dc.contributor.author
Schlößer, Sebastian
dc.date.accessioned
2018-06-08T01:47:30Z
dc.date.available
2010-04-29T10:26:23.178Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13884
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-18082
dc.description.abstract
HINTERGRUND: Bereits nach drei bis fünf Minuten eines Herz-Kreislauf-
Stillstandes droht dem unbehandelten Patienten eine zerebrale Schädigung, die
ein Überleben unwahrscheinlich macht oder nur mit schwerwiegenden
neurologischen Defiziten ermöglicht. Bei einem außerhalb eines Krankenhauses
erlittenen Herz-Kreislauf-Stillstand wird der professionelle Rettungsdienst in
der Regel erst nach acht bis zehn Minuten beim Patienten sein. Dieser ist
somit auf sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen durch anwesende Ersthelfer
angewiesen. Aktuelle internationale Veröffentlichungen untersuchen zwar die
Häufigkeit von Ersthelferreanimationen, nicht jedoch die individuelle Qualität
der einzelnen Maßnahmen. Eine punktuelle Datenerhebung aus Norwegen hierzu
liegen 20 Jahre zurück. Zwischenzeitlich hat es wiederholt Änderungen der
Wiederbelebungsleitlinien gegeben, um dem Ersthelfer die Entscheidungsfindung
und Durchführung einer Reanimation zu erleichtern. Systematische Studien zur
Überprüfung der Umsetzbarkeit der gültigen Empfehlungen in der Realität gibt
es nicht. UNTERSUCHUNGSZIEL UND METHODEN: Alle kardial bedingten
Reanimationseinsätze der Notärzte der Charité Berlin Campus Benjamin Franklin
wurden über 12 Monate untersucht. Mit den Augenzeugen wurde ein
semistrukturiertes Interview zur Notfallsituation und Maßnahmen geführt und
beteiligte Rettungskräfte hinsichtlich der von Ihnen beobachteten Maßnahmen
befragt. Beobachtungen der Augenzeugen wurden qualitativ erfasst. Maßnahmen
der Ersthelfer wurden quantitativ erfasst und unter Berücksichtigung des
medizinischen Ausbildungsstandes und des sozialen Umfeldes ausgewertet.
Hierbei sollten Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Erste-Hilfe-Inhalten in
der Realität und Möglichkeit der Verbesserung von Erste-Hilfe-Ausbildungen
durch gezielte Schwerpunktsetzung identifiziert werden. ERGEBNISSE: 201
Einsätze wurden retrospektiv untersucht, in 138 Fällen konnte mit den
Ersthelfern zeitnah ein Interview geführt werden. Plausible
Wiederbelebungsversuche wurden in 30,4 % aller Einsätze durchgeführt. Diese
wurden wiederum in 54,3 % der Fälle durch den Rettungsdienst als suffizient
eingeschätzt. In lediglich 16,1 % der Einsätze wurden erfolgreiche
Beatmungsversuche beobachtet. Suffiziente Thoraxkompressionen waren mit einer
besseren Krankenhausentlassungsrate assoziiert als ineffektive, keine oder
falsche Maßnahmen. Insgesamt 30,2 % der Patienten wurde zumindest
vorübergehend in die stabile Seitenlage gebracht, in insgesamt 18,5 % geschah
dies dauerhaft. Von den befragten Helfern erkanten nur 52,9 % den
Atemstillstand. Der Kreislaufstillstand wurde in 55,4 % der Fälle erkannt, die
Pulskontrolle war in 93,4 % das Mittel der Wahl zur Kreislaufüberprüfung. Von
den Augenzeugen berichteten 28,5 % ungefragt von einer vorliegenden „komischen
Atmung“ und 26 % ungefragt von einer Blaufärbung der Haut. In 88,9 % der Fälle
geschah der Kollaps im Beisein vertrauter Personen. Der Beginn von
Reanimationsmaßnahmen war im Beisein mehrerer Ersthelfer dreifach höher als in
Gegenwart einer einzelnen Person, effektive Kompressionen wurden bis zu 15 Mal
häufiger ausgeübt (p<0,001). Insgesamt 73,9 % der Kollapse geschahen in der
häuslichen Umgebung, wo die Wahrscheinlichkeit für die Anwesenheit eines
einzelnen Helfers sechsmal höher als in der Öffentlichkeit war (53,3 % vs. 9,6
%, p<0,001). So war im häuslichen Bereich die Bereitschaft für einen
Reanimationsbeginn geringer sowie die Beobachtung suffizienter Maßnahmen
deutlich seltener als in der Öffentlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit für
Reanimationsmaßnahmen war im Beisein männlicher Helfers 1,8-fach höher als im
Beisein weiblicher Zeugen (p=0,003). Bessere schulische Bildung (p=0,008) war
mit effektiveren Maßnahmen assoziiert, für den höheren beruflicher Status
deutete sich dies an. Eine höhere medizinische Ausbildung war ebenso
entscheidend für effektive Maßnahmen (p<0,001) wie ein kürzerer Zeitabstand
seit Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs (p=0,005). SCHLUSSFOLGERUNG: Bessere
Fähigkeiten im Erkennen des Notfalls sind einzufordern. Insbesondere das
Vorliegen einer agonalen Atmung sollte vom Helfer richtig eingeschätzt werden
können. In Kursen sollte verstärkt die Möglichkeit eines solchen Atemtyps
thematisiert und auf die richtige Interpretation vorbereitet werden. Gleiches
gilt für eine Zyanose der Haut. Angesichts der häufigen Anwendung der stabilen
Seitenlage bei fehlender Indikation muss hinterfragt werden, inwiefern dieser
Maßnahme in der Ausbildung zu viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird.
Teilnehmer in Erste-Hilfe-Kursen sind verstärkt für Gefahr eines eintretenden
Kreislaufstillstandes nach zuvor vorhandenen Vitalzeichen zu sensibilisieren
und zu wiederholten Kontrollen der Vitalzeichen anzuregen. Sturzbedingte
Kopfplatzwunden oder das Problem, einen als schwer empfundenen Patienten nicht
vom Bett oder der Couch auf den Fußboden umlagern zu können, sollten als
Problemsituationen innerhalb der Kurse verstärkt angesprochen werden.
Änderungen der Leitlinien, die einen frühzeitigen Hilferuf zur Rekrutierung
weiterer Helfer empfehlen, sind zu begrüßen.
de
dc.description.abstract
BACKGROUND: An important predictor of outcomes from out-of-hospital cardiac
arrest (OOHCA) is bystander resuscitation. We analysed bystander perceptions
during the victim's collapse, methods used to assess cardiac arrest and
further evaluated the quality of bystander actions. METHODS: Over a 12-month
period we prospectively investigated all dispatches for witnessed cardiac
arrest of two physician-staffed emergency medical service (EMS) units within a
western European metropolitan area (Berlin, Germany). On scene the bystander
was identified by the EMS physician and approached to have a semi-structured
interview in the following days. RESULTS: Out of 201 eligible responses, 138
bystanders could be interviewed (68.7%). 63 (45.3%) of these bystanders did
not detect cardiac arrest. 36 bystanders (25.9%) spontaneously reported a
"bluish colour" of the patient's head or body which occurred "unexpectedly".
39 persons (28.1%) reported abnormal breathing. Assessment of breathing was
not undertaken in 27.0%, nor of circulation in 29.0%. If circulation was
assessed pulse check was performed in 93.4%. Almost very fifth patient was
found at the scene being in a side position. Compressions were plausible in
30% of all emergencies but found effective in just 54,4% CONCLUSION: In this
sample of interviewed bystanders of OOHCA, almost half of the arrests were not
detected. This might be a reason for the low rate of bystander resuscitation.
Common bystander perceptions of arrest presence included "bluish skin colour"
and abnormal breathing of the victim. These findings indicate that improvement
of perception capabilities should be incorporated as a major learning
objective into lay basic life support training. In addition, information
regarding skin colour may be of value in dispatch protocols. The emphasis on
the side position at first aid trainings might be questioned after being
performed frequently by former attendants without indication.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
cardiac arrest
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Qualität der Maßnahmen von Augenzeugen beim Kreislaufstillstand außerhalb des
Krankenhauses
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. C. Spies
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. M. Fischer, Prof. Dr. V. Wenzel
dc.date.accepted
2010-05-16
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000016475-9
dc.title.translated
Quality of bystander actions at out-of-hospital-cardiac-arrest (OOHCA)
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000016475
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000011610
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open access