Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel den Sechs – Minuten – Gehtest (6MWT) in einer Patientenkohorte mit systemischer Sklerose (SSc) zu evaluieren und klinische Parameter zu identifizieren, die die Sechs – Minuten – Gehstrecke (6MWD) beeinflussen. Die SSc ist eine Kollagenose, in deren Verlauf es, unter anderem durch autoimmune Prozesse, zu einer pathologischen Vermehrung des kollagenen Bindegewebes kommt. Die Folge sind eine Sklerosierung der Haut und eine Schädigung von Gefäßen, Herz, Lunge, Nieren und Gastrointestinaltrakt. Die kardiopulmonalen Komplikationen durch interstitielle Lungenerkrankung (ILD) und pulmonal – arterielle Hypertonie (PAH) sind dabei die Hauptgründe für Morbidität und Mortalität. Eine frühe Erkennung und Therapie dieser Komplikationen, sowie der Einsatz zuverlässiger Outcome – Parameter zur Therapieevaluierung sind daher besonders wichtig. Ein, in der Kardiologie und Pulmologie, häufig benutztes Studieninstrument zur Beurteilung der kardiopulmonalen Situation ist der 6MWT, der die Gehstrecke misst, die ein Patient mit zügigem Laufen in sechs Minuten zurück legen kann (6MWD). Der 6MWT hat sich auch bei SSc – Patienten als gut reproduzierbar erwiesen, zeigte jedoch bisher nur schwache Korrelationen mit krankheitsrelevanten Parametern wie der Lungenfunktion, sodass seine Eignung als Studieninstrument für SSc – Patienten zunehmend in Frage gestellt wird. Wir führten mit 101 SSc – Patienten der rheumatologischen Fachambulanz und der rheumatologischen Tagesklinik der Charité Campus Mitte einen 6MWT durch, wobei 95 Patienten in die Endauswertung eingingen. Außerdem wurden die Patienten zu Gewicht, Größe, Rauchverhalten, Trainingszustand und ihrer Hauptbeschwerdesymptomatik während des 6MWT befragt. Die Erhebung klinischer Parameter, wie Lungenfunktionsparametern, Echokardiographiebefunden und Laborparametern, erfolgte teilweise retrospektiv. Zusätzlich ausgewertet wurde u.a. die subjektive Lebensqualität anhand des Scleroderma Health Assessment Questionnaire (SHAQ – Score). Das mediane Alter der Patientenkohorte lag bei 56,0 Jahren, wobei das Verhältnis von Frauen zu Männern 8,5 : 1 betrug. Von den 95 Patienten litten 61 (64,2 %) an einer limitierten SSc und 34 (35,8 %) an einer diffusen SSc. Im Hinblick auf die Ausprägung der Organmanifestationen im Rahmen der SSc war unsere Patientenpopulation im Vergleich zu anderen europäischen Kohorten repräsentativ. Die mediane 6MWD zeigte sich mit 491,0 m, im Vergleich zu Literaturwerten von gesunden Probanden, verkürzt. In der Untersuchung von allgemeinen Einflussfaktoren auf den 6MWT konnten wir Korrelationen der 6MWD zu Alter und BMI nachweisen. Rauchverhalten und Trainingszustand zeigten hingegen keinen signifikanten Einfluss auf die 6MWD. Bei den erkrankungsspezifischen Einflussfaktoren zeigten sich, wie in vorherigen Studien, moderate Korrelationen der 6MWD zu den Lungenfunk- tionsparametern FVC, FEV1, TLC und DLCO. Eine stärkere Korrelation zeigte sich zu NT – pro – BNP als Marker für eine Rechtsherzbelastung. Damit einhergehend erreichten auch Patienten mit PAH eine signifikant geringere 6MWD als Patienten ohne diese Erkrankungsmanifestation. Weiterhin ergab sich eine starke Korrelation des SHAQ – Scores zur 6MWD, die so noch nicht beschrieben wurde. Patienten, die Schmerzen oder Schwäche im Bewegungsapparat während des 6MWT verspürten, erreichten eine signifikant niedrigere 6MWD, als Patienten, die keine Beeinträchtigung angaben, was den Einfluss der Beteiligung des Bewegungsapparates auf die 6MWD impliziert. Lungenfibrose, diastolische Dysfunktion oder eine erniedrigte Ejek- tionsfraktion zeigten keine signifikante Assoziation zu erniedrigter 6MWD. Im Rahmen der logistischen Regression zeigten sich SHAQ – Score und DLCO als einzige signifikante Prädiktoren der 6MWD. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch die vorliegende Arbeit nur moderate Korrelationen der 6MWD mit Lungenfunktionsparametern und Echokardiographie- befunden bei SSc – Patienten zeigen konnte. Die multifaktorielle Leistungsminderung der SSc – Patienten, bei der auch das Ausmaß der Beteiligung des Bewegungsapparates eine Rolle spielt, macht den 6MWT ungeeignet, um Lungenfunktion und Echokardiographie als Studieninstrumente zu ersetzen. Er kann aber Hinweise auf eine Verschlechterung der körperlichen Leistungsfähigkeit eines Patienten liefern und damit der Ausgangspunkt für weitere Diagnostik sein. Die starke Korrelation mit dem SHAQ – Score zeigt dabei auch, dass der 6MWT vor allem geeignet ist den Allgemeinzustand und das allgemeine Wohlbefinden des Patienten zu beurteilen, ohne dabei zwischen dem Ausmaß der Beeinträchtigung der verschiedenen Organsysteme zu unterscheiden. Ziel zukünftiger Studien sollte es daher sein die Faktoren der Leistungsminderung bei SSc – Patienten in Abhängigkeit der Erkrankungsausprägung weiter zu analysieren und dafür geeignete Testinstrumente zu entwickeln und zu evaluieren.
OBJECTIVES: The role of the six-minute walk distance (6MWD), measured by a six-minute walk test (6MWT), in the assessment of systemic sclerosis (SSc) patients remains to be evaluated. Here, we have analysed whether 6MWD is associated with clinical parameters obtained by an extended standardised assessment of SSc patients. METHODS: In 101 consecutive SSc patients, 6MWD was correlated with disease activity, Scleroderma Health Assessment Questionnaire (SHAQ) score, nutrition status, age, ESR, haemoglobin values, and several lung function parameters. RESULTS: Of the 101 SSc patients, 6 patients were excluded because of diseases that could influence the result of the 6MWT, such as asthma, COPD or peripheral vascular disease. In the remaining 95 patients the median 6MWD was 491.0 m (range 86.0–664.5 m). 6MWD weakly-to-moderately correlated with predicted FVC, FEV1, TLC, DLCO and nutrition status. Moderate negative correlations were found for the SHAQ score and disease activity, weaker correlations for age and BMI. Exclusion of patients with musculoskeletal limitations revealed similar results. Training status of the patients did not affect 6MWD. Multivariate analyses revealed SHAQ score and predicted DLCO values as the best parameters predicting 6MWD. Optimal 6MWD cut-off values for the presence of PAH, predicted FVC values <80%, and dyspnea NYHA III/IV were between 465 m and 480 m. CONCLUSIONS: 6MWD is a surrogate marker for disability and complaints in SSc patients. Therefore, 6MWT could provide a valuable outcome parameter although it lacks organ specificity.