Das Boomerang-Modell von Keck und Sikkink (1998) und das Spiral-Modell von Risse, Ropp und Sikkink (1999) bestimmen einen großen Teil der wissenschaftlichen Debatte über die Verbreitung von Menschenrechtsnormen. Beiden Modellen liegt im Kern der ‚Informationsaustausch‘ unter Angehörigen breiter Koalitionen zugrunde, die die bessere Einhaltung der Menschenrechtsnormen befürworten. Das aktualisierte Spiral-Modell (2013) bietet eine kontextspezifischere und mehrdeutigere Zusammenstellung von Akteuren und Prozessen, als dies in den ersten Boomerang- und Spiral-Modellen der Fall war. In diesem Zusammenhang untersuchen wir die Auswirkungen eines breiten Spektrums an digitalen Technologien auf die Advocacy-Arbeit von Nichtregierungsorganisationen im Bereich der Menschenrechte und wie diese den Informationsaustausch im 21. Jahrhundert beeinflussen. Herkömmlicherweise wird Beweismaterial bei Menschenrechtsuntersuchungen in direktem Austausch unter Aktivist/Innen und bei Erkundungsmissionen gesammelt. Unserer Argumentation zufolge schaffen Cluster von digitalen Technologien „digital affordances“, die nichtstaatlichen Akteuren Werkzeuge zur Stärkung ihrer Fähigkeit verschaffen, wissenschaftlich fundierte Informationen zu sammeln, Akteure unter Druck zu setzen und sie zur Einhaltung weitgehend gemeinsamer Menschenrechtsnormen zu verpflichten. Ob dies auch zu einer besseren Einhaltung der Normen führt, ist weniger klar.
Keck and Sikkink’s boomerang model (1998) and Risse, Ropp, and Sikkink’s spiral model (1999) anchor much of the scholarly debate about human rights norms propagation. At the heart of both models is “information exchange” among members of broad coalitions advocating for better compliance with human rights norms. An updated spiral model (2013) offers a more liminal, ambiguous, and conditional set of actors and processes than appeared in the first boomerang and spiral models. In this context, we consider the effects of a wide array of digital technologies on human rights NGOs advocacy work and how they affect 21st century information exchange. Traditionally, evidence in human rights investigations is collected in face-to-face meetings among activists and on fact-finding missions. We argue that clusters of digital technologies create “digital affordances” that provide nonstate actors with tools that strengthen their ability to gather scientifically grounded information that pressures noncompliant actors toward commitments with broadly shared human rights norms. As to whether this also leads to greater compliance is less clear.