Im Dezember 2010 veröffentlichte der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht sein drittes Reformpaket, welches die Eigenkapitalausstattung und Liquiditätsvorsorge im Bankensektor verbessern und so künftige Bankenpleiten verhindern soll. Das Basel III-Rahmenwerk stellt damit ein zentrales Element in der globalen Regulierungsarchitektur nach der Finanzkrise dar, dessen spezifische Umsetzung die Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Bankensektoren maßgeblich beeinflusst. Die EU implementierte die neuen Standards mit dem sogenannten CRD IV-Paket vom 26. Juni 2013, welches aus einer Richtlinie und einer Verordnung besteht. Die vorliegende Arbeit wird dieses Paket in einem ersten Schritt untersuchen und die europäischen Besonderheiten hervorheben. Anschließend werden die Befunde mit der Theorie der komparativen institutionellen Vorteile aus dem Varieties of Capitalism (VoC)-Ansatz erklärt, wobei sich die Analyse auf Deutschland, Frankreich und Großbritannien beschränkt. Die Arbeit zeigt, dass sich die deutschen Forderungen nach Ausnahmen für Sparkassen und Genossenschaften, Vergünstigungen von Mittelstandskrediten und dem Schutz von stillen Einlagen auf die bankbasierte Unternehmensfinanzierung der Volkswirtschaft zurückführen lassen. In Frankreichs state-enhanced capitalism offenbart sich dagegen eine National Champions-Strategie zum Schutze der Großbanken und ihrer Versicherungsbeteiligungen. Der Fall Großbritannien bringt den gewählten Theorieansatz schließlich an seine Grenzen, da er dessen Konzept von relativ konstanten und unzweideutigen nationalen Wirtschaftsinteressen in Frage stellt: Höhere Kapitalanforderungen in Form von Leverage Ratio und Systemrisikopuffer mussten hier gegen die eigene Finanzindustrie durchgesetzt werden. Diese warb zusammen mit der deutschen und französischen Regierung für eine Maximum Harmonisation und definierte das nationale Interesse damit auf eine ganz andere Art.
In December 2010 the Basel Committee on Banking Supervision published its third reform package which was designed to improve the equity base and liquidity provision in the banking sector, thus preventing future bank failures. The Basel III framework thereby constitutes an essential new element in the global regulatory architecture whose specific implementation crucially affects the competitiveness of the respective banking sectors. The new standards were implemented by the EU in the form of the so-called CRD IV package on 26th June 2013. In a first step this paper examines the package and highlights the European features. Subsequently, the findings will be explained by the Theory of Comparative Institutional Advantage from the Varieties of Capitalism (VoC) approach limiting the analysis to Germany, France and Great Britain. The paper reveals that the German demands for exemptions clauses and benefits regarding its savings and cooperative banks, SME loans and silent participations result from its bank-based corporate finance. By contrast, in the French state-enhanced capitalism a National Champions strategy for the protection of the major banks and its insurance subsidiaries becomes apparent. In the case of Great Britain the VoC approach finally reaches its limits as its concept of relatively constant and unambiguous national economic interest is questioned: Higher capital requirements in form of the Leverage Ratio and the Systemic Risk Buffer had to be asserted against the financial industry which campaigned for a Maximum Harmonisation with Germany and France, thus defining the national interest in a completely different way.