Etwa 60% der Patienten, die abhängigkeitserzeugende Substanzen konsumieren erfüllen die Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung. Wiederholter Konsum solcher Substanzen kann zur Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung führen. Ziel dieser Arbeit ist die Erforschung und synoptische Zusammenstellung neurobiologischer Mechanismen zur a) Verarbeitung emotional valenter Stimuli sowie b) von Craving, c) Rückfallverhalten und d) Impulsivität. Dies sind zentrale Mechanismen, die dem klinischen Bild von Patienten mit einer Kombination von Abhängigkeitserkrankung und Persönlichkeitsstörung zugrunde liegen. Fernziel ist die Entwicklung effektiver Behandlungsmethoden für diese Patientengruppe. Die Arbeit gibt zunächst einen Überblick über die aktuelle Forschung zur Neurobiologie der Verarbeitung von Stimuli mit aversiver emotionaler Valenz sowie von Belohnungsreizen. Die im experimentellen Teil erhobenen eigenen Befunde stützen sich im Wesentlichen auf Befunde der Positronen-Emissions-Tomographie, der funktionellen Kernspintomographie und der Persönlichkeitsfragebogenforschung. Hypothesen, die in dieser Arbeit diskutiert werden und in eigenen Untersuchungen geprüft wurden, sind: Globale Hypothese: Neurobiologische Strukturen oder Systeme, die entscheidend an der Entwicklung von Abhängigkeitserkrankungen beteiligt sind, sind auch an der Verarbeitung aversiver emotionaler Reize beteiligt. Nebenhypothesen: 1) Eine neu entwickelte, evaluierte mathematische Methode zur Berechnung der regionalen Dopamin Speicherkapazität im Gehirn ist für die Erörterung neurobiologischer Fragestellungen in Amygdala bei psychiatrischen Patienten geeignet. 2) Das dopaminerge Neurotransmittersystem in Amygdala und Nucleus accumbens ist an der Verarbeitung aversiver emotionaler Stimuli beteiligt. 3) Der anteriore cinguläre Kortex (ACC) und Amygdala sind an der Verarbeitung emotionaler Stimuli beteiligt. Das Ausmaß ihrer Beteiligung ist von der funktionellen Kapazität des dopaminergen Systems in Amygdala und Nucleus accumbens abhängig. 4) ACC und Nucleus accumbens sind an Craving, impulsivem Verhalten und Konsumrückfällen beteiligt. 5) Psychotherapeutisch wirksame Verfahren für Patienten mit der Komorbidität von Persönlichkeitsstörung und Abhängigkeitserkrankung trainieren die Fähigkeit dysfunktionale Handlungsimpulse zu reduzieren. Alle genannten Hyothesen konnten in eigenen Untersuchungen bestätigt werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit bieten Hilfestellungen für die Entwicklung zukünftiger, wirksamer Therapien und bilden weiterhin die Grundlage für die Entwicklung neuer Hypothesen, die zukünftig eine gezielte Untersuchung neurobiologischer Verhältnisse bei Patienten mit einer Komorbidität aus Persönlichkeitsstörung und Abhängigkeitserkrankung ermöglicht.
About 60% of patients consuming substances that are able to cause addiction fulfil the criteria of any personality disorder. Repetitive use of these substances may cause substance addiction. This paper reviews current literature in neurobiology research and integrates data collected from our own research group to the topics a) processing of emotional valent stimuli, b) craving for the substance of addiction, c) relapse behavior and d) impulsive behavior. The mechanisms listed are core mechanisms that characterize clinical appearance of patients with substance addiction and comorbid personality disorder. Major research techniques referred to are positron emission tomography and functional magnetic resonance imaging as well as research using personality inventories. Here we test the following hypotheses: Global hypothesis: Neurobiological structures relevant for the pathological interplay of addictive behavior in substance addiction are also involved in the processing of aversive emotional stimuli. Further hypotheses: 1) A new developed mathematical model for Fluorodopa uptake in neuronal tissue is valid to assess dopamine storage in amygdala in psychiatric patients with substance addiction and healthy controls 2) The dopamine neurotransmitter system affecting amygdala and nucleus accumbens is involved in the processing of aversive emotional stimuli. 3) Anterior cingulate cortex (ACC) and amygdala influence the processing of emotional valid stimuli. The extent of this influence is determined by the dopamine storage capacity in amygdala and nucleus accumbens. 4) ACC and nucleus accumbens are structures involved in craving, impulsive behavior and relapse behavior. 5) Distinct evidence based approaches in psychotherapy evaluated for the treatment of patients with substance addiction and comorbid personality disorder train the skill to reduce dysfunctional coping strategies. Conclusion: the results of our studies contributed to all hypotheses listed above. This paper may give new points of view that may help to develop a sustainable neurobiological basis for a better understanding of this severe comorbidity in patients.