Ebenso wie beim Erwerb der Muttersprache gehören sprachliche Fehler zum natürlichen Prozess der Aneignung einer Fremdsprache. Daher sind sie zwangsläufig in jeder Stunde und bei jeder Schülerin sowie jedem Schüler zu finden und können im Sinne einer erfolgreichen Kommunikation weder vermieden noch ignoriert werden. Da vor allem „die Beschäftigung mit den eigenen Fehlern immer mit Ängsten und Vermeidungsverhalten verbunden“ ist (KLEPPIN & MEHLHORN 2008:19), darf sich die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht auf den rein praktisch orientierten „Umgang mit Fehlern“ beschränken. Eben jener symptomatischen Fehlerbetrachtung gegenüber steht der in dieser Masterarbeit verwendete Begriff „Fehlerkultur“, der sowohl die Art und Weise umfasst, wie Lehrer und Schüler im Unterricht mit sprachlichen Fehlern umgehen, als auch die Einstellungen, die sie gegenüber sprachlichen Fehlern haben. Ausgehend vom Studium der fachdidaktischen Literatur und der Herausarbeitung zentraler Aspekte einer Fehlerkultur im Französischunterricht wurde in dieser Studie ein Online-Fragebogen zur Erfassung von Einstellungen zum Thema „Fehlerkultur“ entwickelt und von 28 Studenten und 14 Referendaren getestet. Der Fragebogen enthielt insgesamt 24 Fragen zu verschiedenen Aspekten des Themas. Dabei wurden sowohl Einstellungen zu sprachlichen Fehlern als auch zum Französischunterricht und zur Kompetenzorientierung selbst erfasst. Die Antworten der Befragten auf die hauptsächlich teiloffenen Fragen wurden mittels EXCEL und MAXQDA ausgewertet, gruppenintern und gruppenübergreifend interpretiert und unter Hinzunahme fachdidaktischer Literatur diskutiert. Die Ergebnisse der Arbeit in den sechs Bereichen „Einstellung zum Fremdsprachenerwerb“, „Ziele und Kompetenzförderung im Französischunterricht“, „Einstellung zu sprachlichen Fehlern“, „Korrekturen im Französischunterricht“, „Messung sprachlicher Kompetenz“ und „Bedeutung sprachlicher Korrektheit“ machen deutlich, dass es unerlässlich ist, das Thema „Fehlerkultur“ unter kompetenzorientierter Perspektive zu betrachten und es zu einem zentralen Aspekt der zukünftigen Lehrerbildung zu machen. Gleichwohl die Ergebnisse keine Verallgemeinerung zulassen, konnten sie in die Fachliteratur zum Thema eingeordnet werden und ermöglichen es somit, Ansatzpunkte zu generieren für weitere Forschungen und Vorschläge zu machen für die Verbesserung der Lehrerbildung. Die Studie verdeutlicht an verschiedenen Punkten, welche Bedeutung der Lehrerbildung, aber auch der eigenen schulischen Erfahrung bei der Bildung von Einstellungen zukommt und soll daher ein Aufruf sein, die eigenen Erfahrungen und Einstellungen im Bezug auf sprachliche Fehler vor dem Hintergrund neuer fremdsprachendidaktischer Prinzipien zu reflektieren.