HINTERGRUND: Bereits nach drei bis fünf Minuten eines Herz-Kreislauf- Stillstandes droht dem unbehandelten Patienten eine zerebrale Schädigung, die ein Überleben unwahrscheinlich macht oder nur mit schwerwiegenden neurologischen Defiziten ermöglicht. Bei einem außerhalb eines Krankenhauses erlittenen Herz-Kreislauf-Stillstand wird der professionelle Rettungsdienst in der Regel erst nach acht bis zehn Minuten beim Patienten sein. Dieser ist somit auf sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen durch anwesende Ersthelfer angewiesen. Aktuelle internationale Veröffentlichungen untersuchen zwar die Häufigkeit von Ersthelferreanimationen, nicht jedoch die individuelle Qualität der einzelnen Maßnahmen. Eine punktuelle Datenerhebung aus Norwegen hierzu liegen 20 Jahre zurück. Zwischenzeitlich hat es wiederholt Änderungen der Wiederbelebungsleitlinien gegeben, um dem Ersthelfer die Entscheidungsfindung und Durchführung einer Reanimation zu erleichtern. Systematische Studien zur Überprüfung der Umsetzbarkeit der gültigen Empfehlungen in der Realität gibt es nicht. UNTERSUCHUNGSZIEL UND METHODEN: Alle kardial bedingten Reanimationseinsätze der Notärzte der Charité Berlin Campus Benjamin Franklin wurden über 12 Monate untersucht. Mit den Augenzeugen wurde ein semistrukturiertes Interview zur Notfallsituation und Maßnahmen geführt und beteiligte Rettungskräfte hinsichtlich der von Ihnen beobachteten Maßnahmen befragt. Beobachtungen der Augenzeugen wurden qualitativ erfasst. Maßnahmen der Ersthelfer wurden quantitativ erfasst und unter Berücksichtigung des medizinischen Ausbildungsstandes und des sozialen Umfeldes ausgewertet. Hierbei sollten Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Erste-Hilfe-Inhalten in der Realität und Möglichkeit der Verbesserung von Erste-Hilfe-Ausbildungen durch gezielte Schwerpunktsetzung identifiziert werden. ERGEBNISSE: 201 Einsätze wurden retrospektiv untersucht, in 138 Fällen konnte mit den Ersthelfern zeitnah ein Interview geführt werden. Plausible Wiederbelebungsversuche wurden in 30,4 % aller Einsätze durchgeführt. Diese wurden wiederum in 54,3 % der Fälle durch den Rettungsdienst als suffizient eingeschätzt. In lediglich 16,1 % der Einsätze wurden erfolgreiche Beatmungsversuche beobachtet. Suffiziente Thoraxkompressionen waren mit einer besseren Krankenhausentlassungsrate assoziiert als ineffektive, keine oder falsche Maßnahmen. Insgesamt 30,2 % der Patienten wurde zumindest vorübergehend in die stabile Seitenlage gebracht, in insgesamt 18,5 % geschah dies dauerhaft. Von den befragten Helfern erkanten nur 52,9 % den Atemstillstand. Der Kreislaufstillstand wurde in 55,4 % der Fälle erkannt, die Pulskontrolle war in 93,4 % das Mittel der Wahl zur Kreislaufüberprüfung. Von den Augenzeugen berichteten 28,5 % ungefragt von einer vorliegenden „komischen Atmung“ und 26 % ungefragt von einer Blaufärbung der Haut. In 88,9 % der Fälle geschah der Kollaps im Beisein vertrauter Personen. Der Beginn von Reanimationsmaßnahmen war im Beisein mehrerer Ersthelfer dreifach höher als in Gegenwart einer einzelnen Person, effektive Kompressionen wurden bis zu 15 Mal häufiger ausgeübt (p<0,001). Insgesamt 73,9 % der Kollapse geschahen in der häuslichen Umgebung, wo die Wahrscheinlichkeit für die Anwesenheit eines einzelnen Helfers sechsmal höher als in der Öffentlichkeit war (53,3 % vs. 9,6 %, p<0,001). So war im häuslichen Bereich die Bereitschaft für einen Reanimationsbeginn geringer sowie die Beobachtung suffizienter Maßnahmen deutlich seltener als in der Öffentlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit für Reanimationsmaßnahmen war im Beisein männlicher Helfers 1,8-fach höher als im Beisein weiblicher Zeugen (p=0,003). Bessere schulische Bildung (p=0,008) war mit effektiveren Maßnahmen assoziiert, für den höheren beruflicher Status deutete sich dies an. Eine höhere medizinische Ausbildung war ebenso entscheidend für effektive Maßnahmen (p<0,001) wie ein kürzerer Zeitabstand seit Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs (p=0,005). SCHLUSSFOLGERUNG: Bessere Fähigkeiten im Erkennen des Notfalls sind einzufordern. Insbesondere das Vorliegen einer agonalen Atmung sollte vom Helfer richtig eingeschätzt werden können. In Kursen sollte verstärkt die Möglichkeit eines solchen Atemtyps thematisiert und auf die richtige Interpretation vorbereitet werden. Gleiches gilt für eine Zyanose der Haut. Angesichts der häufigen Anwendung der stabilen Seitenlage bei fehlender Indikation muss hinterfragt werden, inwiefern dieser Maßnahme in der Ausbildung zu viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird. Teilnehmer in Erste-Hilfe-Kursen sind verstärkt für Gefahr eines eintretenden Kreislaufstillstandes nach zuvor vorhandenen Vitalzeichen zu sensibilisieren und zu wiederholten Kontrollen der Vitalzeichen anzuregen. Sturzbedingte Kopfplatzwunden oder das Problem, einen als schwer empfundenen Patienten nicht vom Bett oder der Couch auf den Fußboden umlagern zu können, sollten als Problemsituationen innerhalb der Kurse verstärkt angesprochen werden. Änderungen der Leitlinien, die einen frühzeitigen Hilferuf zur Rekrutierung weiterer Helfer empfehlen, sind zu begrüßen.
BACKGROUND: An important predictor of outcomes from out-of-hospital cardiac arrest (OOHCA) is bystander resuscitation. We analysed bystander perceptions during the victim's collapse, methods used to assess cardiac arrest and further evaluated the quality of bystander actions. METHODS: Over a 12-month period we prospectively investigated all dispatches for witnessed cardiac arrest of two physician-staffed emergency medical service (EMS) units within a western European metropolitan area (Berlin, Germany). On scene the bystander was identified by the EMS physician and approached to have a semi-structured interview in the following days. RESULTS: Out of 201 eligible responses, 138 bystanders could be interviewed (68.7%). 63 (45.3%) of these bystanders did not detect cardiac arrest. 36 bystanders (25.9%) spontaneously reported a "bluish colour" of the patient's head or body which occurred "unexpectedly". 39 persons (28.1%) reported abnormal breathing. Assessment of breathing was not undertaken in 27.0%, nor of circulation in 29.0%. If circulation was assessed pulse check was performed in 93.4%. Almost very fifth patient was found at the scene being in a side position. Compressions were plausible in 30% of all emergencies but found effective in just 54,4% CONCLUSION: In this sample of interviewed bystanders of OOHCA, almost half of the arrests were not detected. This might be a reason for the low rate of bystander resuscitation. Common bystander perceptions of arrest presence included "bluish skin colour" and abnormal breathing of the victim. These findings indicate that improvement of perception capabilities should be incorporated as a major learning objective into lay basic life support training. In addition, information regarding skin colour may be of value in dispatch protocols. The emphasis on the side position at first aid trainings might be questioned after being performed frequently by former attendants without indication.