Diese Arbeit untersucht, wie sich die Bezeichnung Israels als Apartheidregime und der süd-afrikanische Anti-Apartheidkampf zu einem grundlegenden Element des kollektiven Deutungsrahmens palästinensischer Widerstandsaktivist_innen entwickeln konnte. Anhand von Theorien über die Diffusion von Ideen zwischen verschiedenen sozialen Bewegungen wurde der Übertragungsprozess in fünf Teilaspekte untergliedert: 1) die Loslösung und Abstrahierung des Konzepts von seinem südafrikanischen Kontext, 2) die Übertragung auf Israel/Palästina, 3) der Wandel des Bewegungskontextes, der mit der Übertragung des Konzepts einherging, 4) die strategischen Interessen an einer Übertragung und 5) die sogenannten „Links“ zwischen südafrikanischem und palästinensischem Widerstand. Die Analyse stützt sich auf narrative Interviews mit Aktivist_innen des zivilen Widerstands, die mit wissensoziologisch- hermeneutischen Methoden ausgewertet wurden.