown. Thus, the aim of this study was to explore the nursing home residents subjective concepts of sleep and sleep disorders. Methods: This study has a qualitative research design. We conducted episodic interviews with 30 nursing home residents, who were at least 64 years old and oriented to place and person, in five German nursing homes from different providers. Data was analysed by thematic coding. Results: For the interviewed nursing home residents it was most important to sleep without disturbances. The nursing home residents self-perceived resources for good sleep could be classified into three general patterns: calmness, daily activity and environmental factors. The residents regarded calmness as a prerequisite for good sleep. Rumination was reported as the main reason for disruption of calmness. Nursing home residents expected daily activity to foster sleep, but most residents did not know how to be physically active. Environmental factors such as fresh air, silence or the type of bed contributed also to good sleep; however nursing home residents usually lacked strategies to foster these resources by themselves. The interviewed residents perceived traumatic memories, family problems, worries about their situation and future, disturbing events during the day, appointments the next day, anxiety, and dreams and nightmares as psychological barriers to sleeping well. The residents could be allocated into three types: Residents of Type I identified only non-psychological barriers. Residents of Type II worried mainly about their current situation. Residents of Type III suffered from traumatic memories and were easily disturbed by any type of psychological distress. Micturition at night and pain were body- related barriers to sleeping well. Noise and light at night were environmental barriers to sleeping well. Conclusion: General practitioners shall explore nursing home residents subjective concepts about sleep during the consultation. GPs shall pay especially attention to psychological factors related to sleep and sleeping problems.